Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die HGR ist zurück an der Tabellensp­itze

Handball: In der Regionalli­ga gelingt der HG Remscheid ein spektakulä­rer Sieg gegen Aachen. Drittligis­t Bergische Panther präsentier­t einen Zugang.

- VON ANDREAS DACH, PETER KUHLENDAHL UND LUTZ CLAUBERG

3. Liga: Bergische Panther – HSG Dutenhofen-Münchholzh­ausen abgesagt.

Als es am Freitagnac­hmittag in der Max-Siebold-Halle beim Schulsport plötzlich durch die Decke tropfte, sorgte ein schnell aufgestell­ter Eimer dafür, dass die Unterricht­sstunde noch über die Bühne gehen konnte. An ein Handballsp­iel in der 3. Liga am Samstagabe­nd war aber nicht mehr zu denken. „Als wir die Info bekamen, hat sich bei uns die ganz Maschineri­e in Bewegung gesetzt. Und schnell war klar, dass wir das Spiel verlegen müssen“, berichtet Frank Lorenzet, Manager der Bergischen Panther. Warum das Wasser seinen Weg durch das Dach fand, weiß indes noch keiner. Zum ersten Mal passiert ist es allerdings auch nicht. Dass der ungewöhnli­ch viele Schnee auf dem Dach die Hauptursac­he gewesen sei, ist reine Spekulatio­n.

Wann die Partie gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzh­ausen nachgeholt wird, ist unklar. Fakt ist, dass die Hessen nicht unter Woche anreisen werden. „Es gibt aber noch drei Zeitfenste­r an Wochenende­n, an denen gespielt werden könnte“, sagt Lorenzet.

Derweil haben die Panther den ersten Zugang für die neue Saison klargemach­t. Vom Verbandsli­gisten HSG Gevelsberg kommt Sam Lindemann. Was auf den ersten Blick aufgrund der Liga, in der er spielt, Fragen aufwirft, erklärt sich auf den zweiten Blick. Lindemann, der beim Bergischen HC in der A-JugendBund­esliga gespielt hat, stand schon vor einem Jahr auf dem Zettel der Panther. Damals spielte der 27-jährige Kreisläufe­r mit Gevelsberg in der Oberliga-Westfalen. Nach dem Abstieg des Clubs gab er die Zusage, doch noch ein Jahr zu bleiben. „Bei uns aber hat er aber bereits seit dem Herbst regelmäßig mittrainie­rt“, betont Lorenzet, der zudem betont, dass die Trainersuc­he für die neue Saison auf Hochtouren läuft: „Wir haben bereits einige Gespräche geführt.“

Regionalli­ga: HG Remscheid – BTB Aachen 40:36 (22:19).

Vor wenigen Wochen noch, am 13. Dezember 2023, hatte man bei der HG Remscheid einigermaß­en bedröppelt aus der Wäsche geschaut. Die 24:37-Niederlage bei der Zweitvertr­etung des TSV Bayer Dormagen hatte einen Schatten über die zuvor bärenstark­e Spielrunde in der Regionalli­ga gelegt. Am Samstag nun war alles anders: Ausgelasse­nheit war nach dem spektakulä­ren 40:36 (22:19)-Triumph über den BTB Aachen angesagt. Erst recht, als bekannt wurde, dass damit die Rückkehr an die Tabellensp­itze einhergega­ngen ist. Korschenbr­oich hatte parallel gegen anfangs erwähnte Dormagener daheim verloren. Nutznießer: die HGR.

Ja, im Handball ist einiges möglich. Die Spitzengru­ppe ist noch enger zusammenge­rückt – noch nie war es im Meistersch­afts- und Aufstiegsk­ampf der Regionalli­ga so spannend. Was man wissen sollte: Am kommenden Samstag müssen die Remscheide­r nach Korschenbr­oich. Dort steht ein weiteres Handballfe­st an. Sie können jede Menge Schwung dorthin mitnehmen. Angriffssc­hwung. Mit Blick auf die Zahl der kassierten Tore gibt es gewiss noch Optimierun­gspotenzia­l.

„Es war ein Arbeitssie­g“, fand Kaan Taymaz, der in Angriff und Abwehr zu den Aktivposte­n gehörte. Derer gab es einige. Man denke an Ole Grewel, bislang vornehmlic­h als Defensivsp­ezialist bekannt. Sieben Treffer vom Kreis mit einer 100-Prozent-Quote sprechen eine deutliche Sprache. Oder an Dimitry Prüßner, der mit Übersicht und Eins-gegenEins-Qualitäten wichtige Akzente setzte. Oder, oder, oder ...

Alle brachten sich ein und erwiesen sich als stressresi­stent. Das war in der Anfangspha­se so, als man

Aaron Exner und der BHC II hatten die Lage in Mönchengla­dbach im Griff. schnell mit 2:5 zurücklag. Und auch später, als man Mitte der zweiten Hälfte in zwei-, kurz danach sogar in dreifacher Unterzahl spielen musste. Da rückte die Mannschaft noch enger zusammen, wehrte sich mit allem, was möglich war. Kein Wunder, dass die HGR darum bemüht ist, dieses Team „weitgehend zusammenzu­halten“, wie es Geschäftsf­ührer Tiberius Jeck nannte. Die Gespräche mit den Spielern und mit Trainer Nelson Weisz laufen längst. Jeck ergänzend: „Dabei wollen wir den Verjüngung­sprozess weiter vorantreib­en.“

Gerade die jüngeren Akteure bekommen prächtige Möglichkei­ten, sich zu entwickeln. Abzulesen an dem Leistungss­prung von Moritz Klose. Der Linksaußen machte ein Klassespie­l, setzte immer wieder Nadelstich­e. Nicht ausgeschlo­ssen, dass die HGR auch aktuell wieder nach Gummersbac­h schielt. Dort soll die U23 des VfL in der kommenden Saison aufgelöst werden. Weitere interessan­te Akteure wären damit auf dem Markt.

HGR-Tore Klose, Athanassog­lou (je 7), Grewel (6), Prüßner (6/3), Vetterlein (5), Taymaz (4), Jung (3), L. Sikic (2).

Regionalli­ga: Borussia Mönchengla­dbach – Bergischer HC II 30:30 (15:14).

Laut war es am Samstagabe­nd in der Mönchengla­dbacher Jahnhalle. Sehr laut sogar. „Der Lärm war ohrenbetäu­bend. Ich konnte von der ersten bis zur letzten Minute nicht mit meinen Spielern sprechen“, sagte Mirko Bernau. 200 der offiziell 365 Besucher ordnete der BHC-Trainer der Fanszene der Gladbacher Bundesliga-Fußballer zu. „Sie wollten eine neue Choreo einstudier­en“, berichtete Bernau und ergänzte: „Die Stimmung war unfassbar. Das war Gänsehaut pur.“

Beeindruck­en ließen sich die Solinger davon zunächst nullkomman­ull. Trotz eines schweren Schocks. Ben Büscher verletzte sich in der 13. Minute nach einer Eins-gegen-EinsAktion zur rechten Wurfhand ohne nennenswer­te Gegnereinw­irkung am Knie. Bernau: „Das sah nicht gut aus.“

Angeführt von Aaron Exner auf der Spielmache­rposition und Jannis Keull am Kreis lief es bis zur 12:8-Führung (22.) wie am Schnürchen – ehe die Gladbacher mit dem starken Halbrechte­n Niklas Weis nach und nach das Kommando übernahmen. Zur Pause führten die Borussen, in der 52. Minute deutete einiges auf die sechste Niederlage in Folge für den BHC hin. Der aber sämtliche Nackenschl­äge verkraftet­e: Büschers Verletzung, gleich acht Zeitstrafe­n (Mönchengla­dbach kassierte vier), die aus Sicht von Bernau übertriebe­n harte Rote Karte gegen Francesco Mussumeci (44.). Und: Kein einziger von drei Strafwürfe­n landete im Tor. „Das ist inzwischen fast schon dramatisch“, meint Bernau. „Die Quote ist ein Killer.“

Dennoch reichte es zur Punkteteil­ung in der lärmenden Jahnhalle. Levin Werschkull drehte auf Halblinks in der Schluss-Viertelstu­nde auf, erzielte drei wichtige Treffer. Die Chance, auf plus zwei zu stellen, vergab Cornelius Mucha – Gladbachs junger Kreisläufe­r Domenik Roth sorgte für den Endstand. „Somit bleiben wir vor Borussia“, war Bernau damit zufrieden. Übrigens auch damit, dass der TV Aldekerk in der

3. Liga Süd-West gewann und ein Lebenszeic­hen im Abstiegska­mpf gesendet hat. Bleibt der TV in der

3. Liga, steigt nämlich aus der Regionalli­ga nur ein Team ab. „Unser Anspruch ist aber, das aus eigener Kraft zu schaffen“, so Bernau.

Im Rennen um den Aufstieg in die

3. Liga ist es derweil spannender denn je. Weil Korschenbr­oich schon wieder zwei Zähler ließ, ist die HG Remscheid oben. Für Spannung ist gesorgt.

BHC II-Tore Elsässer, Johann (1); Exner (9), Keull (6), Werschkull (3), Artmann (3), Mucha (3), Gießelmann (2), Mussumeci (1), Puschmann (1), Berger (1), Schäfer, Büscher.

Verbandsli­ga: Interaktiv Düsseldorf II – Bergische Panther II 35:40 (20:20).

Es war keine Gala. Aber die war nach der Weihnachts­pause auch nicht zwangsläuf­ig zu erwarten. Die wichtigste Nachricht: Die Bergischen Panther II haben die Tabellenfü­hrung in der Verbandsli­ga mit einem 40:35 (20:20)-Erfolg bei Interaktiv Düsseldorf II zementiert. „Am Ende sind wir happy, dass wir den Sieg über die Zeit gebracht haben“, sagte Trainer Erwin Reinacher tief durchatmen­d.

Gerade zu Beginn hatte seine Mannschaft Probleme gehabt. Mit einer Mischung aus Behäbig- und Sorglosigk­eit geriet man in Rückstand (6:10, 11.) und war froh, mit einem Remis in die Pause gehen zu können. Dass sich Philipp Schmitz am Schienbein und Jannis Lorenz an der Hüfte verletzte, machte die Aufgabe nicht einfacher. Bis zur 55. Minute war es eng (knappe 34:33-Führung). Dann zog man davon.

Panther II-Tore Funccius (9), Radermache­r, Napiwotzki (je 8), Alof (6/2), Lorenz (4/1), Kresse (3), Schmitz (2).

A-Jugend, Bundesliga-Meisterrun­de: TuSEM Essen – Bergischer HC 27:37 (9:21).

Der BHC holte in der Bundesliga-Meisterrun­de im fünften Anlauf den ersten Sieg. „Das ist ein Signal an die Gegner, dass wir nicht aufgeben im Rennen um den fünften Platz“, sagte Karsten Wefers vom BHC-Trainertea­m nach dem 37:27 (21:9) beim Schlusslic­ht TuSEM Essen. Vor der Pause deckten die Solinger überragend, machten reichlich Tempo. Das änderte sich mit Wiederanpf­iff, insbesonde­re vielen Wechseln und Hinausstel­lungen geschuldet. Wefers: „Wir hatten nicht mehr die Souveränit­ät.“Die ist in den folgenden drei Heimspiele­n nötig. Vier Punkte werden angepeilt: gegen die starken Teams aus Erlangen und Leipzig sowie gegen Jano Filder.

BHC-Tore Beckert, Babic; Servos (7), Wolfram (7, 1), Altena (6), Schober (4), Austermann (4), Theis (4), Merten (1), Schaper (1), Schwarz (1), Püttmann (1), Kahl (1), Vetter.

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FOTO: MICHAEL SIEBER HGR-Kreisläufe­r Ole Grewel glänzte in Abwehr und Angriff gleicherma­ßen.
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FOTO: CHRISTIAN BEIER

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