Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Solinger begleiten Jesus auf Kreuzweg
Die Missione Cattolica Italiana will mit der Prozession keine Show bieten.
WALD (cd) Die Stimmung ist angespannt, als Pontius Pilatus die entscheidende Frage stellt. Er überlässt es dem Volk von Judäa, welcher der Gefangenen begnadigt werden soll. Gibt es vielleicht doch noch Rettung für Jesus? Barabbas entgeht der Verurteilung – und der stolze Pilatus wäscht anschließend seine Hände in Unschuld. Betretenes Schweigen auf dem Pausenhof der Friedrich-Albert-Lange-Schule, auch wenn die Handlung bekannt ist.
Die Geschichte nimmt ihren gewohnten Lauf. Wie auch die Prozession, die sich langsam wieder auf den Weg macht in Richtung St. Katharina. Vorneweg Jesus-Darsteller Giuseppe Bevacqua, die Dornenkrone auf dem Haupt. Das Kreuz lastet schwer auf den Schultern des geschundenen Mannes.
Seit Jahrzehnten lädt die Italienische Katholische Mission zum Kreuzweg ein, bei dem Gemeindemitglieder die Rollen der Apostel, der Römer, der Richter, der Henker ausfüllen – und einer die von Jesus Christus übernimmt. So auch an diesem Karfreitag. Leidensfähig ist Bevacqua, denn er bekleidete die Rolle bereits zum dritten Mal. Erst sei er sich nicht sicher gewesen, ob er abermals in die Rolle des Messias schlüpfen solle, aber er sei darum gebeten worden.
In diesem Jahr wolle er noch mehr abliefern als sonst, erklärt er vorab. Nicht nur wegen der anwesenden Familie und Freunde. „Es ist ohnehin immer sehr emotional für mich, aber aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage möchte ich noch mehr für Liebe und Zusammenhalt einstehen und meine Rolle richtig ausfüllen.“
In voller Besetzung umfasst der Kreuzweg knapp 60 Rollen, inklusive Komparsen, einem Sprecher und einem kleinen Chor, die auch ab und an gewechselt würden. „Die Rollen vergeben wir frei, je nach Wunsch oder auch Bedarf“, erklärt Falk Witzmann, Vorsitzender der Passion. Er spielt in diesem Jahr einen Hohepriester, war im vergangenen Jahr aber auch schon Barrabas und davor einer der Gekreuzigten. Auch seine Frau und die beiden Kinder sind Teil der Besetzung.
Eine Show oder gar ein Spektakel soll es nicht sein. Man wolle bei der Bevölkerung anders punkten: mit Ernsthaftigkeit und dem gebotenen Respekt. „Wir sind da durchaus klassisch-konservativ, was die Abläufe und die Dramaturgie angeht, das bleibt immer gleich. Die Geschichte steht im Vordergrund und allein darauf soll geachtet werden“, bekräftigt Giovanni Zito.