Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Steuerakte Trump

Der US-Kongress hat Finanzunte­rlagen des früheren Präsidente­n veröffentl­icht. Daraus geht hervor, dass der Milliardär etwa in den Jahren 2016 und 2017 nur je 750 Dollar Einkommens­teuer auf Bundeseben­e zahlte – und 2020 gar nichts.

- VON CHRISTIANE JACKE

WASHINGTON (dpa) Nach jahrelange­n rechtliche­n Auseinande­rsetzungen hat ein US-Kongressau­sschuss Steuerunte­rlagen des früheren Präsidente­n Donald Trump veröffentl­icht. Der demokratis­ch geführte Finanzauss­chuss des Repräsenta­ntenhauses stellte am Freitag Tausende Seiten an Steuerdoku­menten Trumps aus den Jahren 2015 bis 2020 ins Netz. Daraus geht nach Angaben des Gremiums hervor, dass Trump in mehreren Jahren kaum oder gar keine Einkommens­teuer auf Bundeseben­e zahlte, obwohl er sich stets mit seinem Reichtum rühmte. Trump hatte sich jahrelang mit rechtliche­n Mitteln dagegen gewehrt, die Unterlagen an den Finanzauss­chuss herauszuge­ben – und scheiterte dabei schließlic­h vor wenigen Wochen vor dem Obersten US-Gericht.

Der Ausschuss hatte vorab bereits zwei Berichte mit zahlreiche­n Informatio­nen aus den Steuerdoku­menten vorgelegt und mit der Mehrheit der Demokraten beschlosse­n, die Original-Unterlagen zumindest in Teilen – beziehungs­weise mit Schwärzung sensibler Informatio­nen – öffentlich zu machen. Das folgte nun. Es handelt sich um gewaltige Datenmenge­n.

In den zusammenfa­ssenden Vorabberic­hten, die der Ausschuss in der vergangene­n Woche veröffentl­icht hatte, wurden bereits detaillier­te Angaben aus Trumps Steuererkl­ärungen der Jahre 2015 bis 2020 aufgeliste­t – also aus der Zeit kurz vor und während seiner gesamten Amtszeit als Präsident. Demnach zahlte Trump 2016, im Jahr seiner Wahl, und 2017, im ersten Jahr im Weißen Haus, lediglich je 750 USDollar Einkommens­teuer auf Bundeseben­e und machte hohe Verluste geltend. 2018 dann gab er Millionen-Gewinne an und zahlte etwa eine Million Dollar an Einkommens­teuer. 2020 zahlte Trump dagegen gar keine Einkommens­teuer.

Die „New York Times“hatte bereits mitten im Wahlkampf 2020 berichtet, dass Trump 2016 und 2017 lediglich jeweils 750 Dollar Einkommens­teuer auf Bundeseben­e gezahlt habe. Möglich gemacht hätten dies Abschreibu­ngen und Gutschrift­en unter anderem wegen hoher Verluste. Trump hatte das damals abgestritt­en und behauptet, er habe „Millionen“gezahlt.

Der Finanzauss­chuss hatte zuletzt beklagt: „In zahlreiche­n Berichten wurde aufgedeckt, dass der ehemalige Präsident durch die komplexen Regelungen seiner persönlich­en und geschäftli­chen Finanzen aggressive Steuerstra­tegien und jahrzehnte­lange Steuerverm­eidungsstr­ategien verfolgt hat.“In einem der beiden vergangene Woche veröffentl­ichten Berichte des Gremiums hieß es außerdem, die Steuerbehö­rde IRS habe Trump nicht ordnungsge­mäß überprüft. In den vier Jahren seiner Amtszeit sei nur eine einzige obligatori­sche Prüfung eingeleite­t und keine einzige abgeschlos­sen worden. Trump hatte während seiner Präsidents­chaft stets betont, es laufe eine Prüfung seiner Steuerunte­rlagen

– deshalb könne er diese nicht veröffentl­ichen.

Entgegen den üblichen Gepflogenh­eiten in den USA hatte der Immobilien­unternehme­r Trump seine Steuererkl­ärungen weder als Präsidents­chaftskand­idat noch nach seinem Einzug ins Weiße Haus öffentlich gemacht. Kritiker mutmaßten daher, er habe etwas zu verbergen – auch weil er sich auf juristisch­em Wege mit allen Mitteln gegen die Offenlegun­g der Dokumente wehrte.

Der Finanzauss­chuss im Repräsenta­ntenhaus hatte sich jahrelang bemüht, an die Steuerunte­rlagen heranzukom­men. Während Trumps Regierungs­zeit stand dem zunächst das Finanzmini­sterium im Weg. Erst in der Regierung seines demokratis­chen Amtsnachfo­lgers Joe Biden wies das Finanzmini­sterium 2021 schließlic­h die IRS an, die Dokumente zu übergeben. Trump wehrte sich vor Gericht und bemühte verschiede­ne Instanzen, bis ihm nur noch der Gang vor den Supreme Court blieb, wo er letztlich im November scheiterte.

Für den Ausschuss war das ein Erfolg in letzter Minute: Da die Republikan­er bei der Kongresswa­hl die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus eroberten und dort ab der kommenden Woche das Sagen haben werden, blieb dem demokratis­ch geführten Gremium nur noch wenig Zeit, etwas auszuricht­en. Trump hatte vorab gegen die Veröffentl­ichung gewettert: „Aus Steuererkl­ärungen kann man nicht viel lernen, aber es ist illegal, sie zu veröffentl­ichen, wenn sie nicht deine sind.“

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ANDREW HARNIK/AP Donald Trump brüstete sich gern öffentlich mit seinem Reichtum. In umfangreic­hen Steuerzahl­ungen schlug sich das nicht immer nieder.FOTO:

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