Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Klingenmuseum sucht Bestecke
Menschen aus dem Städtedreieck können Fotos zur Ausstellung „Mein Leben mit Besteck“einreichen.
GRÄFRATH Mal ehrlich, schon einmal ein Messer benutzt, um eine Schraube zu lösen, weil der Schraubenzieher irgendwie „verlegt“ist? Ja? Dann kennen Sie auch das: Sie haben im Supermarkt eine Topfpflanze für den Balkon gekauft. Doch wo ist die kleine Schaufel geblieben? Hat einer die kleine Gartenkralle gesehen? Egal, der Suppenlöffel tut es auch. Und die lange Grillzange hilft im Anschluss, den verspannten Rücken zu massieren.
All solche Situationen interessiert für die am 24. März beginnende Schau rund um die Zweckentfremdung von Messer, Gabel, Löffel & Co. im Alltag. „Mein Leben mit Besteck“ergänzt dabei die Ausstellung rund um den Pott-Design-Award 2024. Zugleich ist ein Publikumspreis für die beste Umsetzung der Idee „Mein Leben mit Besteck“ausgelobt.
Dessen Stifter, Hanspeter Pott, wünscht sich jetzt, dass die Menschen zum Fotoapparat oder Smartphone greifen und ihr persönliches Besteck vorstellen, welches sie ganz abseits normaler Bestimmung benutzen. Dazu gibt es übrigens einen Fachbegriff: „Non Intentional Designs“, das bedeutet „Nicht beabsichtigte Designs“. Da kann doch jede und jeder mal zum Designer werden, ist die Idee von Hanspeter Pott und dem Klingenmuseum.
Die Fotos sollten 300 dpi an Bildpunkten haben. Und außerdem ist nach den das Besteck unbedingt in der „fremden“Aktion zu zeigen. Bis zum 23. Februar kann das geprobt und fotografiert werden, dann ist Einsendeschluss. Hanspeter Pott, der letzte Solinger Inhaber der Firma C. Hugo Pott, hatte den DesignPreis 2017 aus der Taufe gehoben. Rund 30.000 Euro lasse er sich den nicht kommerziellen Wettbewerb alle drei Jahre kosten, hatte Pott im vergangenen Jahr erklärt.
Die Verbindung zwischen den beiden Ausstellungen ist auch inhaltlich begründet. Die Ausgabe 2024 hatte zur Aufgabe, gebrauchtem, geerbtem oder aussortiertem Besteck eine neue Bestimmung zu geben. Das konnte als Schmuckstück, Tischgerät oder auch als Teil der Innenausstattung umgesetzt werden. Die Jury hat dazu getagt. Traditionell wird das Gewinner-Stück erst zur Eröffnung der Award-Ausstellung am 24. März bekanntgegeben. Award und Fotoausstellung werden tat- und finanzkräftig auch von den Freunden des Deutschen Klingenmuseums unterstützt. Dessen Vorsitzender, Franz Haug, erklärte, dass beide Ausstellungen den Auftakt zu einem Jubiläums- und Geburtstagsjahr seien.
Die Stadt Solingen werde 650 Jahre alt. 1904, also vor 120 Jahren, wurde die Fachschule der Stahlwarenindustrie gegründet. Aus deren Sammlung ging vor 70 Jahren das Deutsche Klingenmuseum hervor. Zugleich gründete sich in dem Jahr der Verein der Freunde des Klingenmuseums, der auch über eine Stiftung die Belange des Hauses im ehemaligen Gräfrather Klosterhof unterstützt.
Für Hanspeter Pott ist in diesem Jahr vor allem wichtig, dass das Museum – auch mit Hilfe seiner Award-Ausstellung und dem Wettbewerb
dazu – weiter seine Bedeutung festigt.
Dazu werde sich laut Museumsleiter Dr. Sixt Wetzler das Klingenmuseum auch an dem historischen Fest im Sommer in Gräfrath beteiligen. Infos zum Event, das von vielen Gräfrather Akteuren getragen wird, folgen in Kürze.
Franz Haug hofft, dass das besondere Jahr 2024 auch helfen werde, das Museum im Stadtteil Gräfrath fester zu verankern. Eins solle besser sichtbar werden: „Deshalb ist Solingen zur Klingenstadt geworden“, sagt Franz Haug.
Wettbewerb
Die Teilnahme ist ab 14 Jahren möglich. Beiträge müssen im Aktionszeitraum von 6. Januar bis zum 23. Februar per E-Mail eingereicht werden: klingenmuseum@ solingen.de