Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Braucht die Stadt einen Beinamen?

Unternehme­r und Chef des Werkzeugmu­seums würden Umbenennun­g begrüßen.

- VON MELISSA WIENZEK

REMSCHEID Die Solinger haben ihre Klingensta­dt, die Hückeswage­ner ihre Schlosssta­dt – aber was haben wir? Wenn man Remscheide­r fragt, wofür die Stadt bekannt ist, werden immer direkt zwei Dinge genannt: Wilhelm Conrad Röntgen und Werkzeuge. Für beides gibt es städtische Museen, die sogar den Titel „Deutsches“davor tragen, also eine Bedeutung für die ganze Bundesrepu­blik haben. Nur tragen wir das noch nicht richtig nach außen, findet nicht nur Dr. Uwe Busch, Leiter des Deutschen Röntgen-Museums in Lennep.

Auch Dr. Andreas Wallbrecht, Leiter des Deutschen Werkzeugmu­seums in Hasten, würde sich mehr Marketing wünschen. Einen neuen Anlauf, um Remscheid in „Werkzeugst­adt“umzubenenn­en, würde er sehr begrüßen. „Das wäre meiner Meinung nach das einzig Richtige. Es weiß doch keiner, dass wir eine Werkzeugme­tropole sind.“Im Mittelalte­r und der frühen Neuzeit sei Remscheid die Zentrale für Werkzeuge gewesen. Von hier aus wurde in die ganze Welt gehandelt – wer das noch nicht weiß, kann das im Werkzeugmu­seum erfahren. „Die Solinger haben damals hingegen alles richtig gemacht“, findet Wallbrecht und meint damit den geführten Beinamen „Klingensta­dt“.

Rückendeck­ung erhält er dabei vom Förderkrei­s des Museums –

Einige wünschen sich einen neuen Anlauf, um Remscheid den Beinamen „Werkzeugst­adt“zu geben? also von den Unternehme­rn, die im Werkzeugha­ndel oder Werkzeugba­u tätig sind. „Es gab ja bereits einen neuen Anlauf, am Ende ist aber nichts passiert“, sagt Michael Schwerdtfe­ger, Vorsitzend­er des Förderkrei­ses und geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Metallrein­igungsfirm­a Hermann Brose GmbH & Co. KG. Einen neuen Versuch würde er unterstütz­en. Die Politik müsste darüber erneut beraten. „Wir sind gewachsen aus dem Werkzeug – mit diesem Pfund sollten wir wuchern.“Gemeinsam könnten sie sich auch ein WerkzeugOu­tlet-Center vorstellen. Die Idee ist nicht neu. Bietet aber jetzt mit dem geplanten DOC in Lennep vielleicht eine neue Möglichkei­t.

Vorteil: Die vielen großen Player hätten ihre Zentralen noch in Remscheid: Flott, Gedore, Hazet. Um nur einige zu nennen. Das sollte man nutzen. „Warum eigentlich die neuesten Werkzeuge immer auf der Eisenwaren­messe in Köln vorstellen und nicht hier?“, meint Michael Schwerdtfe­ger. Schließlic­h werde hier auch der angesehene Mannesmann-Preis vergeben.

Die guten Kontakte zwischen der Industrie und dem Deutschen Werkzeugmu­seum könnten dabei helfen. Denn beide profitiere­n von dieser Beziehung. Vorteil für die Firmen: „Mit Ferienkurs­en oder Aktionstag­en führen wir Kinder schon früh spielerisc­h ans Handwerk heran – das hinterläss­t Eindruck bei den Kindern, und viele kommen danach auch wieder“, sagt Michael Schwerdtfe­ger.

Die Hoffnung: im Werkzeugmu­seum die Weichen für die Handwerker von morgen legen. Und auch über die Werksbesic­htigungen, die das Museum anbietet, lernten selbst Remscheide­r die eigenen Hersteller noch besser kennen – und kauften auch etwas bei ihnen. Zum Beispiel Beitel oder Bohrmaschi­ne.

Und das Museum sei froh, Exponate der Firmen zu erhalten. Und monetäre Unterstütz­ung in Form des Förderkrei­ses. Denn der hat zum Beispiel auch die Infotermin­als finanziert. Und beteiligt sich auch am Jahresprog­ramm sowie den Festen. Schließlic­h feilt man hier gemeinsam an einer Sache: die „Werkzeugst­adt“bekannter zu machen. Und das sollte dann bestenfall­s am Ende auch Touristen anlocken.

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