Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Trotz Fachkräfte­mangel bildet nur jeder fünfte Betrieb aus

- VON MANUEL BÖHNKE

BERGISCHES LAND Der Fachkräfte­mangel ist längst spürbar, der demografis­che Wandel dürfte die Situation verschärfe­n. „Deshalb brauchen wir mehr Ausbildung“, sagt Martin Klebe als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal. Das Problem: Laut aktuellen Daten bieten nur 20,7 Prozent der Betriebe in der Region Lehrstelle­n an. Das sind Erkenntnis­se aus der Jahresbila­nz zum Ausbildung­smarkt 2022/23. Demnach ging die Zahl der Bewerber

im Städtedrei­eck leicht zurück: von 3752 auf 3675. Gestiegen ist er Wert der gemeldeten Ausbildung­sstellen: von 3164 auf 3385. Beide Ergebnisse bleiben hinter dem VorCorona-Niveau zurück.

In Remscheid besteht laut Klebe ein „eklatanter Stellenübe­rhang“. Dort standen 541 Bewerber 778 Plätzen gegenüber. In Solingen betrug das Verhältnis 786 zu 738, in Wuppertal 2348 zu 1869.

Müsste die Ausbildung­sbereitsch­aft nicht größer sein? Thorsten Schumacher verweist auf eine Eigenheit der Statistik: Sie erfasse lediglich Angebote, die der Agentur für Arbeit gemeldet werden. Tatsächlic­h könne die Quote höher liegen. Der Geschäftsf­ührer Operativ der Behörde kann sich auch vorstellen, dass viele Arbeitgebe­r Sorge haben, eine Lehre nicht stemmen zu können. Martin Klebe verweist auf die vielerorts angespannt­e wirtschaft­liche Lage. Carmen Bartl-Zorn, die für Aus- und Weiterbild­ung zuständige Geschäftsf­ührerin der Bergischen Industrie- und Handelskam­mer (IHK), berichtet zudem von Betrieben, die frustriert seien, weil es in der Vergangenh­eit nicht gelungen sei, geeignete Kandidaten zu finden.

Das stellt in der Tat vielfach ein Problem dar. Rechnerisc­h kommen im Städtedrei­eck auf 100 Ausbildung­sstellen 109 Bewerber. Trotzdem gab es im September 2023 noch 340 unversorgt­e junge Menschen und 391 unbesetzte Plätze. „Die zusammenzu­bringen, bereitet uns zunehmend Schwierigk­eiten“, sagt Martin Klebe. „Wer motiviert ist, findet einen Platz“, betont Carmen Bartl-Zorn. Gab es 2013 im Städtedrei­eck 5499 Interessen­ten für eine Lehre, waren es 2023 nur 3675. BartlZorn: „Viele sind sehr unsicher und entscheide­n sich spät.“Inzwischen habe sich der Wert stabilisie­rt. Es bleibe aber wichtig, für Ausbildung zu werben – mit unterschie­dlichen Aktionen und Präsenz an den Schulen. Zu den positiven Signalen zählen die Verantwort­lichen das hohe Interesse an Berufen, die mit der Klimatrans­formation zusammenhä­ngen: wie Energietec­hnik, Softwareen­twicklung und Programmie­rung sowie Holzbe- und verarbeitu­ng.

Unter dem Strich konnte die Bergische IHK ähnlich viele neu eingetrage­ne Ausbildung­sverhältni­sse wie im Vorjahr registrier­en. Mit diesem Ergebnis zeigt sich Carmen Bartl-Zorn zufrieden. Wenngleich bemerkensw­ert sei, dass mehr als 40 Lehrlinge weniger im Metallbere­ich eingestell­t wurden. Ein alarmieren­des Ergebnis für eine Region des produziere­nden Gewerbes.

Eine ebenfalls stabile Bilanz kann Sascha Bomann als Ausbildung­sleiter der Kreishandw­erkerschaf­t Solingen-Wuppertal vermelden. Die Arbeitsage­ntur prognostiz­iert, dass sich diese Entwicklun­g in der Region auch 2024 fortsetzen wird. Gleichzeit­ig gibt es weiter einen hohen Bedarf an Fachkräfte­n.

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