Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Lage im Gastgewerbe entspannt sich
Das Hotelgewerbe berichtet auch in Solingen wieder von steigenden Gästezahlen. Davon profitiert auch die Hotel Gräfrather Hof GmbH, zu der insgesamt 14 Gästehäuser und gastronomische Betriebe gehören.
SOLINGEN Die touristischen Regionen und Städte in Nordrhein-Westfalen sind mit einer optimistischen Grundstimmung ins Ostergeschäft gestartet. Das geht aus einer Umfrage des Tourismus NRW hervor. Die Buchungslage sei demnach „verbreitet gut bis sehr gut“, sagt Sprecherin Tonia Haag.
Tatsächlich scheint sich die Branche von den Auswirkungen der Corona-Pandemie weitgehend erholt zu haben. Im vergangenen Jahr buchten in Nordrhein-Westfalen 16 Prozent mehr Gäste ein Bett in einem Beherbergungsbetrieb oder einen Campingstellplatz, als noch im vorvergangenen Jahr. Das berichtet das statistische Landesamt.
Davon hat auch die Stadt Solingen profitiert: Die Zahl der Übernachtungen ist in der Klingenstadt im gleichen Zeitraum um 16,8 Prozent gewachsen. Solingen ist damit im Bergischen Städtedreieck Spitzenreiter: In Wuppertal stieg die Zahl der Übernachtungen um 15,9, in Remscheid um 13,2 Prozent.
Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass noch Luft nach oben ist. Bei der Bettenauslastung – wichtiger betriebswirtschaftlicher Indikator für die Branche – gilt nach Angaben der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ein Wert von 60 bis 65 Prozent als Optimalwert, als so genannter „Break Even“-Punkt. Davon ist die Branche im Bergischen Städtedreieck derzeit noch entfernt: Der Auslastungsgrad der Betten liegt in Wuppertal bei durchschnittlich 44 Prozent, in Solingen bei 32 und in Remscheid bei 31 Prozent.
Ein Solinger Unternehmen, das eine Verbesserung der Lage bemerkt, ist die Hotel Gräfrather Hof GmbH. Zu ihr gehören derzeit 14 Unterkünfte und Gastronomiebetriebe im bei Touristen so beliebten Solinger Stadtteil Gräfrath – darunter der „Gräfrather Hof“und das „Hotel zur Post“sowie das Brauhaus „Gräfrather Klosterbräu“.
Die Gesellschaft bündelt alle Gastronomie- und Hotelaktivitäten des Unternehmens. Dazu gehören nicht nur Hotels und Restaurants, sondern auch der Kloster-Saal, ehemals auch als Sternen-Saal bekannt. Er war der ehemalige Bürger- und Theatersaal in Gräfrath, der jetzt auf 300 Quadratmetern Platz unter anderem für Hochzeitsfeiern bietet.
Etwas mehr als zwei Tage bleiben Hotelgäste laut Statistik im Durchschnitt in Solingen – das deckt sich mit dem Eindruck von Julia Lapawa. Denn die Hotel Gräfrather Hof GmbH hat als Zielgruppe vor allem Kurzurlauber und Ausflügler, Wandertouristen und Kunden von Wellness-Wochenenden im Blick. Für sie bietet das Unternehmen auch Pakete und Dienstleistungen an, wie beispielsweise Lunchpakete oder einen Gepäckservice für Radwanderer.
Eine für die Firma wichtige Klientel seien aber auch Unternehmer, Messe- und anderweitige Geschäftsreisende. „Viele Solinger Unternehmen bringen hier ihre Kunden unter“, weiß Julia Lapawa. Allerdings habe das Messegeschäft nicht mehr dieselbe Bedeutung erlangt, wie es noch vor Corona der Fall war. Viele Stammkunden zählt die Firma, „was daran liegt, dass unser Service eher persönlich, familiär ist“, glaubt Lapawa.
Wegen dieser Bedürfnisse der Stammgäste sei es auch wichtig, nicht jeden Trend des Hotelgewerbes mitzumachen, betont sie. Dass Beherbergungsbetriebe mittlerweile „komplett ohne Personal“betrieben werden, sei für Gräfrath nicht vorstellbar: „Im Gegenteil, wir machen diesen Trend bewusst nicht mit und bieten einen persönlichen 24-Stunden-Service an.“Und das, obwohl auch in Solingen das Personal knapp sei. Allerdings fahre das Unternehmen gut mit der Strategie, auch und vor allem Quereinsteigern eine Chance zu geben: „Diese Mitarbeiter bilden wir selbst weiter und haben so den Vorteil, sie in unsere Unternehmensphilosophie einzubinden“, erläutert Lapawa. Rund 50 Mitarbeiter zählt die Hotel Gräfrather Hof GmbH im Durchschnitt, der Wert schwankt saisonal.
Was wünscht sich Julia Lapawa für die Zukunft? „Natürlich könnten wir noch wachsen, je nach Konzept auch noch mit weiterer Gastronomie. Aber ich wünsche mir, dass das Geschäft so stabil bleibt wie jetzt und uns nicht noch einmal eine Pandemie mit all ihren negativen Auswirkungen trifft“, sagt sie – und antwortet damit wohl im Sinne aller Solinger Hoteliers und Gastronomen.
Und so ist die Stimmung bei der Hotel Gräfrather Hof GmbH ähnlich gut wie vom Verband „Tourismus NRW“beschrieben: Mit der Osterzeit beginnt in den Betrieben wieder die Hochsaison.