Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Abwechslungsreicher Job hinter Schloss und Riegel
Hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalt in Lüttringhausen sitzen nicht nur Gefangene. Hier arbeiten eben auch zahlreiche Justizbeamte. So auch der 35-jährige Benjamin Eigemann.
kann.“
Sollte eine Situation eskalieren, löse der Zentralbeamte, der die Tagesabläufe der Insassen koordiniert, einen Alarm aus. „Manchmal ertönt der Alarm fünf-, sechsmal die Woche, manchmal auch einen Monat gar nicht“, sagt Eigemann, für den ein ruhiger Tag ein guter Tag ist.
Sollten Gefangenen auffällig werden, gebe es aber gewisse Sicherheitsmaßnahmen. So holt sich Eigemann einen zweiten Beamten dazu, als er einen der Häftlinge im vorderen Trakt zu einem Termin herauslässt. Mit Handschuhen wird der Gefangene unter Aufsicht abgetastet und dann nach unten begleitet. Das ist ungewöhnlich in der JVA Lüttringhausen. Denn hier dürfen die Gefangenen einige Wege auch alleine absolvieren, beispielsweise den Weg in ihre Zellen nach der Freistunde auf dem Hof.
Ein altes Konzept, das sich bewährt habe. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Benjamin Eigemann immer weiß, wo sich seine Häftlinge befinden. „Zwei müssen noch vom Duschen zurückkehren“, weiß er. Doch kurz darauf tauchen sie auf der B3 und dann auf der Treppe zur B4 auf. Der 35-Jährige schließt den beiden ihre Zelle auf.
Ob Benjamin Eigemann ausblenden könne, welche Straftat die Gefangenen begangen haben? „Was mein eigenes Empfinden sagt, spielt hier keine Rolle. Wir sind verpflichtet, jeden gleich zu behandeln. Sie wurden bereits dafür verurteilt und hier zu sitzen ist bereits ihre Strafe.“Deshalb lache er auch gerne mit ihnen.
Wer in der JVA arbeite, müsse auch darauf gefasst sein, mit dem Tod konfrontiert zu werden, denn hin und wieder nehmen sich Häftlinge das Leben oder versuchen es. „Solche Ereignisse braucht keiner, das sind Bilder, die bekommst du nicht mehr aus dem Kopf.“
Er selbst leistete Erste Hilfe, als sich im November ein Gefangener das Leben nahm. Obwohl die Beamten darauf geschult sind, das Verhalten der Insassen zu beobachten und wenn nötig Sicherheitsmaßnahmen ergreifen können, gebe es keine hundertprozentige Sicherheit.
Doch es gebe auch schöne Momente auf der Arbeit für Benjamin Eigemann. Das Team sei super. „Wir können Spaß haben, uns aufeinander verlassen und sind füreinander da“, sagt der 35-Jährige. Und: „Es ist schön, zu sehen, wenn Häftlinge, mit denen ich unter Umständen eine lange Zeit gearbeitet habe, entlassen werden und die Resozialisierung fruchtet. Die Männer bekommen dann von mir zu hören: ‚Auf Nimmerwiedersehen‘.“