Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Spende hilft beim Schritt zurück ins Leben
Durch einen Beitrag in der Solinger Morgenpost wurde Gesche Hugger auf das Schicksal der an Post Covid leidenden Finja aufmerksam. Jetzt unterstützt sie die betroffene Familie über ihre Stiftung.
SOLINGEN Wenn Zyniker beklagen, das Weihnachtsfest habe sich in unseren Gefilden von seinen christlichen Wurzeln entfernt und in einen seelenlosen Konsumrausch verwandelt, tun sie der Gesellschaft Unrecht. Denn Weihnachten, so sagt es die Statistik, ist nach wie vor auch eine Zeit der milden Gaben und der Nächstenliebe: So kamen laut Deutschem Spendenrat rund 20 Prozent der über das Jahr 2022 gesammelten Spenden im Dezember zusammen.
Zwei, die nach eigenem Bekunden immer gern gespendet haben – wenn auch nicht unbedingt zwingend an die Adventszeit gebunden – sind Gesche Hugger und ihre Mutter Marion Glagau. „Vor allem lokale Projekte waren uns immer wichtig“, erzählt Hugger. Und so beschlossen die Beiden schließlich, eine eigene Stiftung zu gründen, die ihre Namen trägt. Unter dem Motto „Herzensdienste“haben sie sich dabei benachteiligten Kindern und Familien verschrieben.
In diesem Jahr habe man die eigenen Aktivitäten verstärkt und professionalisiert, berichtet Hugger. In einem Projekt der Jugendhilfe „LOOP“aus Düsseldorf und „Sag’s“aus Langenfeld für Jugendliche, die unter anderem Opfer sexualisierter Gewalt wurden, übernimmt die Stiftung etwa die Kosten für eine pferdegestützte Therapie. Und für das SOS Kinderdorf in Düsseldorf half sie bei der Finanzierung einer Küche mit.
Durch einen Beitrag in der Solinger Morgenpost Mitte Dezember erfuhren Hugger und Glagau wiederum kürzlich von einem privaten
Gesche Hugger und ihre Mutter Marion Glagau haben die Stiftung „Herzensdienste“ins Leben gerufen.
Schicksal, das sie gleich zu einem Spendenangebot bewog: Es ist die Leidensgeschichte der 16-jährigen Finja. Einst war sie Leistungsturnerin gewesen – bis Post Covid ihr Leben dramatisch veränderte: Die Myalgische Enzephalomyelitis oder auch Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS), führte sie inzwischen – nach dem Widerspruchsverfahren – bis in die Pflegestufe IV.
Das früher so agile Mädchen sitzt zeitweise im Rollstuhl. Aufstehen und ein paar Schritte gehen, das ginge zwar, würde ihr aber die Kräfte für andere alltägliche Dinge – bis hin zum Aufnehmen fester Nahrung – rauben. Das Krankheitsbild ist wenig erforscht, Arztbesuche sind enorm zeitaufwändig – und endeten oft in der frustrierenden Erfahrung, mit den Problemen allein gelassen zu werden. Inzwischen wird Finja medizinisch von einer Solinger Ärztin und der Kinderklinik Bethel in Bielefeld betreut. Letztere hatte auch die Diagnose gestellt.
In einer Druckkammer wird Finja über eineinhalb Stunden pro Tag reiner Sauerstoff zugeführt. Das
Dieses selbst gemalte Bild von Finja Monscheuer (16) zeigt ihre Lage nach vielen Diagnoseverfahren und Therapien.
verschaffe ihr spürbare Linderung und verbessere die Durchblutung, werde aber von der Krankenkasse nicht übernommen, erklärt Finjas Mutter Katja Monscheuer. Vom Hersteller hat die Familie die Kammer, in die eine zwei Meter mal 80 Zentimeter große Matratze hineinpasst, zunächst zu Testzwecken gemietet – und will sie im Januar kaufen. Das Gerät kostet jedoch 15.000 Euro. Und weitere Kosten kommen auf die Familie zu: Denn Finja müsse gerade in der erkältungsintensiven Zeit von ihren drei Geschwistern strikt abgeschirmt werden – was aber in den aktuellen Wohnverhältnissen nicht möglich sei, erklärt Katja Monscheuer: So steht also auch noch ein Umzug an.
Gerührt sind die Monscheuers indes über die Unterstützung, die sie von der Bevölkerung erfahren: Die Polizeistiftung „David + Goliath“kündigte kürzlich an, Finjas symptomatische Therapie mit einer Soforthilfe von 5000 Euro unterstützen zu wollen. Und die gleiche Summe wird auch die „Gesche Hugger & Marion Glagau-Stiftung“der Familie im Januar überweisen.
„Mich hat das Schicksal dieses Mädchens sehr berührt“, sagt Gesche Hugger, selbst zweifache Mutter, und erkundigte sich noch am Tag, als der Beitrag über Finja und die Spende der Polizeistiftung veröffentlich wurde, bei der Redaktion nach den Kontaktdaten der betroffenen Familie. „Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe“, sagt Katja Monscheuer, die Hoffnung in die Zukunft und die intensivierte Forschung über ME/CFS setzt.
Ein weiteres Geschenk, wenn auch schon vor den Feiertagen, bekam Finja von anderer Stelle: Durch die Vermittlung des Tierschutzvereins „Herzverstand“bekam sie einen Therapiehund. „Wir können ihr eigentlich kaum noch etwas schenken“, erklärt Katja Monscheuer. „Aber wenn man Finja etwas Gutes tun kann, dann ist das Gesellschaft, die sie nicht anstrengt.“