Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Das Birker Bad bietet 2024 so viel „meer“
Die Betreiber von Jacques‘ Wein-Depot und Denns BioMarkt sind mit den ersten Verkaufswochen nach der Eröffnung zufrieden.
SOLINGEN Gut Ding will Weile haben. Dass es zweieinhalb Jahre werden würden, hatte Daniel Herr allerdings nicht erwartet, als er sich bei Jacques‘ bewarb. Der gebürtige Solinger wusste, dass die Weinspezialisten einen Standort in Solingen eröffnen wollten und sich vertraglich Flächen im Birker Bad gesichert hatten. Dessen Umbau aber dauerte.
Dass sich die Wartezeit gelohnt hat, zeichnete sich schon während der Renovierung des ehemaligen Hallenbades ab. „Ich finde, dass der Umbau sehr gelungen ist“, kommentiert Kunde Peter Stock, während er sich von Daniel Herr beraten lässt. „Wir freuen uns, dass Solingen wieder ein Jaques‘ Wein-Depot hat“(Es gab einmal einen Vorgänger an der Beethovenstraße / Anmerkung der Redaktion). Wobei die Freude beiderseitig ist. „Die ersten drei Wochen lagen über unseren Erwartungen“, berichtet Daniel Herr.
Der 38-Jährige ist eigentlich gelernter Buchhändler und Speditionskaufmann, hat aber seine Leidenschaft für Wein entdeckt. Rund 300 Weine bietet der Jacques‘-Partner mit seinen drei Aushilfen an – etwa 200 können verkostet werden. Herr selbst trinkt gerne Weißwein und gönnt sich gelegentlich eine Flasche Pouilly-Fuissé aus Beaune in Frankreich. Mit 37,80 Euro gehört sie zu den teureren Angeboten im Sortiment. Die Palette reicht von Flaschen für gut fünf Euro bis zu Champagner für 45 Euro und Rotwein für 56,50 Euro. Außerdem gibt es unter anderem Säfte, Schokolade, Pasta und Pesto.
Vor Weihnachten, so Daniel Herr, habe sich auch die eine oder andere Firma Präsente zusammenstellen lassen. Im kommenden Jahr soll es zudem Weinproben geben – auch in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Maik. Er betreibt in Unterburg die „Bergische Grillakademie“und das „Café Belle Vie. Die Brüder sind durch ihr Engagement beim GSV Langenfeld auch im Sport keine Unbekannten: Daniel Herr etwa, der früher beim TSV Aufderhöhe Fußball spielte, ist dort Sportlicher
Leiter.
Aktiver Sportler war auch Benjamin Bliss. Als ihm seine vielen Aktivitäten noch Zeit dafür ließen, spielte der heute 39-Jährige Football bei den Solingen Paladins. Einen Namen hat sich der Runningback aber nicht nur auf dem Spielfeld, sondern vor allem als Unternehmer gemacht: Seine Firma Aerotask betreibt Flugsimulatoren an zehn Standorten in Deutschland. Einer der nächsten wird dann Wien sein. Für die Idee hinter dem Start-up Neuland agronomics erhielt Bliss vor drei Jahren die Auszeichnung „Rheinland genial“. Die GmbH hat sich auf „automatisierte Präzisionstechnik für den Anbau, die Züchtung und die Verarbeitung von Cannabis“spezialisiert.
Das jüngste Baby des gebürtigen Solingers – sieht man einmal von Charlotte (13 Monate) ab – ist jedoch das Café „meer“. Eigentlich ist das Baby schon im schulpflichtigen Alter. Aber auch Benjamin Bliss musste jahrelang auf den Abschluss der Bauarbeiten im Birker Bad warten. „Coming soon“, heißt es hoffnungsvoll auf der Homepage birkermeer.de, während es im richtigen Leben – gegenüber von Jaques‘ im Bereich des ehemaligen Römerbads – noch einiges zu tun gibt.
Dass hier ein Juwel entsteht, zeichnet sich schon seit Wochen ab. Aber noch fehlt die Abdeckung der ehemaligen Tauchbecken. „Wir warten auf das Panzerglas für den begehbaren Boden“, erläutert Bliss. Übergangsweise eine andere Abdeckung zu wählen, komme nicht infrage. „Wir sind kompromisslos. Was wir machen, machen wir richtig“, sagt der gelernte Kaufmann mit BWL-Studium und einer Ausbildung zum Verkehrspiloten.
Das gilt für alle Projekte unter dem Aerotask-Dach. Das Unternehmen zog gerade von der Merscheider Straße in die erste Etage des Birker Bads. Der Platz für den Flugsimulator (Cockpit plus mehrere Meter lange Kabine) ist bereits vorbereitet. Der erste Start soll voraussichtlich im März stattfinden.
Mitte des Jahres könnte dann parterre ein Laden eröffnen, der ebenfalls unter der Regie von Benjamin Bliss steht: „Das Projekt hat den Arbeitstitel Blumenladen“, berichtet der Unternehmer. „Wir möchten dort schöne Geschenke anbieten.“Dazu sollen auch „Erlebnisse“wie im Flugsimulator gehören, die in Gutscheinform angeboten werden.
Mit rund 900 Quadratmetern ist Bliss der größte Mieter im Birker Bad und mit Vermieter Andreas Borodimos sehr zufrieden. „Er ist öfter auf der Baustelle gewesen als der Bauleiter“,
scherzt Bliss, während er neben seinem Vermieter am neu eingebauten Aufzug steht. Borodimos kümmerte sich um die grundlegende Sanierung – die Details der Einrichtung liegen in den Händen der Mieter.
Zu ihnen zählt auch Denns BioMarkt, der am 23. November als erstes Geschäft Kunden empfing. Über dem ehemaligen Schwimmbecken, dessen Lage noch an Fliesen im Boden erkennbar ist, werden seitdem mehr als 6000 Bioprodukte angeboten. „Es ist gut angelaufen. Wir sind sehr zufrieden“, erzählt Marktleiter Tobias Heuschkel, der zuletzt für Denns in Düsseldorf-Hellerhof arbeitete.
Heuschkel komplettiert im Übrigen das sportliche Mieter-Trio: Der gebürtige Solinger war Spieler und ehrenamtlicher Trainer beim VfB. „Das Gebäude passt zu unserem Konzept Nachhaltigkeit“, freut sich der 31-Jährige, der selbst gelegentlich seine Bahnen im Birker Bad zog. „Viele Kunden fragen uns nach der Badeanstalt.“
Auch Bernd Engels, Regionalleiter von Jaques‘, ist von der „Location sehr angetan“: Sie liege günstig und biete viele Parkplätze. „Sehr gespannt sind wir auf die Belegung weiterer Flächen im Objekt, die den Standort für uns und unsere Kunden noch attraktiver machen wird.“Benjamin Bliss weiß da mehr, will aber noch nicht viel erzählen. Die Idee, einen „Club“einzurichten, hat aber schon die Runde gemacht.