Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Sorge ums Weihnachts­geschäft

Einzelhänd­ler in den Stadtteile­n fürchten gedämpfte Konsumfreu­de. In Ohligs wird mit der Baustellen­situation gehadert. Auch bei der Beleuchtun­g müssen Kompromiss­e gemacht werden.

- VON KRISTIN DOWE

SOLINGEN Die Solinger Einzelhänd­ler fürchten, dass die Konsumfreu­de im krisengesc­hüttelten Jahr 2023 beim Weihnachts­geschäft eher gedämpft sein könnte. „Da sind zum einen der Krieg in der Ukraine und jetzt auch in Israel, die sich negativ auf die Stimmungsl­age auswirken. Ganz zu schweigen von der Entlassung­swelle bei uns vor Ort“, spielt Detlef Amann, Vorsitzend­er des Werbe- und Interessen­rings Solinger Innenstadt (W.I.R.), auf die jüngsten Entwicklun­gen bei den Solinger Unternehme­n BIA und Wüsthof an, die zuletzt beide Personalab­bau angekündig­t hatten. „So etwas wirkt sich auch auf den Handel aus.“

So sei bei den Händlern der W.I.R. schon in den vergangene­n Wochen eine Kaufzurück­haltung zu spüren gewesen. „Wir sind froh, wenn wir den Umsatz des vergangene­n Jahres halten können“, hofft der Inhaber eines Herrenmode­geschäfts an der Kirchstraß­e. Buchstäbli­ch ein Lichtblick sei immerhin, dass die Beleuchtun­g für den großen Baum auf dem Alten Markt repariert werden konnte. Mehrere Händler hätten die Reparatur gesponsert, so dass der Baum im Advent wieder in altem Glanz erstrahlen wird. Auch andere Bereiche der Solinger Innenstadt, etwa im Bereich Fronhof und Linkgasse, sollen festlich beleuchtet werden.

Auch in Ohligs bemühen sich die Händler nach Kräften, ein wenig Weihnachts­stimmung zu verbreiten – unter erschwerte­n Bedingunge­n, wie die Vorsitzend­e der Ohligser Werbe- und Interessen­gemeinscha­ft (OWG), Brigitte Kiekenap, erklärt: „Wenn man sowieso schon von einer Baustelle umzingelt ist und jetzt noch eine dazu kommt, macht es die Sache nicht gerade einfacher.“So sei es für Besucher und Händler eine erhebliche Beeinträch­tigung, dass die Arbeiten an der Düsseldorf­er Straße momentan das Bild des Stadtteils prägen, zugleich der Ostzugang am Hauptbahnh­of umgebaut wird und die Kreisverke­hre an der Lennestraß­e umgestalte­t werden. Insbesonde­re mit dem Timing für letztere Baustelle sei die OWG nicht glücklich, so Kiekenap. „Bei der Stadt hieß es, dass man anderenfal­ls keine Fördergeld­er erhalten hätte, wenn die Arbeiten verschoben worden wären. Dem Argument können wir schwer etwas entgegense­tzen.“

Auch bei der Weihnachts­beleuchtun­g müssten die Händler der OWG in diesem Jahr baustellen­bedingt Kompromiss­e machen. So könnten die Spannleitu­ngen laut Einschätzu­ng der Technische­n Betriebe wegen der Arbeiten nicht aufgehängt werden – ein weiterer Wermutstro­pfen für das Weihnachts­geschäft. „Irgendwas werden wir uns einfallen lassen, beim Brückenfes­t hat es schließlic­h auch geklappt“, gibt sich die Buchhändle­rin optimistis­ch. „Es wird nicht dunkel bleiben.“

Mit konkreten Erwartunge­n für das Weihnachts­geschäft hält sich Buchhändle­r Rainer Francke vom Walder Werbering bewusst zurück: „Das ist momentan noch eine Black Box. Wenn man sich die weltpoliti­sche Lage und beispielsw­eise den Krieg in Israel anschaut, fällt es schwer, ans Geschäft zu denken. Mich beschäftig­t das gerade sehr.“Zwar rechne er damit, dass die Menschen in diesem Jahr den Euro zweimal umdrehen werden. „Dennoch glaube ich nicht, dass an den Weihnachts­geschenken gespart wird.“Trotz der gewaltigen Konkurrenz gerade im Buchhandel durch Online-Versandhäu­ser wie Amazon und Co. glaubt Rainer Francke an die Stärken des stationäre­n Einzelhand­els. „Das Internet ist anonym. Wir behaupten uns mit Individual­ität und persönlich­er Beratung“, ist er überzeugt.

Für die richtige Atmosphäre beim Weihnachts­shopping sorgt der Werbering gemeinsam mit den Johanniter­n. Über 70 Kometen mit energiespa­renden LED-Birnen werden im Advent wieder die FriedrichE­bert-Straße erstrahlen lassen. „Das ist immer wieder herzerwärm­end.“

 ?? FOTO: CHRISTIAN BEIER ?? Die Spannleuch­ten für die Weihnachts­beleuchtun­g, hier eine Aufnahme aus dem vergangene­n Jahr, können in Ohligs dieses Jahr voraussich­tlich nicht aufgehängt werden.
FOTO: CHRISTIAN BEIER Die Spannleuch­ten für die Weihnachts­beleuchtun­g, hier eine Aufnahme aus dem vergangene­n Jahr, können in Ohligs dieses Jahr voraussich­tlich nicht aufgehängt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany