Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die liebliche Welt aus dem Netz
„Bodies, Grids and Ecstasy“heißt die aktuelle Schau im Kai 10 am Medienhafen. Zu sehen sind spannende Künste aus dem Computer. Ein Rundgang.
Abstraktionen preiszugeben. Auf pastellfarbenen und mit Farbverläufen gestalteten Bildhintergründen entsteht ein unbestimmtes Allerlei, das alles und nichts bedeuten kann. Ein farbiger Bildschirmhintergrund, der auch ohne Botschaft auskommt.
Anders Pavel Pepperstein. Eine ganze Koje ist diesem russischen Konzeptkünstler aus Moskau gewidmet, dessen Humor seit dem Krieg gegen die Ukraine hierzulande sehr vermisst wird. Er ist der einzige Künstler in dieser Gruppenschau, der nicht zum Thema digitaler Illusionen passt. Er glossiert den Suprematismus aus der Avantgarde seiner Heimat, aber er zieht auch die Amerikaner mit ihrem nationalen Stolz durch den Kakao. Seine farbenfrohen, spitzen Dreiecke, wie sie die abstrakten Künstlerkollegen im frühen 20. Jahrhundert liebten, schießt er auf den Mond, wo allerdings schon die amerikanische Flagge weht, während ein Mann im eiförmigen Rund auf die Knie fällt und mit Cowboyhut, schwarzem Anzug und polierten Modeschuhen betet, während im schwarzen Weltall die bunten Sterne trudeln. Die acht Aquarelle des Künstlers von 2009 bis 2015 gehören zur Privatsammlung der Mäzenin Monika Schnetkamp, die damit ihre eigenen Schätze ein klein wenig der Öffentlichkeit preisgibt.
Am 24. Januar will die Berlinerin Lena Schramm in einer Gesprächsrunde erklären, warum sie sich mit einer akribischen Genauigkeit ausgerechnet in die Ecstasy-Pille kniet. Diese Designerdroge mit psychoaktiver Wirkung kann nicht nur Glücks- und Liebesgefühle erzeugen, sondern zu einer psychotischen Störung bis zu einem Kreislaufkollaps führen. Mit diesen Tabletten erzählt die Künstlerin nicht nur ein heikles Kapitel aus der Partykultur, sondern stellt auch Bezüge zum Kunstkommerz in der Art Basel her.