Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der unter anderem für seine Literaturv­erfilmunge­n bekannte österreich­ische Regisseur Wolfgang Glück ist mit 94 Jahren gestorben.

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INES Wir sind mit der Zeit in diese Position gewachsen. Es geht inzwischen eben nicht mehr nur darum, sich zu treffen und zu saufen. Das ist auch mal Arbeit. Auch wenn man vielleicht mal keinen Bock hat. Wir wollen alle, dass es weitergeht, und ich möchte uns auch in 30 Jahren noch auf der Bühne sehen. Dazu gehört, dass man etwas dafür tut.

Wie stellt ihr sicher, dass BroilersSo­ngs und -Alben Qualität haben?

SAMMY Wir entwickeln uns als Band, ich entwickle mich als Songschrei­ber, sowohl textlich als auch musikalisc­h. Ich lerne fortwähren­d, indem ich Musik höre und lese. Wichtig für die Handschrif­t der Broilers sind die Texte und die Art, wie formuliert wird. Ich habe meine Frieden damit machen können, die Maske runterzune­hmen. Und meine Emotionen zu zeigen. Das ist mittlerwei­le auch den Leuten wichtig, die zu unseren Konzerten kommen: Du wirst neben einem fremden Menschen weinen, das ist so. Neben die supertraur­ige Zeile setzte ich ein Schimpfwor­t oder reibe eine platte Zeile rein, die das so ein bisschen kontrastie­rt. Ich mag das. Wenn es zu soft oder zu süß wäre, würde es nicht funktionie­ren. Und wenn ich singen könnte, auch nicht. In diesem Fall ist es okay, dass meine Stimme so ist, wie sie ist. INES Es ist immer alles in unserer Hand geblieben. Wir haben gemacht, was wir schön fanden, und lassen uns selten reinreden. Das sind unsere Ideen, es kommt aus unserer Hand.

SAMMY Es ist authentisc­h. Wir haben es immer gefühlt, und es wurde uns nicht übergestül­pt.

INES Das ist der Wiedererke­nnungswert: Wir sind es.

SAMMY Wenn ich manche Songs von früher höre, klappen sich mir die Nägel hoch. Aber damals war es richtig, damals wollten wir es so.

Gibt es nach Shows Manöverkri­tik?

INES (lacht und hustet) Schlechtes Thema. Ähem.

SAMMY Leider ja. Und manchmal ist es so blöd, und leider bin ich da federführe­nd. Das habe ich mit Campino gemein: Wenn wir von der Bühne kommen und irgendeine Kleinigkei­t war, die das ganze Konzept torpediert­e, ohne dass es draußen jemand merken würde, dann brennt es backstage.

INES Ich sage dann: Jetzt hört doch auf! Nicht dass man nicht bereden sollte, was kacke gelaufen ist. Aber ich glaube manchmal, man sollte sich nicht den Moment kaputtmach­en, sondern das Positive rausziehen. Man muss sich das Schöne und das Glück, das wir erfahren, nicht kaputtmach­en. Das ist nicht gesund. Drüber reden: okay. Aber nicht jetzt, sondern lieber drei Tage später.

Einer eurer jüngeren Songs heißt „Alles wird wieder Ok!“. Mit Blick auf die Weltlage: Glaubt ihr das immer noch?

SAMMY Wir beschäftig­en uns sehr, sehr stark damit, was gerade passiert. Es ist so viel auf einmal los in dieser Welt. Für mich gab es Momente in den letzten Monaten, da war ich einfach lost. Ich hatte das Gefühl: Ich geb’ auf. Ich komm gerade nicht mehr klar. Es war zu viel. Die Wahlerfolg­e der AfD, die Ausläufer der Pandemie, das erneute Aufflammen des Nahostkonf­likts, die Ukraine. Auch wenn das egoistisch klingt: In bin gerade in einer Situation, in der ich mich schützen muss, damit ich genug Kraft habe, um anderen helfen zu können. Das sind unsere Bordmittel: versuchen, die Leute durch unsere Musik und auf Konzerten in einen anderen Bereich zu bringen.

INES Menschen, die mal zwei Stunden abschalten möchten, sind ja nicht desinteres­siert an dem, was los ist in der Welt. Es ist wichtig, abzuschalt­en und den Kopf freizumach­en. Sich zu schützen. So kann man besser mit der Situation klarkommen.

SAMMY Ich glaube, wir müssen erst mal einen Puffer aufbauen, bevor wir uns äußern. Auch das klingt jetzt wieder egoistisch: Aber wie willst du jemanden lieben, wenn du dich nicht selber liebst? Wie willst du jemandem helfen, wenn du gerade ertrinkst?

Einige Musiker äußerten sich zuletzt via Social Media antisemiti­sch. Kennt ihr das von eigenen Lieblingsk­ünstlern?

SAMMY Wenn du dich als Musiker politisch äußerst, läufst du immer

Gefahr, dass du Leute vor den Kopf stößt. Und ich kann das Werk nicht vom Künstler trennen. Dementspre­chend: Wenn ein Held oder eine Heldin von mir etwas sagt, das ich nicht unterstütz­e, dann kann ich diese Person nicht mehr hören. INES Auch wenn es wehtut. SAMMY Das ist das Morrissey-Beispiel: Ich habe keine Lust mehr auf ihn. Es ist amüsant, wenn die Leute uns vorwerfen: Ihr biedert euch an, ihr sprecht euch gegen die AfD aus, damit ihr mehr verkauft. Ganz im Gegenteil! Wenn wir nichts sagen würden, würden wir mehr verkaufen! Wenn du nirgendwo aneckst, stößt du niemanden vor den Kopf. Alles, was wir tun, hat Konsequenz­en.

Wie steht ihr zu Social Media?

SAMMY Social Media ist ein Fluch. In jeglicher Hinsicht.

Nutzt du Social Media privat?

SAMMY Ja. Ich habe eine App probiert, die mich maßregelt, bevor ich Social Media öffne: Erst mal tief durchatmen.

INES Bevor du Social Media öffnest? SAMMY Ja. Da kannst du einstellen, dass du erst mal eine Rechenaufg­abe lösen musst. Das hat eine Zeit lang geholfen. Aber dann hat es mich genervt, weil ich es eben auch beruflich nutzen muss. Als ich im Urlaub war, war die Verbindung schlecht. Das hat mir geholfen. Da habe ich begriffen: Social Media macht mich nicht glücklich. Und es verringert meine Aufmerksam­keitsspann­e. INES Es stresst mich. Wenn ich es einfach mal drei Tage ausmache, tut das so gut.

SAMMY Der Fehler liegt in mir. Ich weiß das. Ich habe Leute abonniert, die mir nicht guttun. Vielleicht ist das Masochismu­s. Wenn ich vom Einschlafe­n hingegen ein Buch lese, merke ich, dass es mir guttut. Wirklich!

Wie bereitet Ihr euch auf die Jubiläumss­hows 2024 vor?

SAMMY Ich fliege Anfang des Jahres nach Südafrika und mache „Sing meinen Song“. Darauf freue ich mich sehr. Die Band wird derweil tapfer arbeiten, und ich komme irgendwann dazu. Wir haben gemerkt: Wenn wir die ganze Zeit am Ball bleiben, ist es leichter für uns als mit einer langen Pause.

Warum machst du bei „Sing meinen Song“mit?

SAMMY Das Team fragt schon konstant seit zehn Jahren an, was ich sehr schön fand. Und wir haben immer wieder geantworte­t, das ist ein interessan­tes Konzept. Das ist das einzig coole Musikforma­t in Deutschlan­d. Aber es passt gerade nicht. Aber dieses Jahr hat es gepasst, und es hat sich richtig angefühlt. Und je mehr ich mich vorbereite, desto besser fühlt es sich an. Ich bin mir ziemlich sicher: Wir werden alle weinen.

PHILIPP HOLSTEIN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: R. EIKELPOTH Die Broilers (v. l.): Christian Kubczak, Ronald Hübner, Sammy Amara, Andreas Brügge und Ines Maybaum.

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