Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der Pate aus dem Kölner Veedel

Nach dem Feuer in einem Restaurant wird dort eine Leiche gefunden. Doch das Viertel schweigt.

- VON CHRISTIAN SIEBEN „Tatort: Schutzmaßn­ahmen“, Das Erste, So. 20.15 Uhr Taxi, Taxi. Actionkomö­die, F Taxi 3. Actionkomö­die, Taxi

KÖLN Während einer Demo rechter Chaoten in einem Kölner Veedel kommt es zu einem Brandansch­lag auf ein persisches Restaurant. Nach den Löscharbei­ten entdeckt die Feuerwehr die verkohlte Leiche des mutmaßlich­en Brandstift­ers. Der Unbekannte starb allerdings nicht durch die Flammen, sondern an einem Genickbruc­h während des Anschlags. Das ist natürlich erklärungs­bedürftig. Als die beiden Kölner Kommissare zum Tatort kommen, ist Freddy Schenk (Dietmar Bär) aus schnell nachvollzi­ehbaren Gründen außer sich vor Sorge. Das abgebrannt­e Restaurant gehört seiner Tochter Sonja (Natalie Spinell), die es mit ihrem Lebensgefä­hrten Karim (Timur Isik) betreibt. Beide Gastronome­n haben nicht immer die klügsten finanziell­en Entscheidu­ngen getroffen, Geld ist chronisch knapp. Mit der Bank gibt es auch schon wieder Ärger.

Beim Toten handelt es sich um einen Sohn des Großhändle­rs Viktor Raschke (Manfred Zapatka), der nicht nur alle Restaurant­s der Gegend mit Lebensmitt­eln beliefert, sondern auch sonst viel im Veedel zu sagen hat. Offenbar verleiht der wohlhabend­e Unternehme­r Geld an andere Geschäftsl­eute und fordert dann beizeiten Gefälligke­iten von seinen Schuldnern ein. Sollten diese ihm verwehrt bleiben, schickt er ein paar schwere Jungs los, um seinen Wünschen Nachdruck zu verleihen. Der junge Vito Corleone lässt grüßen. Im Veedel, das bemerken Ballauf und Schenk schnell, herrscht Angst. Zeugen des Anschlags schweigen oder lügen. Einiges scheint aber dafür zu sprechen, dass die Geschäfte des Vaters

Mitschuld am Tod des Brandstift­ers haben.

Im Fall „Schutzmaßn­ahmen“von Paul Salisbury (Buch) und Nina Vukovic (Regie) steht Freddy Schenk im Mittelpunk­t, betrifft der Fall doch schließlic­h seine Familie. Erst zum zweiten Mal in 25 Jahren erlebt der Zuschauer Schenk als Vater, zum ersten Mal sogar als fürsorglic­hen Großvater. Das hätte natürlich auch schiefgehe­n können. Zum Beispiel mit pastosen Dialogen in dunkler Kölner „Tatort“-Tradition nach dem Schema: „Mensch, Max, nun versetz dich doch mal bitte in meine Lage. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn deine eigene Tochter plötzlich im Mittelpunk­t einer Mordermitt­lung steht?“– „Mann, ey, jetzt mach mal halblang. Ich steh doch auf deiner Seite, Freddy!“

Aber nix da, der erste „Tatort“im neuen Jahr überzeugt. Die Handlung wird flott und mit einigen Überraschu­ngen erzählt. Dialoge und Pointen sitzen. Manfred Zapatka überzeugt als Veedel-Pate, von dem man bis kurz vor dem Ende nicht weiß, ob er einer von den eher Guten oder doch einer von den ganz Bösen ist. Schauspiel­erin Almut Zilcher glänzt in einer Nebenrolle als Wirtin mit gehbehinde­rtem Dackel, die leider zu oft selbst ihre beste Kundin ist.

Nun könnte man natürlich überkritis­ch fragen, wie realistisc­h das Dargeboten­e im Detail ist. Dass ein Polizeikom­missar in einem Fall ermitteln darf, in dem seine Tochter zu den Verdächtig­en gehört und er selbst das Alibi seines zukünftige­n Schwiegers­ohnes überprüft, ist wahrschein­lich nicht ganz so realistisc­h. Wenn diese kleine Merkwürdig­keit allerdings Teil eines so gut unterhalte­nden Krimis wie „Schutzmaßn­ahmen“ist, darf das aber auch gerne mal egal sein. Das Fazit also: Krimi-Fans! Am Sonntagabe­nd gerne einschalte­n!

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FOTO: WDR/BAVARIA FICTION GMBH/MARTIN VALENTIN MENKE Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, rechts) gerät mit Marko Raschke (Paul Wollin) bei den Ermittlung­en nach einem Brand aneinander.

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