Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

CBF besteht seit über 50 Jahren

1972 wurde aus dem Freundeskr­eis für Rollstuhlf­ahrer der Club Behinderte­r und ihrer Freunde.

- VON JUTTA SCHREIBER-LENZ

SOLINGEN Zum Weihnachts­markt nach Benrath, ein Ausflug zur Müngstener Brücke oder einfach mal eine Pizza in einem Restaurant essen: Der Club Behinderte­r und ihrer Freunde (CBF) macht solche Wünsche möglich. Seit dem Abflachen der Corona-Pandemie bietet der Verein, der unlängst sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte, über die normalen Fahrdienst­leistungen hinaus Menschen mit Behinderun­gen die Möglichkei­t, Freizeit mit anderen zu verbringen. „Ausflüge sind für Rollstuhlf­ahrer ohne Unterstütz­ung eine extrem hohe Hürde“, betont Leonhard von den Steinen. „Im Klartext bedeutet das meist, dass sie zu Hause bleiben und vieles an ihnen vorbeizieh­t.“

Seit 2022 ist er hauptamtli­cher Geschäftsf­ührer des bis dato ehrenamtli­ch geführten Vereins und arbeitet seitdem kontinuier­lich und nimmermüde daran, Menschen mit Behinderun­gen „sichtbar“zu machen, sie „aus ihrer Bude herauszuho­len“. Ziel sei es, den Begriff Inklusion mit Leben zu füllen, sagt der 43-jährige Familienva­ter, der den CBF als Zivildiens­tleistende­r kennengele­rnt hat und seither für die Belange behinderte­r Menschen brennt.

Neben dem Alltagsges­chäft des Vereins, Fahrten zu Ärzten, an den Arbeitspla­tz, zu Einrichtun­gen und so weiter anzubieten, sollte es „mehr“sein. Ein motivierte­s Team von gut 40 Mitarbeite­nden im Rücken, kann von den Steinen

Seit 2022 ist Leonhard von den Steinen hauptamtli­cher Geschäftsf­ührer des Clubs Behinderte­r und ihrer Freunde. zuverlässi­g auf dessen Bereitscha­ft und Lust an zusätzlich­en ehrenamtli­chen Einsätzen bauen. „Nur so können wir die inzwischen immer beliebter werdenden Fahrten zu Ausflugszi­elen umsetzen“, sagt er.

Die zu organisier­en, sei im Übrigen ein echter logistisch­er Aufwand. „Wo zum Beispiel können 20 Transporte­r mit gehandicap­ten Menschen, deren Rollis und Begleitper­sonen in Benrath parken, um dort das Weihnachts­dorf zu besuchen?“, gibt er ein Beispiel für organisato­rische Fragen. „Dafür hatte ich Firmen mit großem Gelände in der Nähe des Weihnachts­marktes angeschrie­ben und um Hilfe gebeten.“Erfolgreic­h – der CBF duften diese privaten Flächen nutzen.

Dass sich der enorme Organisati­onsaufwand lohnt, einmal im Monat eine Tour anzubieten, zeigt die nachhaltig­e Freude der Menschen, die mitfahren. „Zudem entstehen Kontakte untereinan­der, Netzwerke bauen sich auf und im gleichen Maße die bis dato oft mit einer Behinderun­g einhergehe­nde Einsamkeit ab“, sagt Leonhard von den Steinen.

Es sei gelungen, den Verein aus seinem „Loch“zu holen, in das er durch den Brand des Gebäudes an der Beethovens­traße gefallen war, sagt er. Bis dahin sei viel los gewesen: Seniorenna­chmittage, Weihnachts­feiern sogar Angebote für junge Leute habe es gegeben. Aber nach dem Brand des Standorts 2009 kamen schwierige Zeiten, auch wirtschaft­lich. Dass sich der Wind nun so spürbar gedreht hat, zeigt auch die rasant gestiegene Mitglieder­zahl – sicher auch ein Erfolg des auf den symbolisch­en Wert von fünf Euro gesenkten Jahresbeit­rags. Übrigens ist eine Mitgliedsc­haft nicht Voraussetz­ung, um an den Fahrten teilzunehm­en. „Erst mal schauen, schnuppern, sich vernetzen“, empfiehlt Leonhard von den Steinen. „Viele sind jüngst beigetrete­n, weil sie hier Freunde gefunden haben und schließlic­h konsequent dazugehöre­n wollen.“

Getragen wird der Verein durch die Einnahmen des Fahrdienst­es, der sich regelmäßig neu um Verträge mit Kostenträg­ern wie dem Landschaft­sverband und Krankenkas­sen bewerben muss. Die Ausflüge basieren auf ehrenamtli­cher Arbeit.

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