Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Musterwohnung für an Demenz Erkrankte
In den Clemens-Galerien gibt die AOK Solingen Tipps und Beratung zum Leben mit Angehörigen, deren geistige Leistung nachlässt.
SOLINGEN Auf einem roten Untersetzer steht der Teller, daneben liegt Besteck, das man gut greifen kann. Im Badezimmer ist das Waschbecken mit roten Klebestreifen aus dem Baumarkt markiert. Zwei Beispiele aus der Demenz-Muster-Wohnung der AOK. Sie steht seit Montag für vier Wochen in den Clemens-Galerien Solingen im Gesundheitshaus der Krankenkasse.
Sophia Meis reist mit der Wohnung durch das gesamte Gebiet der AOK Rheinland und Hamburg. Die Mitarbeiterin der Servicestelle Demenz berichtet, die Farbe Rot sei bewusst gewählt. „Rot und Blau können von dementen Menschen gut erkannt werden.“Verschiedene Pastelltöne taugen dagegen nicht, um Dinge unterschiedlich erkennbar zu machen.
Neben der Besichtigung der Wohnung gibt es auch ein Angebot mit Fortbildungs- und Info-Modulen. Auch das läuft bis zum 22. März im AOK-Gesundheitshaus in den Clemens-Galerien. Das Angebot gilt auch für Menschen aus dem Bergischen, die nicht bei der AOK versichert sind. Für Kurse und die Besichtigung sind Anmeldetermine online buchbar.
In der Musterwohnung steht ein Schaukelstuhl im Wohnzimmer. Der sei sinnvoll, denn wenn Demente die innere Unruhe packt, könne solch ein Stuhl beruhigen, erklärte Fachfrau Sophia Meis. Aber dazu dürfen die Kissen kein Muster tragen. Einfarbig soll es sein, um nicht noch zusätzliche Reize zu setzen.
Zentral ist aber die Wohnung selbst. Der Solinger Leiter des AOKHauses, Ralf Thönes, ist zufrieden, dass das gesamte Angebot gut aufgebaut werden konnte. In ihrer Eröffnungsrede, betonte seine Chefin, die Regionalleiterin der AOK im Bergischen Land, Christiane Otto, wie wichtig das Thema für die Gesellschaft sei.
Zwei von 1000 Menschen zwischen 64 und 69 Jahren sind von einer Demenz betroffen. Bei den über 90-Jährigen sind es schon fast vier von 100. Denn Ball griff Bürgermeister Thilo Schnor (Grüne) bei seiner Begrüßungsrede auf. 1,8 Millionen Bundesbürger seien betroffen. „Daher ist es gut, dass die AOK mit dieser Aktion mehr zum Verständnis für die Krankheit beiträgt.“Er und Christiane Otto bekamen dann noch die Aufgabe, in einer Kiste mit Spiegel eine Form nachzuzeichnen. Das ist schwierig und soll verdeutlichen, wie Demente oft auf eigentlich simple Tagesabläufe und Herausforderungen reagieren.
Fotobücher empfiehlt daher Meis, damit man mit positiven Erinnerungen aus akuten Krisen der dementen Patienten herauskommt. „Zeitungen geben eine Tagesstruktur
für Demente“, weiß Meis. Denn wenn das Erinnern schwindet, sind solche Zeitanker – wann die Zeitung im Briefkasten landet – wichtig.
Gesundheitsdezernent Jan Welzel (CDU), lobte vor den Expertinnen und Experten zum Thema, die die AOK eingeladen hatte, den Weg der Krankenkasse: „Sie gehen den richtigen Weg der Prophylaxe.“
In der Pflegeberatung der Stadt
Eine klare Tagesstruktur sei für Demente wichtig, sagen die Experten von der Krankenkasse.
Dieses Telefon ist einfach zu bedienen – das macht für Betroffene die Anwendung leichter.
sei die Frage der Betreuung von dementen Patienten auch ein wachsendes Thema. Der Dezernent verweist auf das Netzwerk zum Thema Demenz. So sei die Buschstiftung mit ihrer Seniorenhilfe ein wichtiger Ansprechpartner. Und nicht nur das, auch der Arbeitskreis Demenz der Diakonie Bethanien in Aufderhöhe hält Beratungsangebote für Angehörige bereit.