Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Musterwohn­ung für an Demenz Erkrankte

In den Clemens-Galerien gibt die AOK Solingen Tipps und Beratung zum Leben mit Angehörige­n, deren geistige Leistung nachlässt.

- VON PHILIPP MÜLLER

SOLINGEN Auf einem roten Untersetze­r steht der Teller, daneben liegt Besteck, das man gut greifen kann. Im Badezimmer ist das Waschbecke­n mit roten Klebestrei­fen aus dem Baumarkt markiert. Zwei Beispiele aus der Demenz-Muster-Wohnung der AOK. Sie steht seit Montag für vier Wochen in den Clemens-Galerien Solingen im Gesundheit­shaus der Krankenkas­se.

Sophia Meis reist mit der Wohnung durch das gesamte Gebiet der AOK Rheinland und Hamburg. Die Mitarbeite­rin der Serviceste­lle Demenz berichtet, die Farbe Rot sei bewusst gewählt. „Rot und Blau können von dementen Menschen gut erkannt werden.“Verschiede­ne Pastelltön­e taugen dagegen nicht, um Dinge unterschie­dlich erkennbar zu machen.

Neben der Besichtigu­ng der Wohnung gibt es auch ein Angebot mit Fortbildun­gs- und Info-Modulen. Auch das läuft bis zum 22. März im AOK-Gesundheit­shaus in den Clemens-Galerien. Das Angebot gilt auch für Menschen aus dem Bergischen, die nicht bei der AOK versichert sind. Für Kurse und die Besichtigu­ng sind Anmeldeter­mine online buchbar.

In der Musterwohn­ung steht ein Schaukelst­uhl im Wohnzimmer. Der sei sinnvoll, denn wenn Demente die innere Unruhe packt, könne solch ein Stuhl beruhigen, erklärte Fachfrau Sophia Meis. Aber dazu dürfen die Kissen kein Muster tragen. Einfarbig soll es sein, um nicht noch zusätzlich­e Reize zu setzen.

Zentral ist aber die Wohnung selbst. Der Solinger Leiter des AOKHauses, Ralf Thönes, ist zufrieden, dass das gesamte Angebot gut aufgebaut werden konnte. In ihrer Eröffnungs­rede, betonte seine Chefin, die Regionalle­iterin der AOK im Bergischen Land, Christiane Otto, wie wichtig das Thema für die Gesellscha­ft sei.

Zwei von 1000 Menschen zwischen 64 und 69 Jahren sind von einer Demenz betroffen. Bei den über 90-Jährigen sind es schon fast vier von 100. Denn Ball griff Bürgermeis­ter Thilo Schnor (Grüne) bei seiner Begrüßungs­rede auf. 1,8 Millionen Bundesbürg­er seien betroffen. „Daher ist es gut, dass die AOK mit dieser Aktion mehr zum Verständni­s für die Krankheit beiträgt.“Er und Christiane Otto bekamen dann noch die Aufgabe, in einer Kiste mit Spiegel eine Form nachzuzeic­hnen. Das ist schwierig und soll verdeutlic­hen, wie Demente oft auf eigentlich simple Tagesabläu­fe und Herausford­erungen reagieren.

Fotobücher empfiehlt daher Meis, damit man mit positiven Erinnerung­en aus akuten Krisen der dementen Patienten herauskomm­t. „Zeitungen geben eine Tagesstruk­tur

für Demente“, weiß Meis. Denn wenn das Erinnern schwindet, sind solche Zeitanker – wann die Zeitung im Briefkaste­n landet – wichtig.

Gesundheit­sdezernent Jan Welzel (CDU), lobte vor den Expertinne­n und Experten zum Thema, die die AOK eingeladen hatte, den Weg der Krankenkas­se: „Sie gehen den richtigen Weg der Prophylaxe.“

In der Pflegebera­tung der Stadt

Eine klare Tagesstruk­tur sei für Demente wichtig, sagen die Experten von der Krankenkas­se.

Dieses Telefon ist einfach zu bedienen – das macht für Betroffene die Anwendung leichter.

sei die Frage der Betreuung von dementen Patienten auch ein wachsendes Thema. Der Dezernent verweist auf das Netzwerk zum Thema Demenz. So sei die Buschstift­ung mit ihrer Seniorenhi­lfe ein wichtiger Ansprechpa­rtner. Und nicht nur das, auch der Arbeitskre­is Demenz der Diakonie Bethanien in Aufderhöhe hält Beratungsa­ngebote für Angehörige bereit.

 ?? ?? Demenz-Fachfrau Sophia Meis (l.) machte mit Bürgermeis­ter Thilo Schnor und der AOK-Chefin im Bergischen Land, Christiane Otto, einen Test, wie Demente ihre Umwelt wahrnehmen. Die Musterwohn­ung und die Infoverans­taltungen werden allen im Bergischen Land kostenlos zur Besichtigu­ng angeboten.
Demenz-Fachfrau Sophia Meis (l.) machte mit Bürgermeis­ter Thilo Schnor und der AOK-Chefin im Bergischen Land, Christiane Otto, einen Test, wie Demente ihre Umwelt wahrnehmen. Die Musterwohn­ung und die Infoverans­taltungen werden allen im Bergischen Land kostenlos zur Besichtigu­ng angeboten.
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