Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Sorge ums Weihnachtsgeschäft
Einzelhändler in den Stadtteilen fürchten gedämpfte Konsumfreude. In Ohligs wird mit der Baustellensituation gehadert. Auch bei der Beleuchtung müssen Kompromisse gemacht werden.
SOLINGEN Die Solinger Einzelhändler fürchten, dass die Konsumfreude im krisengeschüttelten Jahr 2023 beim Weihnachtsgeschäft eher gedämpft sein könnte. „Da sind zum einen der Krieg in der Ukraine und jetzt auch in Israel, die sich negativ auf die Stimmungslage auswirken. Ganz zu schweigen von der Entlassungswelle bei uns vor Ort“, spielt Detlef Amann, Vorsitzender des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W.I.R.), auf die jüngsten Entwicklungen bei den Solinger Unternehmen BIA und Wüsthof an, die zuletzt beide Personalabbau angekündigt hatten. „So etwas wirkt sich auch auf den Handel aus.“
So sei bei den Händlern der W.I.R. schon in den vergangenen Wochen eine Kaufzurückhaltung zu spüren gewesen. „Wir sind froh, wenn wir den Umsatz des vergangenen Jahres halten können“, hofft der Inhaber eines Herrenmodegeschäfts an der Kirchstraße. Buchstäblich ein Lichtblick sei immerhin, dass die Beleuchtung für den großen Baum auf dem Alten Markt repariert werden konnte. Mehrere Händler hätten die Reparatur gesponsert, so dass der Baum im Advent wieder in altem Glanz erstrahlen wird. Auch andere Bereiche der Solinger Innenstadt, etwa im Bereich Fronhof und Linkgasse, sollen festlich beleuchtet werden.
Auch in Ohligs bemühen sich die Händler nach Kräften, ein wenig Weihnachtsstimmung zu verbreiten – unter erschwerten Bedingungen, wie die Vorsitzende der Ohligser Werbe- und Interessengemeinschaft (OWG), Brigitte Kiekenap, erklärt: „Wenn man sowieso schon von einer Baustelle umzingelt ist und jetzt noch eine dazu kommt, macht es die Sache nicht gerade einfacher.“So sei es für Besucher und Händler eine erhebliche Beeinträchtigung, dass die Arbeiten an der Düsseldorfer Straße momentan das Bild des Stadtteils prägen, zugleich der Ostzugang am Hauptbahnhof umgebaut wird und die Kreisverkehre an der Lennestraße umgestaltet werden. Insbesondere mit dem Timing für letztere Baustelle sei die OWG nicht glücklich, so Kiekenap. „Bei der Stadt hieß es, dass man anderenfalls keine Fördergelder erhalten hätte, wenn die Arbeiten verschoben worden wären. Dem Argument können wir schwer etwas entgegensetzen.“
Auch bei der Weihnachtsbeleuchtung müssten die Händler der OWG in diesem Jahr baustellenbedingt Kompromisse machen. So könnten die Spannleitungen laut Einschätzung der Technischen Betriebe wegen der Arbeiten nicht aufgehängt werden – ein weiterer Wermutstropfen für das Weihnachtsgeschäft. „Irgendwas werden wir uns einfallen lassen, beim Brückenfest hat es schließlich auch geklappt“, gibt sich die Buchhändlerin optimistisch. „Es wird nicht dunkel bleiben.“
Mit konkreten Erwartungen für das Weihnachtsgeschäft hält sich Buchhändler Rainer Francke vom Walder Werbering bewusst zurück: „Das ist momentan noch eine Black Box. Wenn man sich die weltpolitische Lage und beispielsweise den Krieg in Israel anschaut, fällt es schwer, ans Geschäft zu denken. Mich beschäftigt das gerade sehr.“Zwar rechne er damit, dass die Menschen in diesem Jahr den Euro zweimal umdrehen werden. „Dennoch glaube ich nicht, dass an den Weihnachtsgeschenken gespart wird.“Trotz der gewaltigen Konkurrenz gerade im Buchhandel durch Online-Versandhäuser wie Amazon und Co. glaubt Rainer Francke an die Stärken des stationären Einzelhandels. „Das Internet ist anonym. Wir behaupten uns mit Individualität und persönlicher Beratung“, ist er überzeugt.
Für die richtige Atmosphäre beim Weihnachtsshopping sorgt der Werbering gemeinsam mit den Johannitern. Über 70 Kometen mit energiesparenden LED-Birnen werden im Advent wieder die FriedrichEbert-Straße erstrahlen lassen. „Das ist immer wieder herzerwärmend.“