Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Gesundheits-Konzept für 330 Mitarbeiter in städtischen Kitas
Fahrradparkplätzen, Personalgewinnung oder Massage sollen dazu beitragen, den hohen Krankenstand zu minimieren.
SOLINGEN Auch in diesem Winter muss die Stadt Solingen wie viele Träger in einigen Kindertagesstätten die Betreuungszeit einschränken, weil Erzieherinnen krank sind. Doch auch ohne Krankheitswellen kämpfen die Kitas mit Personalausfällen durch Langzeiterkrankungen, Fachkräftemangel, mehr Bürokratie und den Folgen der Pandemie. Zudem gebe es mehr Kinder mit Förderbedarf in den Einrichtungen.
Um die Gesundheit des pädagogischen Personals in den ihren 18 Kitas mehr in den Fokus zu rücken, hat die Stadt ein Gesundheitskonzept ausgearbeitet. „Wir wollen, dass die Kolleginnen und Kollegen gesund bleiben“, betont Rüdiger Mann, Abteilungsleiter für die städtischen Kitas. Davon profitierten auch die Familien.
Es geht vor allem darum, Langzeiterkrankungen
zu vermeiden. Die Stadt sei als Arbeitgeber dazu verpflichtet, sich um die Gesundheit der Mitarbeiter zu kümmern, so Mann. Ein hoher Krankenstand führe zudem dazu, dass andere mehr arbeiten müssten, was wiederum zu einer höheren Belastung und einem höheren Gesundheitsrisiko führt. „Solche Ketten wollen wir vermeiden.“Zumal Personalmangel zur Folge haben kann, dass Betreuungszeiten eingeschränkt werden müssen. „Für die Familie bedeutet das eine große Notlage, die es zu verhindern gilt.“
Ein weiterer Aspekt: In Zeiten des Fachkräftemangels wolle die Stadt im Wettbewerb mit anderen Trägern als Arbeitgeber gut dastehen. Rund 330 Erzieherinnen und Erzieher arbeiten in den städtischen Kitas. Mann: „Wir bauen weitere Kitas und wollen alles dafür tun, um dafür Personal zu haben.“Zudem spare man Geld, wenn es weniger Langzeiterkrankte und Personalwechsel in den Einrichtungen gebe.
Ideen für das Konzept seien gemeinsam mit den Kitateams sowie Vertretern und Vertreterinnen aus der Verwaltung gesammelt worden, berichtet Elisabeth Berg, die für die Gesundheitsfachberatung für Erzieherinnen zuständig ist. Daraus wurden Schwerpunkte gebildet. Als besonders wichtig wurden unter anderem die personelle Unterstützung und die Fachkräftegewinnung eingestuft. Darauf folgten Themen wie Lärmschutz, Mobiliar, Gesundheitsangebote und die Unterstützung eines guten Teamklimas.
Ein ganz praktischer Wunsch der Mitarbeiter: Fahrradparkplätze an den Einrichtungen. An der Kita Schatzkiste seien acht eingerichtet worden, berichtet Leiterin Claudia Stadtmüller. „Viele Erzieherinnen, aber auch viele Eltern kommen inzwischen mit dem Rad.“Auch Anstrengungen, um neue Fachkräfte zu gewinnen, laufen. So wirbt die Stadt Solingen mit Hilfe eines externen Anbieters sogar in Spanien um pädagogisches Personal. So beginnen in Kürze zwei Erzieherinnen und ein Erzieher von der iberischen Halbinsel in der Kita Schatzkiste.
Elisabeth Berg hat zusammen mit den Teams aus den städtischen Kitas das Konzept erarbeitet, damit Auszubildende wie Sümeyra Ekemen und Erzieherinnen wie Miriam Sonius (v. l.) gesund bleiben.
„Auch die Auszubildenden-Zahlen steigen Jahr für Jahr“, berichtet Elisabeth Berg. So gebe es allein 80, die die praxisintegrierte Ausbildung zu Erzieherin oder Erzieher machen. In ihren großen Kitas (fünf Gruppen und mehr) stockt die Stadt zudem bei den Alltagshelfern auf: von einer halben auf eine ganze Stelle.
Investiert werde auch in den Lärmschutz, indem zum Beispiel durch Dämmung der Decken der Nachhall minimiert werde, erklärt Rüdiger Mann. Die Stadt bietet zudem einen Gesundheitstag pro Jahr und andere „Benefits“wie Massagestunden während der Arbeitszeit an, die aber von den Mitarbeitern bezahlt werden müssen.
Ob die Maßnahmen etwas bringen, soll alle zwei Jahre mit einem Zufriedenheitsbarometer gemessen werden, so Berg. Mit dem Gesundheitskonzept soll unter anderem das Risiko von Langzeiterkrankungen wie Burnout unter den Fachkräften vermieden werden. Wenn ausreichend Personal da sei, könnten den Familien stabile Öffnungszeiten garantiert werden, erklärt Rüdiger Mann. „Für die Kinder bedeutet es Kontinuität, wenn die Bezugsperson in der Kita gleich bleibt und nicht wechselt.“