Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Fischer: Das Lachssterben geht weiter
Offenbar durch bauliche Mängel an einem Wasserkraftwerk in LeverkusenOpladen verenden jedes Jahr Zehntausende Lachse in der Turbine der Anlage.
SOLINGEN / OPLADEN Die Fotos, die Christian Weber von der Fischereigenossenschaft Untere Wupper an die Redaktion sendet, sprechen eine deutliche Sprache. Ein Mann hält einen Lachs in die Kamera, dessen Körper und Flossen vor Verletzungen geradezu zerfetzt sind. Das Tier geriet offenbar in die Klingen einer Turbine in einem Wasserkraftwerk.
Auf bauliche Mängel an der Anlage Reuschenberger Mühle in Leverkusen-Opladen hatte der Fischer die Redaktion schon vor einem Jahr aufmerksam gemacht. Und muss frustriert feststellen: „Seitdem hat sich nichts getan. Die Situation ist unverändert und das Fischsterben in der Wupper geht unvermindert weiter.“
Was ist der Hintergrund? Die baulichen Gegebenheiten an dem dortigen Wasserkraftwerk bringen es aus Sicht der Fischereigenossenschaft mit sich, dass die Tiere durch ungünstige Strömungsverhältnisse massenweise in die Turbine geraten – mit verheerenden Folgen: So würden im Obergraben der Anlage der Wupper 70 bis 80 Prozent der Wassermenge abgezweigt, so dass dort eine starke Strömung herrsche. Der Lachs folge im Fluss immer dem sogenannten Lockstrom, erklärt Weber – dadurch würden die Tiere direkt in die Klingen der Turbine getrieben. Das Problem treffe neben dem Lachs auch andere Arten, die deshalb gar nicht erst zu ihren bevorzugten Laichplätzen in Solingen, Leichlingen oder Wuppertal vordringen könnten.
Die Reuschenberger Mühle sei kein Einzelfall, bedauert Weber: „Das ist leider Alltag in den Flüssen mit Wasserkraftanlagen.“Im Leverkusener Fall könne das Problem nach seiner Einschätzung nur behoben werden, wenn deren Betreiber, ein Unternehmer aus Bayern, dort gravierende bauliche Veränderungen
Christian Weber am Wupperufer in Rüden. Eigentlich befindet sich hier ein beliebtes Laichgebiet für Lachse.
vornehmen würde. Insbesondere der an der Anlage installierte Feinrechen entspreche nicht dem erforderlichen Stand der Technik.
Doch der Betreiber habe bislang jegliche Appelle der Fischereigenossenschaft sowie der zuständigen Bezirksregierung Köln ignoriert. Auch die Ankündigung einer Unterlassungsklage habe keinerlei Wirkung gezeigt. „Er hat mit einem Dreizeiler über seinen Rechtsbeistand erklären lassen, am Zustand der Anlage nichts ändern zu wollen“, so Weber. Eine Bitte um Stellungnahme der Redaktion ließ der Unternehmer – wie bereits bei der ersten Berichterstattung – unbeantwortet. Bei der Bezirksregierung Köln ist der Durchgängigkeit nicht zum Ziel führen, müssen diese ordnungsrechtlich durchgesetzt werden.“Die rechtliche Grundlage dafür sei durchaus vorhanden, ist Weber überzeugt: „Laut unseren Recherchen über die Anlage wäre eine sofortige Stilllegung der Anlage gerechtfertigt.“Hier sehe die Fischereigenossenschaft in erster Linie die Bezirksregierung in der Verantwortung. „Wir sind allerdings nicht sehr zuversichtlich, dass sich da absehbar etwas ändern könnte.“Die Behörde spielt den Ball wiederum zurück: Der Betreiber verfüge über ein „altes unbefristetes Wasserrecht“, so dass die erforderlichen baulichen Maßnahmen zur Durchgängigkeit und zum Fischschutz „nicht mit Ablauf einer Befristung und Neuantrag eingefordert werden“könnten. Auch eine Förderung durch das Land, um den Umbau des Wasserkraftwerks zu finanzieren, sei nicht möglich. Beim Wupperverband sei man sich des Problems ebenfalls bewusst, berichtet Sprecherin Ilona Weyer. „Auch wir hatten bereits Kontakt mit dem Betreiber, aber ohne Erfolg.“Da es sich um eine private Anlage handele, könne auch der Wasserwirtschaftsverband keinen Einfluss nehmen. „Die Handlungsoptionen liegen ausschließlich bei den Behörden.“