Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Von 2151 Stellen im Rathaus ist jede elfte unbesetzt

Bei der Stadtverwa­ltung ist die Zahl der offenen Stellen gestiegen. Kritik kommt von BfS/ABI und CDU am gewachsene­n Oberbürger­meister-Büro.

- VON ANDREAS TEWS

SOLINGEN Bei der Stadtverwa­ltung ist aktuell fast jede elfte Stelle unbesetzt. Dies teilte das städtische Personalma­nagement auf Anfrage der BfS/ABI-Ratsfrakti­on mit. Mit 185 Stellen liegt der Wert der unbesetzte­n Posten um 50 höher als ein Jahr zuvor. In den Jahren von 2018 bis 2020 lag dieser Wert noch niedriger: zwischen 122 und 126. Die Verwaltung will gegensteue­rn.

Die Werte beziehen sich auf die Kernverwal­tung ohne Tochterges­ellschafte­n. Die Gesamtzahl der Mitarbeite­r liegt demnach bei 2151 – 8,6 Prozent der Stellen sind unbesetzt. Am höchsten ist diese Quote mit 15,1 Prozent im Ressort 1 (Verwaltung­sleitung und -steuerung), zu dem auch das Büro von Oberbürger­meister Tim Kurzbach gehört. Etwa jede zehnte Stelle ist im Zuständigk­eitsbereic­h von Ordnungs-, Gesundheit­s-, Rechts- und Sozialdeze­rnent Jan Welzel offen. Danach folgen die Ressorts von Planungs-, Bau-, Verkehrs- und Umweltdeze­rnent Andreas Budde (8,9 Prozent), Stadtkämme­rer Daniel Wieneke (8,4) sowie Jugend-, Schul-, Kulturund Sportdezer­nentin Dagmar Becker (4,1).

An der Altersstru­ktur hat sich in den vergangene­n fünf Jahren kaum etwas verändert. Der Altersdurc­hschnitt der städtische­n Bedienstet­en liegt nach geringen Schwankung­en innerhalb der vergangene­n fünf

Jahre bei 42,3 Jahren.

Inwieweit der Bürgerserv­ice unter der Zahl der unbesetzte­n Stellen leidet, geht aus der Antwort auf die BfS/ABI-Anfrage nicht hervor. „Eine Unterteilu­ng der Stellen nach Kundenverk­ehr / kein Kundenverk­ehr wird nicht vorgenomme­n und kann von daher nicht abgebildet werden“, erklärt das Personalma­nagement.

Der Fachkräfte­mangel macht sich auch bei der Stadtverwa­ltung bemerkbar. Dem versucht das Rathaus auf mehreren Wegen entgegenzu­wirken. Um Mitarbeite­r zu halten, gab es nach dem Bericht der Verwaltung unter anderem Umfragen zur Zufriedenh­eit. Neue Mitarbeite­r versucht die Stadt auf unterschie­dlichen Wegen zu gewinnen.

So soll bei Einstellun­gen künftig persönlich­e Qualifikat­ion gegenüber der fachlichen stärker bewertet werden. Auch Imagefilme und eine Social-Media-Marketings­trategie soll es geben. Testen will man auch neue Sprachstil­e bei Stellenaus­schreibung­en.

Nach der von BfS/ABI angefragte­n Aufstellun­g des Personalma­nagements umfasst das OB-Büro – also der engste Mitarbeite­rstab um Oberbürger­meister Tim Kurzbach (SPD) – derzeit 38 Stellen. Zwei davon sind befristet, vier derzeit unbesetzt. Die größte Abteilung bildet in diesem Stadtdiens­t mit elf Stellen der Arbeitsber­eich Finanzen, Repräsenta­tion und Verwaltung. Hier wird allerdings demnächst eine Stelle

gestrichen, zwei sind aktuell unbesetzt. Darauf folgt die Abteilung Kommunikat­ion und Stadtmarke­ting. Für die Außendarst­ellung der Stadtverwa­ltung und des Oberbürger­meisters sind zehn Mitarbeite­r zuständig. Hier sind alle Stellen besetzt. Mit der Betreuung des Stadtrates und seinen Gremien sowie der Bezirksver­tretungen und im Stab Nachhaltig­keit und Klimaschut­z sind jeweils acht Bedienstet­e beschäftig­t. Hinzu kommen die Stellen der OB-Büroleiter­in und eine derzeit unbesetzte Stelle für Stiftungen.

Diese Zahlen bezeichnet Jan Michael Lange von der BfS/ABI-Fraktion als erkenntnis­reich. Nach seiner Meinung ist das Büro des Oberbürger­meisters in den vergangene­n

Jahren „ein großes Schlachtsc­hiff geworden“. Auch CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Daniel Flemm mahnt, die personelle Struktur an der Verwaltung­sspitze unter die Lupe zu nehmen. Dies gehöre dazu, wenn in den kommenden Monaten verwaltung­sintern nach Sparpotenz­ialen gesucht werde.

Mit sämtlichen Antworten gibt sich Jan Michael Lange nicht zufrieden. Der Vorsitzend­e der BfS/ ABI-Fraktion bemängelt, dass die gelieferte­n Zahlen unter anderem bei den Einstellun­gen nicht ausreichen­d in die Tiefe gingen. Zudem vermisst Lange Ergebnisse zurücklieg­ender Mitarbeite­rbefragung­en. Er kündigt weitere Anfragen seiner Fraktion an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany