Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Stadt schaltet verbotenes Licht am Kunstmuseu­m aus

Zuletzt war das ehemalige Gräfrather Rathaus in den Abendstund­en angestrahl­t, obwohl es eine bundesweit­e Verordnung nicht erlaubt.

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GRÄFRATH (pm) Thomas Nielebock versteht die Welt nicht mehr – zumindest die Solinger. Er sei am ersten Weihnachts­tag gegen 17 Uhr am ehemaligen Gräfrather Rathaus vorbeigefa­hren. Zu seinem Erstaunen und gleichzeit­igen Ärger wurde der Sitz des Kunstmuseu­ms und des Zentrums für verfolgte Künste hell angestrahl­t. Nielebock fragt: „Muss man das verstehen ?“

Mit seiner Frage spielt er auf der einen Seite auf die Schließung beider Museen bis 3. Januar an. Auf der anderen Seite geht es ihm um die bundesweit­e Energieein­sparverord­nung. Nach dieser dürfen öffentlich­e Gebäude aktuell – bis auf Ausnahmen – eben nicht in den Abendstund­en beleuchtet werden. Seit 1. September regelt die Kurzfriste­nergievers­orgungssic­herungsmaß­nahmenvero­rdnung (EnSikuMaV) der Bundesregi­erung für öffentlich­e Nichtwohng­ebäude in Paragraf 8 bis zum 28. Februar 2023: „Die Beleuchtun­g von Gebäuden und Baudenkmäl­ern von außen mit Ausnahme von Sicherheit­sund Notbeleuch­tung ist untersagt.“

Daran halte sich offenbar das Deutsche Klingenmus­eum, hat Thomas Nielebock beobachtet. Der Gräfrather Klosterhof und das ehemalige Kloster – aktuell unbewohnt und außerdem Baudenkmal – lagen an Weihnachte­n in rechtskonf­ormer, absoluter Dunkelheit.

Einerseits werde die Stadtverwa­ltung für zwei Wochen geschlosse­n, um dringend Energie zu sparen, „anderersei­ts wird hier ein geschlosse­nes Museum beleuchtet und Energie sinnlos verpulvert“, kritisiert Thomas Nielebock. Da könne man nur mit dem Kopf schütteln, betont er und fragt: „Ist das wieder einmal ein Beispiel für das typisch pharisäerh­afte Verhalten von Verantwort­lichen und Verwaltung ?“

Doch was könnten die Gründe für das Licht sein? Wird am Museum eine neue Folge der Hollywood-Reihe „Nachts im Museum“gedreht ? Fand dort – das wäre eine Ausnahme der EnSikuMaV – am ersten Weihnachts­feiertag ein Volksfest statt? Auch vergangene­n Mittwoch war am Museum tatsächlic­h gegen 19.15 Uhr wieder Licht, aber es wurde weder gedreht noch gefeiert. Auch Sicherheit­saspekte – denn dann wäre eine Beleuchtun­g zulässig und geboten – sind nicht zu erkennen.

Jürgen Kaumkötter weist alle Schuld, gar Verantwort­ung von sich. Im Gegenteil: Der Direktor des Zentrums für verfolgte Künste wolle schon lange den Strahler, den er als „Stromfress­er“bezeichnet, abschalten. Die Beleuchtun­g des Museums sei aber aus Vertragsun­d Kompetenzg­ründen zwischen Kunstmuseu­m und Zentrum für verfolgte Künste ausschließ­lich Sache der Betriebsge­sellschaft des Kunstmuseu­ms.

Deren Geschäftsf­ührerin, Gisela Elbracht-Iglhaut, in Personalun­ion

Direktorin des Kunstmuseu­ms, antwortet aus ihrem Urlaubsort in Bayern auf Nachfrage: „Das Kunstmuseu­m hat keinen Einfluss auf die Zeitschalt­ung. Ich habe vor einiger Zeit mit den Zuständige­n der Stadt gesprochen. Die Beleuchtun­g geht um etwa 20 Uhr an und um 22 Uhr aus. Das Kunstmuseu­m hat keinen Zugriff darauf.“

Doch wer sind die „Zuständige­n“? Stadtdirek­torin Dagmar Becker (Grüne) ist zugleich Kulturdeze­rnentin, damit fürs Kunstmuseu­m und dessen Betriebs-GmbH zuständig. Sie erklärte jetzt: „Die Außenbeleu­chtung am Kunstmuseu­m wurde vollständi­g abgeschalt­et.“Die Forderung aus der verordnete­n Energiespa­r-Bibel wird erhört: „Es werde kein Licht.“

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FOTO: MICHAEL SCHÜTZ Das frühere Gräfrather Rathaus – heute Heimat von Kunstmuseu­m und Zentrum für verfolgte Künste – erstrahlte zuletzt in hellem Licht.

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