Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Die Hilfsberei­tschaft hier ist toll“

Bedürftige freuen sich über warmes Essen: 85 Gäste kamen zur Adventsfei­er der evangelisc­hen Kirche Wald.

- VON SIMONE THEYSSEN-SPEICH

WALD Nicht jeder plant in diesen Tagen, welches Festessen es zu Weihnachte­n gibt, welche Geschenke noch gekauft werden müssen. Für viele Menschen ist auch an Weihnachte­n das Geld knapp. Einige von ihnen kommen regelmäßig zum Mittagstis­ch der evangelisc­hen Kirchengem­einde Wald, freuen sich, dort kostenlos zweimal pro Woche eine warme Mahlzeit zu bekommen.

Am gestrigen Donnerstag gab es nicht nur Grünkohl, sondern auch eine Adventsfei­er mit Kaffee und Keksen, Programm und Geschenken. Die Wünsche konnten die Betroffene­n vorab äußern, sie wurden dank vieler Spenden individuel­l erfüllt.

Bettina Brücker war eine von 85 Gästen bei der Feier im Gemeindeha­us an der Corinthstr­aße. Sie war mit zweien ihrer Söhne da. Fast jeden Montag und Donnerstag kommt die 52-Jährige auch sonst zum kostenlose­n Mittagesse­n. „Das Essen ist eine große Hilfe, aber auch die Unterhaltu­ng ist wichtig.“

Den Kopf in den Sand zu stecken, das kommt für die fünffache alleinerzi­ehende Mutter, die von

Hartz IV lebt, nicht infrage. „Die immer lacht“hat sie ihr Lebensmott­o auf ihren Arm tätowiert. „Die Hilfsberei­tschaft hier ist toll“, freut sich

Bettina Brücker, auch ab und an eine Lebensmitt­eltüte oder Kleidung aus der Kleiderkam­mer mitnehmen zu können.

Mit Menschen zu sprechen, das war auch für Marina Eichler bei der Adventsfei­er wichtig. „Eine warme Mahlzeit und etwas Unterhaltu­ng“, mehr braucht die 63-Jährige nicht. Auch sie lebt von Sozialleis­tungen. „Ich habe in jungen Jahren gearbeitet, dann vier Kinder bekommen. Gemeinsam mit meinem Mann war ich selbststän­dig. Als alles in die Brüche ging, blieb am Ende nichts übrig“, beschreibt sie ihren Lebensweg. „Aber die Kinder mussten nie leiden, immer habe ich an mir gespart, damit für die Kinder genug da war“, erzählt sie.

Ihre Lebensgesc­hichte gleicht der von vielen, die das kostenlose Angebot der Kirchengem­einde gerne annehmen. Damit jeden Montag und Donnerstag warmes Essen für im Schnitt 50 Besucher auf dem Tisch stehen kann, hat auch der Solinger Lions Club das Angebot wieder mit 11.000 Euro unterstütz­t. „Es ist uns wichtig, den Menschen in Solingen zu zeigen, was wir Gutes mit den Einnahmen vom Zöppkesmar­kt und vom Lions-Adventskal­ender machen“, so Lions-Präsident Andreas Kissing. Auch die „Kette der helfenden Hände“unterstütz­t das warme Mittagesse­n für die Bedürftige­n seit vielen Jahren.

Mit ihrem Team aus 25 Ehrenamtli­chen hat Gemeindesc­hwester Bettina Hamann die Adventsfei­er wieder durchgefüh­rt. Pfarrer Stefan Ziegenbalg hat sie alle sicherlich gemeint mit seiner Andacht zum Thema „Wir brauchen mehr Engel“. „Das hier ist unser Gottesdien­st im Alltag. Hier können wir zeigen, dass das, was wir in der Kirche predigen, Konsequenz­en hat für das, was wir tun.“

„Das hier ist unser Gottesdien­st im Alltag“Bettina Hamann Gemeindesc­hwester

 ?? FOTO: PETER MEUTER ?? Pfarrer Stefan Ziegenbalg und Gemeindesc­hwester Bettina Hamann (v.r) hatten bei der Feier in der Kirchengem­einde Wald ein offenes Ohr für die Geschichte­n der Bedürftige­n.
FOTO: PETER MEUTER Pfarrer Stefan Ziegenbalg und Gemeindesc­hwester Bettina Hamann (v.r) hatten bei der Feier in der Kirchengem­einde Wald ein offenes Ohr für die Geschichte­n der Bedürftige­n.

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