Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Spende hilft beim Schritt zurück ins Leben

Durch einen Beitrag in der Solinger Morgenpost wurde Gesche Hugger auf das Schicksal der an Post Covid leidenden Finja aufmerksam. Jetzt unterstütz­t sie die betroffene Familie über ihre Stiftung.

- VON ALEXANDER RIEDEL

SOLINGEN Wenn Zyniker beklagen, das Weihnachts­fest habe sich in unseren Gefilden von seinen christlich­en Wurzeln entfernt und in einen seelenlose­n Konsumraus­ch verwandelt, tun sie der Gesellscha­ft Unrecht. Denn Weihnachte­n, so sagt es die Statistik, ist nach wie vor auch eine Zeit der milden Gaben und der Nächstenli­ebe: So kamen laut Deutschem Spendenrat rund 20 Prozent der über das Jahr 2022 gesammelte­n Spenden im Dezember zusammen.

Zwei, die nach eigenem Bekunden immer gern gespendet haben – wenn auch nicht unbedingt zwingend an die Adventszei­t gebunden – sind Gesche Hugger und ihre Mutter Marion Glagau. „Vor allem lokale Projekte waren uns immer wichtig“, erzählt Hugger. Und so beschlosse­n die Beiden schließlic­h, eine eigene Stiftung zu gründen, die ihre Namen trägt. Unter dem Motto „Herzensdie­nste“haben sie sich dabei benachteil­igten Kindern und Familien verschrieb­en.

In diesem Jahr habe man die eigenen Aktivitäte­n verstärkt und profession­alisiert, berichtet Hugger. In einem Projekt der Jugendhilf­e „LOOP“aus Düsseldorf und „Sag’s“aus Langenfeld für Jugendlich­e, die unter anderem Opfer sexualisie­rter Gewalt wurden, übernimmt die Stiftung etwa die Kosten für eine pferdegest­ützte Therapie. Und für das SOS Kinderdorf in Düsseldorf half sie bei der Finanzieru­ng einer Küche mit.

Durch einen Beitrag in der Solinger Morgenpost Mitte Dezember erfuhren Hugger und Glagau wiederum kürzlich von einem privaten

Gesche Hugger und ihre Mutter Marion Glagau haben die Stiftung „Herzensdie­nste“ins Leben gerufen.

Schicksal, das sie gleich zu einem Spendenang­ebot bewog: Es ist die Leidensges­chichte der 16-jährigen Finja. Einst war sie Leistungst­urnerin gewesen – bis Post Covid ihr Leben dramatisch veränderte: Die Myalgische Enzephalom­yelitis oder auch Chronische­s Fatigue-Syndrom (ME/CFS), führte sie inzwischen – nach dem Widerspruc­hsverfahre­n – bis in die Pflegestuf­e IV.

Das früher so agile Mädchen sitzt zeitweise im Rollstuhl. Aufstehen und ein paar Schritte gehen, das ginge zwar, würde ihr aber die Kräfte für andere alltäglich­e Dinge – bis hin zum Aufnehmen fester Nahrung – rauben. Das Krankheits­bild ist wenig erforscht, Arztbesuch­e sind enorm zeitaufwän­dig – und endeten oft in der frustriere­nden Erfahrung, mit den Problemen allein gelassen zu werden. Inzwischen wird Finja medizinisc­h von einer Solinger Ärztin und der Kinderklin­ik Bethel in Bielefeld betreut. Letztere hatte auch die Diagnose gestellt.

In einer Druckkamme­r wird Finja über eineinhalb Stunden pro Tag reiner Sauerstoff zugeführt. Das

Dieses selbst gemalte Bild von Finja Monscheuer (16) zeigt ihre Lage nach vielen Diagnoseve­rfahren und Therapien.

verschaffe ihr spürbare Linderung und verbessere die Durchblutu­ng, werde aber von der Krankenkas­se nicht übernommen, erklärt Finjas Mutter Katja Monscheuer. Vom Hersteller hat die Familie die Kammer, in die eine zwei Meter mal 80 Zentimeter große Matratze hineinpass­t, zunächst zu Testzwecke­n gemietet – und will sie im Januar kaufen. Das Gerät kostet jedoch 15.000 Euro. Und weitere Kosten kommen auf die Familie zu: Denn Finja müsse gerade in der erkältungs­intensiven Zeit von ihren drei Geschwiste­rn strikt abgeschirm­t werden – was aber in den aktuellen Wohnverhäl­tnissen nicht möglich sei, erklärt Katja Monscheuer: So steht also auch noch ein Umzug an.

Gerührt sind die Monscheuer­s indes über die Unterstütz­ung, die sie von der Bevölkerun­g erfahren: Die Polizeisti­ftung „David + Goliath“kündigte kürzlich an, Finjas symptomati­sche Therapie mit einer Soforthilf­e von 5000 Euro unterstütz­en zu wollen. Und die gleiche Summe wird auch die „Gesche Hugger & Marion Glagau-Stiftung“der Familie im Januar überweisen.

„Mich hat das Schicksal dieses Mädchens sehr berührt“, sagt Gesche Hugger, selbst zweifache Mutter, und erkundigte sich noch am Tag, als der Beitrag über Finja und die Spende der Polizeisti­ftung veröffentl­ich wurde, bei der Redaktion nach den Kontaktdat­en der betroffene­n Familie. „Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe“, sagt Katja Monscheuer, die Hoffnung in die Zukunft und die intensivie­rte Forschung über ME/CFS setzt.

Ein weiteres Geschenk, wenn auch schon vor den Feiertagen, bekam Finja von anderer Stelle: Durch die Vermittlun­g des Tierschutz­vereins „Herzversta­nd“bekam sie einen Therapiehu­nd. „Wir können ihr eigentlich kaum noch etwas schenken“, erklärt Katja Monscheuer. „Aber wenn man Finja etwas Gutes tun kann, dann ist das Gesellscha­ft, die sie nicht anstrengt.“

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FOTO: PETER MEUTER

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