Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
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Foto: Christian Beier
Familienunternehmen anspricht: Nicht selten sind die Beschäftigten seit Jahrzehnten Teil des Betriebs. Einige haben Moritz Kalkums Aufwachsen an der Schlachthofstraße aus nächster Nähe verfolgt. Diese Identifikation sei oft ein Vorteil, gehe aber auch mit Herausforderungen einher – ein persönlich gutes Verhältnis sei wichtig, dennoch müsse ein Geschäftsführer manchmal auch unliebsame Entscheidungen treffen.
„Viele Dinge haben mich in den Anfangsjahren sehr gestresst“, sagt der Solinger. Zum ersten Mal Unterschriften bei der Bank und dem Notar zu leisten beispielsweise – plötzlich zu spüren, wie die Verantwortung für eine Firma auf den eigenen Schultern lastet.
Für den Unternehmer steht deshalb fest: Bei Nachfolgefragen geht es vor allem um emotionale Themen, die häufig zu kurz kommen. Bestätigt sieht er sich nicht zuletzt durch den engen Kontakt zu anderen Familienbetrieben. Der 41-Jährige ist Mitglied der Wirtschaftsjunioren Solingen und gehört der Vollversammlung der Bergischen Industrie- und Handelskammer an. Deshalb legt er den Fokus in seinem Coaching seit knapp drei Jahren genau darauf: „Ich konzentriere mich auf die Gefühlswelt.“
Seine Frau Sophie brachte ihn auf das Thema, Moritz Kalkum absolviert eine Ausbildung zum EmTrace-Mastercoach. Der Ansatz hat zum Ziel, Stresserlebnisse gezielt zu verarbeiten, emotionale Blockaden abzubauen und negative Verhaltensmuster zu verändern.
Was bedeutet das in der Praxis? Häufig komme es vor, dass Emotionen an unternehmerische Ziele geknüpft werden – steigt der Umsatz, ist kurz Zeit zum Durchatmen. „Diese Mechanismen geben einem aber nicht auf Dauer ein Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit“, sagt Kalkum. Dafür brauche es tiefgreifendere Veränderungen. Es könne gelingen, das empfundene Stresslevel zu senken, indem man lernt, in bestimmten Situationen bestimmte innere Ressourcen zu aktivieren. Wichtig dabei sei, Alltagsprobleme nicht zu überhöhen: „Oft hilft schon ein einfacher Perspektivwechsel. Ich helfe meinen Coachees dabei, gedanklich rauszuzoomen. Der empfundene Stress kann dann deutlich einfacher abgebaut werden.“
Gerade für Nachfolger sei das entscheidend. Denn bei ihnen überlagert sich das Familienleben mit der Arbeitswelt. Beides zu trennen, sei schwierig, ohne sich die eigenen Emotionen bewusstzumachen. Um der Familie gerecht zu werden, müsse man sich um sich selbst kümmern, ist der dreifache Vater überzeugt. Das helfe auch bei dem Prozess, sich von der generationenübergreifenden Historie zu lösen, einen eigenen Weg zu finden, ohne Tradition zu verleugnen.
Moritz Kalkum selbst hat bereits Coachings in Anspruch genommen. Dabei erlebte er laut eigener Aussage, wie bereichernd es sein kann, sich einem Dritten zu öffnen. „Das ist ein riesiger Luxus.“Eine Hoffnung muss der Solinger ausräumen: Er könne keinen Königsweg nach Schema F anbieten. Jeder Mensch trage alle Ressourcen in sich, um seine individuellen Herausforderungen zu lösen. Er schaffe den Rahmen, um sie zutage zu fördern.
Moritz Kalkum ist sicher: „Zufrieden und glücklich zu sein, ist in erster Linie eine persönliche Entscheidung.“Der 41-Jährige selbst scheint auf einem guten Weg: „Ich bin glücklich, wo ich bin.“
„Zufrieden zu sein, ist eine persönliche Entscheidung“Moritz Kalkum Unternehmer und Coach