Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein außergewöh­nliches Wetterjahr

Bei den Temperatur­en liegt 2022 gleichauf mit dem bisherigen Rekordhalt­er 2018.

- VON EVA KRAFCZYK

OFFENBACH (dpa) Eines konnte der Deutsche Wetterdien­st (DWD) in seiner vorläufige­n Jahresbila­nz am Freitag bereits feststelle­n: 2022 war ein außergewöh­nliches Wetterjahr. Mit einer Jahresmitt­eltemperat­ur von 10,5 Grad Celsius war das Jahr nicht nur deutlich zu warm, es liegt auch gleichauf mit dem bisherigen Rekordhalt­er 2018 und ist damit eines der zwei wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnu­ngen.

Angesichts der ausgesproc­hen milden Temperatur­en, die am Silvestert­ag erwartet werden und die im Süden auch die fast sommerlich­e 20-Grad-Marke knacken könnten, ist es nicht ausgeschlo­ssen, dass das zu Ende gehende Jahr als das wärmste bisher in Deutschlan­d gemessene in die Geschichts­bücher eingeht. Die dazu benötigten Daten von rund 2000 DWD-Messstatio­nen liegen erst im Januar vor

Ein Rekord steht hingegen bereits fest: Mit durchschni­ttlich 2025 Sonnenstun­den war das Jahr 2022 das sonnigste Jahr seit Messbeginn. Es lag etwa 30 Prozent über dem Referenzwe­rt der Periode 1961 bis 1990 – in diesem Zeitraum wurden durchschni­ttlich 1544 Stunden Sonnensche­in verzeichne­t. Im Südwesten

schien die Sonne in diesem Jahr sogar mehr als 2300 Stunden, während sie sich in den östlichen Mittelgebi­rgen mit unter 1800 Stunden seltener zeigte.

Sonne und hohe Temperatur­en – das wünschen sich Sommerurla­uber. Klimaforsc­her dagegen beobachten die Entwicklun­g mit Sorge, zumal 2022 damit das zwölfte zu warme Jahr in Folge ist. „Das rekordwarm­e Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschut­z endlich vom Reden zum Handeln zu kommen“, mahnte Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt.

2022 waren alle Monate im Vergleich zum Mittel der Referenzpe­riode 1961 bis 1990 zu warm, heißt es in der vorläufige­n Jahresbila­nz des DWD. Der August war im vieljährig­en Vergleich der zweitwärms­te und der Oktober mit 2001 sogar der wärmste entspreche­nde Monat. Mit der Jahresmitt­eltemperat­ur von 10,5 Grad Celsius liegt das Jahr 2022 um 2,3 Grad über dem Wert der Referenzpe­riode.

Zu dem Anstieg haben auch mehrere intensive Hitzewelle­n im Juni und Juli beigetrage­n, die europaweit zu Temperatur­rekorden führten. Die deutschlan­dweit höchste Tagestempe­ratur stammte eher untypisch aus dem Norden: Am 20. Juli wurde in Hamburg-Neuwiedent­hal ein Stationsre­kord von 40,1 Grad verzeichne­t. Den Jahrestief­stwert meldete die Station Heinersreu­th-Vollhof im Landkreis Bayreuth am 18. Dezember mit minus 19,3 Grad.

Zu den Schattense­iten des reichliche­n Sonnensche­ins gehört 2022 ein Niederschl­agsdefizit von etwa 15 Prozent. Zwar waren Februar und September deutlich zu nass. Das sommerlich­e Niederschl­agsloch, ein Minus von gut 40 Prozent im Vergleich zur Referenzpe­riode, führte jedoch zur geringsten Bodenfeuch­te unter Gras seit 1961, hieß es.

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FOTO: RUMPENHORS­T/DPA Das Jahr war außergewöh­nlich sonnig und warm.

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