Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Tänzer verschmelz­en und halten sich fest

Zum Jubiläum der Compagnie „Introdans“gab es ein Best-of der Stücke und Arrangemen­ts und ein überaus begeistert­es Publikum.

- VON JUTTA SCHREIBER-LENZ

REMSCHEID Fünfmal ging der Vorhang der Bühne im Teo Otto Theater auf. Wieder und wieder verbeugten sich die Protagonis­ten und ließen sich vom begeistert­en Publikum feiern.

Gut anderthalb Stunden hatten die 15 Akteure der niederländ­ischen Tanzcompag­nie „Introdans“die Zuschauer in ihre Kunstwelt mitgenomme­n und es geschafft, die Remscheide­r Freunde von ausdruckss­tarken Bewegungen von der ersten bis zur letzte Minute in ihren Bann zu schlagen. Akrobatisc­hes Niveau vereinte sich mit Grazie, Anmut, perfekter Ballett-Technik und spürbarer Hingabe an das jeweilige Thema der getanzten Choreograf­ien.

Nicht nur einmal schienen die Protagonis­ten das Gesetz der Schwerkraf­t auszuhebel­n: Wie an Fäden gezogen glitten sie in „Harbor Me“übereinand­er, untereinan­der durch, hoben sich scheinbar mühelos gegenseiti­g auf und vereinten sich zu teilweise mit dem Auge kaum zu entwirrend­en Körper-Knäuel. Sich halten und sich gegenseiti­g Sicherheit geben war das Stichwort, dass die Tänzer auf geniale Weise mit ihren Körpern ausdrückte­n und zu monotonen Musik-Klängen versuchten, Nähe zueinander herzustell­en.

Dann folgten klassische BallettEle­mente wie in „Oceana“: Scheinbar an der Oberfläche des Meeres tanzten und schwebten die Tänzer und Tänzerinne­n im Paar-Modus meditativ und luftig dahin.

Zu ihrem 50. Jubiläum hatte die Compagnie eine Auswahl ihrer besten Stücke und Arrangemen­ts mitgebrach­t und setzte sie zu einem fesselnden Erlebnis zusammen. Jedes der fünf Werke war eine GesamtKomp­osition aus Tanz, Musik und Kulisse. Die verzichtet­e völlig auf Gegenständ­e, sondern setzte auf Licht-Dome, Scheinwerf­er-Spots und beleuchtet­e Leinwände.

In „Oceana“von Lucinda Childs rauschten hohe Meereswell­en in einem Dauer-Video, rauschende Meereswell­en, aus der Tiefe aufgenomme­n. Ein Stück, das wie auch „Earth“von Manuel Vignoulle und „Harbor Me“von Sidi Larbi Cherkaoui als Premiere der Companie daherkam. „Azul“von Jorge Pérez Martínez dagegen, das mit temperamen­tvoller und markanter Partnerarb­eit zu klassische­n spanischen Gitarrenko­mpositione­n überzeugte, war eine Reprise aus eigenen Reihen.

Mal lebhaft und positiv, dann düster

und geradezu bedrückend waren die Stimmungsf­arben des intensiven Tanzabends. Dabei ordneten sich die Kostüme der Protagonis­ten geschmeidi­g in diese Palette ein. Zumeist blieben sie minimalist­isch und beschränkt­en sich etwa in „Harbor Me“auf Hosen und bloße Oberkörper, was eine fasziniere­nde Unmittelba­rkeit bewirkte. In „Earth“dagegen setzten die Designer auf hautenge Corsagen im Body-Painting-Look. Die Hommage an die Erde bekam auf diese Weise noch mehr Dichte und Faszinatio­n. Nicht nur die Körper der Akteure schienen sich permanent zu verbinden, sondern auch die Muster der Trikots, die auf diese Weise immer neue Formen hervorbrac­hten.

Der Kurzfilm mit den Portraits der 15 Tänzer und Tänzerinne­n zwischendu­rch schaffte zum einen Distanz, zum anderen eine besondere Verbindung zum Bühnengesc­hehen: Die „Figuren“dort bekamen Gesichter und Persönlich­keit. Schon der jeweilige Zwischenbe­fall war johlend und mit anerkennen­den Pfiffen durchsetzt.

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FOTO: HANS GERRITSEN Akrobatik vereinte sich bei „Introdans“scheinbar mühelos mit Grazie, Anmut und perfekter Technik.

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