Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mühevoller Weg zum Perso

Menschen mit Handicap müssen ins Ämterhaus, wenn sie einen Pass benötigen.

- VON FRANK MICHALCZAK

REMSCHEID Das Schicksal einer Remscheide­rin, die einen neuen Personalau­sweis benötigt, aber ihr Zuhause nur unter großen Mühen verlassen kann, wurde nun zum Thema im Stadtrat. Otto Mähler (SPD) wunderte sich, dass der Hausbesuch eines Außendiens­tmitarbeit­ers in einem Härtefall wie diesem offenbar nicht mehr möglich ist. „Das ist nicht nachvollzi­ehbar“, erklärte er an die Adresse von Rechtsdeze­rnentin Barbara Reul-Nocke (CDU).

Otto Mähler bezog sich auf einen Vorgang, der an ihn herangetra­gen wurde. Der Ehemann einer Betroffene­n hatte sich an die Stadtverwa­ltung gewandt, weil der Personalau­sweis seiner Frau abläuft. Das Problem: „Aufgrund einer dauerhafte­n Erkrankung ist sie nicht mobil.“Eine persönlich­e Beantragun­g im Ämterhaus sei nur mit enormem Aufwand möglich – per Patientent­ransport mit Tragestuhl. Das stelle eine große Belastung für seine Frau dar, die er ihr gerne ersparen möchte.

Von der Stadt habe er erfahren, dass sie persönlich im Amt vorstellig oder die Befreiung von der Ausweispfl­icht beantragt und genehmigt werden müsse. Letzteres komme aus seiner Sicht aber nicht infrage, da er als Bevollmäch­tigter seiner Frau im Fall von Rechtsgesc­häften und in amtlichen Belangen ihren gültigen Ausweis vorlegen müsse.

Dass ein Hausbesuch nicht mehr angeboten wird, liegt laut Meldeamt an einer neuen Regel: Durch die Pflicht, Fingerabdr­ücke für den Ausweis abzunehmen, bestehe keine Chance mehr, einen Außendiens­tmitarbeit­er rauszuschi­cken. „Die Möglichkei­t würde nur für einen vorläufige­n Personalau­sweis bestehen, dieser wäre jedoch nur drei Monate gültig“, heißt es in einem Schreiben der Stadt.

Aus Sicht von Otto Mähler ist dies alles völlig unverständ­lich: „Es muss doch möglich sein, dass Betroffene zu Hause ihren Fingerabdr­uck geben können. In jedem Fall sollte die Verwaltung dies prüfen“, merkte der SPD-Politiker an. Rechtsdeze­rnentin Barbara Reul-Nocke versprach, sich um das Thema zu kümmern.

Die Debatte fällt in eine Zeit, da der Service im Ämterhaus ausgebaut werden soll. Zum einen werden zahlreiche Behördengä­nge durch die digitale Technik unnötig. Beispiel dafür sind Kfz-Angelegenh­eiten. Unter anderem wird das Warten auf den Führersche­in beziehungs­weise auf einen dafür nötigen Termin im Ämterhaus demnächst entfallen. Wer ihn nach bestandene­r Prüfung beantragen will, kann dies dann online erledigen. Zum anderen sind Terminvere­inbarungen nicht mehr zwingend nötig. So wird der Freitag ab dem zweiten Quartal zum „terminlose­n Tag“erklärt. Wer möchte, kann dann zwischen 7.30 und 13 Uhr zum Beispiel einen Pass beantragen oder sein Auto anmelden – allerdings mit Wartezeit im Ämterhaus.

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