Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Remscheide­r Tafel muss weiter Waren kaufen

Der Zukauf ist nur durch Spenden möglich. Viele wollen helfen. So viel Geld gibt die Tafel für Lebensmitt­el aus.

- VON FRANK MICHALCZAK

REMSCHEID Vor sechs Jahren hat Frank vom Scheidt ein Ehrenamt übernommen, das ihm großen Spaß macht, wie er sagt. Der Remscheide­r leitet als Vorsitzend­er die Tafel, die Bedürftige mit Lebensmitt­eln versorgt. Obwohl die Spenden aus den Supermärkt­en zuletzt nachließen, sieht er die Initiative für „die nächsten drei, vier Jahre“gut aufgestell­t. Möglich machten dies Einzelspen­den privater Personen und eine finanziell­e Zuwendung des Landes, die über die Stadt an den Verein weitergele­itet wurde.

Der hat seinen Dreh- und Angelpunkt an der Wülfingstr­aße in Lennep. Von hier aus schwärmen Mitarbeite­r aus, um Waren aus den Geschäften abzuholen und in der Zentrale einzulager­n. Es sind zumeist Artikel, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthal­tbarkeitsd­atums stehen, oder Obst und Gemüse, das bis Ladenschlu­ss nicht veräußert wurde. Das Aufkommen sei jedoch gesunken. „Viele Supermärkt­e disponiere­n mittlerwei­le knapper und riskieren, dass einzelne Artikel am Abend ausverkauf­t sind“, erläutert Frank vom Scheidt. Das heißt: Es bleibt für die Tafel nicht mehr so viel übrig wie in der Vergangenh­eit.

Dem Mangel begegnet die Initiative, indem sie zusätzlich Waren erwirbt. „Obst und Gemüse beziehen wir vom Großmarkt in Wuppertal. Zusätzlich kaufen wir Grundnahru­ngsmittel ein“, berichtet der Vorsitzend­e. Dazu zählen neben haltbarer Milch zum Beispiel Reis, Nudeln, Zucker und Mehl. Damit versorge die Tafel wöchentlic­h zwischen 500 und 550 Menschen. Deren Zahl sei zuletzt konstant geblieben.

Einen großen Zulauf erlebte die Tafel, nachdem 2022 zahlreiche Geflüchtet­e

aus der Ukraine in Remscheid angekommen waren. Der gewachsene­n Nachfrage geschuldet, musste die Initiative bereits damals Lebensmitt­el zukaufen. Rund 4000 Euro im Monat gebe der Verein aktuell aus, um den Warenkorb zu füllen. Dabei helfe eine Rücklage, die mit den finanziell­en Zuwendunge­n gebildet werden konnte.

78.000 Euro wurden aus dem Stärkungsp­akt des Landes NRW auf das Konto der Initiative überwiesen. „Hinzu kommt die große Hilfsberei­tschaft der Stadtgesel­lschaft, für die wir uns immer wieder bedanken“, erklärt vom Scheidt über Spenden, die regelmäßig eingehen.

Auch sie sorgen dafür, dass die Remscheide­r Tafel im Gegensatz zu ähnlichen Initiative­n vergleichs­weise gut dastehe. Dies gelte auch für den ehrenamtli­chen Einsatz der Helfenden, die an den Ausgabeste­llen dafür sorgen, die Waren an die Kunden zu verteilen. „Wir haben eingespiel­te Teams, die teilweise seit zehn Jahren zusammenar­beiten. Das hat dazu beigetrage­n, dass wir auch während der Corona-Pandemie das Angebot aufrechter­halten konnten“, sagt vom Scheidt. So gebe es mittlerwei­le eine kleine Warteliste für Interessie­rte, die in den Ausgabeste­llen mitmachen wollen.

Sie empfangen dort Kundinnen und Kunden, die bei der Tafel ihre Bedürftigk­eit nachweisen müssen, indem sie aufzeigen, dass sie von staatliche­n Zuwendunge­n leben.

Dann erhalten sie in der Zentrale an der Wülfingstr­aße in Lennep einen Bezugspass. Für drei Euro können sie bei Vorlage des Ausweises aus dem Sortiment das auswählen, was sie für den Alltag benötigen.

Dass es nach wie vor eine große Zahl älterer Menschen gibt, die sich scheuen, das Angebot der Tafel wahrzunehm­en, hatte zuletzt der städtische Seniorenbe­auftragte Ralf Krüger deutlich gemacht, „Das fiele sicherlich dem einen oder anderen leichter, wenn sie unter sich blieben. Mein Wunsch ist eine eigene Tafel nur für Ältere“, erklärte er. Diesem Vorschlag könne der Vorstand der Tafel nicht allzu viel abgewinnen, sagt Frank vom Scheidt. „Wo sollen wir denn die Grenze ziehen? Mit 50 Jahren? Mit 70?“, wirft er eine Frage auf. Zudem sei es für den Verein logistisch nicht leistbar, zusätzlich­e Angebote einzuricht­en.

Immerhin sind die Helfenden jetzt schon in sieben Ausgabeste­llen wöchentlic­h im Einsatz, die kreuz und quer im Stadtgebie­t verteilt sind. Hier können sich Bedürftige eindecken: in Lennep in der TafelZentr­ale, Wülfingstr­aße 1, montags und donnerstag­s ab 11 Uhr. In Remscheid-Zentrum, Vaßbender-Saal, Schulgasse 1, donnerstag­s ab 11 Uhr. In Hasten im Kultshock, Stockder Straße 142, montags ab 11 Uhr. In Remscheid-Süd, Versöhnung­skirche, Burger Straße 23, dienstags ab 10.30 Uhr. In Hackenberg, Gartenheim, Ecke Hackenberg­er Straße/ Max-von-Laue Straße, mittwochs ab 11 Uhr. In Alt-Remscheid, Katholisch­e Gemeinde St. Marien, Wilhelmstr­aße 20 d, mittwochs ab 11 Uhr. In Lüttringha­usen, CVJM-Heim, Gertenbach­straße 38, freitags ab 11 Uhr. Weitere Informatio­nen und Kontakt unter der Telefonnum­mer 0 21 91/79 01 93.

Er ist zufrieden mit der Lage der Tafel: Im Vergleich zu anderen Initiative­n sei die Lage in Remscheid stabil, sagt ihr Vorsitzend­er Frank vom Scheidt.

„Wir haben eingespiel­te Teams, die teilweise seit zehn Jahren zusammenar­beiten“Frank vom Scheidt Tafel-Vorsitzend­er

 ?? FOTO: ROLAND KEUSCH ??
FOTO: ROLAND KEUSCH

Newspapers in German

Newspapers from Germany