Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wohnraum statt Ladenlokale
In Solingen will man die City durch andere Nutzungen beleben. Ein Baustein: Wohnen.
MITTE Leben, wo sich derzeit leerstehende Ladenlokale befinden? Genau dafür will die Stadt Solingen den Weg frei machen. Ein neuer Bebauungsplan soll gewährleisten, dass Eigentümer die Erdgeschosse ihrer Immobilien an der unteren Hauptstraße in Wohnraum umwandeln dürfen.
Und zwar schon sehr bald. „Wir möchten Ihnen zeigen, wie schnell wir sein können“, sagte Claudia Seyfried am Donnerstagabend in der Bezirksvertretung Mitte. Einen genauen Termin nannte die Leiterin des Stadtdienstes Planung, Mobilität
und Denkmalpflege nicht. Doch noch in diesem Frühjahr könnte die Politik über die neue Regelung abstimmen.
Einzelhandel allein genügt nicht mehr für eine lebendige Innenstadt. Deshalb ist ein Ziel des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) „City 2030″, Geschäfte auf die Hauptlagen zu konzentrieren. Im Umfeld schwebt den Verantwortlichen eine „gemischte Nutzung“vor, insbesondere Wohnen soll einen höheren Stellenwert einnehmen.
Der Haken: Wer beispielsweise Einzelhandelsfläche in Wohnraum verwandeln möchte, muss eine
Nutzungsänderung beantragen. Vielfach besteht aus planungsrechtlichen Gründen keine Aussicht auf Genehmigung. Das zeigt das Beispiel der unteren Hauptstraße: Der dort gültige Bebauungsplan legt fest, dass Wohnen in den Obergeschossen zwar zulässig ist, die Nutzung im Erdgeschoss jedoch „öffentlichkeitswirksam“sein muss.
Das soll sich ändern. Der Abschnitt, der sich in etwa zwischen Entenpfuhl und Stein erstreckt, soll juristisch zu einem „Urbanen Gebiet“werden. Dieses räumt Claudia Seyfried zufolge größere Freiheiten ein, Immobilien zu entwickeln. „Insofern glauben wir, dass das Eigentümer
sehr deutlich unterstützt, Leerstände nachzunutzen.“Etwa als Wohnungen. Exemplarisch präsentierte sie den Bezirksvertretern einen Entwurf, wie sich ein derzeit ungenutztes Ladenlokal in ein kleines Apartment verwandeln ließe.
Entsprechende Vorschläge und Informationen zu Fördermöglichkeiten liefert der Quartiersarchitekt für die City, der im vergangenen Jahr seine Arbeit aufgenommen hat. Laut Claudia Seyfried wurden die Eigentümer von Gebäuden an der unteren Hauptstraße über dieses neue Angebot informiert. Immerhin ein Drittel habe Interesse signalisiert. „Das ist ein guter Rücklauf“, findet die Stadtdienstleiterin.
Mit ein, zwei der Interessenten werde bereits über konkrete Ideen diskutiert. „Wir befinden uns in intensiven Gesprächen.“Seyfried wertet das als positives Signal. Ihrer Einschätzung nach könne eine Dynamik entstehen: „Wir sind sehr zuversichtlich, was das Thema angeht.“Sie und ihr Team nehmen nun zunächst die untere Hauptstraße in den Blick.
Im nächsten Schritt ist geplant, dass ein Fachgutachter eine „reale Nutzungskartierung“anderer Bereiche der Innenstadt anfertigt, um herauszufinden, welchem Zweck welche Gebäudeetagen im Einzelfall dienen. Daraus sollen weitere planungsrechtliche Schritte abgeleitet werden.