Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Von 2151 Stellen im Rathaus ist jede elfte unbesetzt
Bei der Stadtverwaltung ist die Zahl der offenen Stellen gestiegen. Kritik kommt von BfS/ABI und CDU am gewachsenen Oberbürgermeister-Büro.
SOLINGEN Bei der Stadtverwaltung ist aktuell fast jede elfte Stelle unbesetzt. Dies teilte das städtische Personalmanagement auf Anfrage der BfS/ABI-Ratsfraktion mit. Mit 185 Stellen liegt der Wert der unbesetzten Posten um 50 höher als ein Jahr zuvor. In den Jahren von 2018 bis 2020 lag dieser Wert noch niedriger: zwischen 122 und 126. Die Verwaltung will gegensteuern.
Die Werte beziehen sich auf die Kernverwaltung ohne Tochtergesellschaften. Die Gesamtzahl der Mitarbeiter liegt demnach bei 2151 – 8,6 Prozent der Stellen sind unbesetzt. Am höchsten ist diese Quote mit 15,1 Prozent im Ressort 1 (Verwaltungsleitung und -steuerung), zu dem auch das Büro von Oberbürgermeister Tim Kurzbach gehört. Etwa jede zehnte Stelle ist im Zuständigkeitsbereich von Ordnungs-, Gesundheits-, Rechts- und Sozialdezernent Jan Welzel offen. Danach folgen die Ressorts von Planungs-, Bau-, Verkehrs- und Umweltdezernent Andreas Budde (8,9 Prozent), Stadtkämmerer Daniel Wieneke (8,4) sowie Jugend-, Schul-, Kulturund Sportdezernentin Dagmar Becker (4,1).
An der Altersstruktur hat sich in den vergangenen fünf Jahren kaum etwas verändert. Der Altersdurchschnitt der städtischen Bediensteten liegt nach geringen Schwankungen innerhalb der vergangenen fünf
Jahre bei 42,3 Jahren.
Inwieweit der Bürgerservice unter der Zahl der unbesetzten Stellen leidet, geht aus der Antwort auf die BfS/ABI-Anfrage nicht hervor. „Eine Unterteilung der Stellen nach Kundenverkehr / kein Kundenverkehr wird nicht vorgenommen und kann von daher nicht abgebildet werden“, erklärt das Personalmanagement.
Der Fachkräftemangel macht sich auch bei der Stadtverwaltung bemerkbar. Dem versucht das Rathaus auf mehreren Wegen entgegenzuwirken. Um Mitarbeiter zu halten, gab es nach dem Bericht der Verwaltung unter anderem Umfragen zur Zufriedenheit. Neue Mitarbeiter versucht die Stadt auf unterschiedlichen Wegen zu gewinnen.
So soll bei Einstellungen künftig persönliche Qualifikation gegenüber der fachlichen stärker bewertet werden. Auch Imagefilme und eine Social-Media-Marketingstrategie soll es geben. Testen will man auch neue Sprachstile bei Stellenausschreibungen.
Nach der von BfS/ABI angefragten Aufstellung des Personalmanagements umfasst das OB-Büro – also der engste Mitarbeiterstab um Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) – derzeit 38 Stellen. Zwei davon sind befristet, vier derzeit unbesetzt. Die größte Abteilung bildet in diesem Stadtdienst mit elf Stellen der Arbeitsbereich Finanzen, Repräsentation und Verwaltung. Hier wird allerdings demnächst eine Stelle
gestrichen, zwei sind aktuell unbesetzt. Darauf folgt die Abteilung Kommunikation und Stadtmarketing. Für die Außendarstellung der Stadtverwaltung und des Oberbürgermeisters sind zehn Mitarbeiter zuständig. Hier sind alle Stellen besetzt. Mit der Betreuung des Stadtrates und seinen Gremien sowie der Bezirksvertretungen und im Stab Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind jeweils acht Bedienstete beschäftigt. Hinzu kommen die Stellen der OB-Büroleiterin und eine derzeit unbesetzte Stelle für Stiftungen.
Diese Zahlen bezeichnet Jan Michael Lange von der BfS/ABI-Fraktion als erkenntnisreich. Nach seiner Meinung ist das Büro des Oberbürgermeisters in den vergangenen
Jahren „ein großes Schlachtschiff geworden“. Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Daniel Flemm mahnt, die personelle Struktur an der Verwaltungsspitze unter die Lupe zu nehmen. Dies gehöre dazu, wenn in den kommenden Monaten verwaltungsintern nach Sparpotenzialen gesucht werde.
Mit sämtlichen Antworten gibt sich Jan Michael Lange nicht zufrieden. Der Vorsitzende der BfS/ ABI-Fraktion bemängelt, dass die gelieferten Zahlen unter anderem bei den Einstellungen nicht ausreichend in die Tiefe gingen. Zudem vermisst Lange Ergebnisse zurückliegender Mitarbeiterbefragungen. Er kündigt weitere Anfragen seiner Fraktion an.