Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die zehnte Niederlage in Serie
Der Bergische HC zeigte sich beim TVB Stuttgart verunsichert. Nach dem 26:27 erwartet die Löwen ein Schicksalsspiel.
STUTTGART / SOLINGEN Nach sieben Minuten führte der Bergische HC beim TVB Stuttgart mit 5:1 – 50 Minuten später lag der Tabellenvorletzte der Handball-Bundesliga mit 22:26 hinten. „Es ist schon bitter, diese Phase mit acht Toren zu verlieren“, haderte Christopher Rudeck, der seine Mannschaft mit starken Paraden insbesondere in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten hatte. „Leider kriegen wir nach der Pause keine richtig gute Abwehr mehr gestellt. Und ich hole auch noch zwei, drei Bälle zu wenig“, beschrieb der Torhüter den Weg zur zehnten Bundesliga-Niederlage in Folge.
Dabei hatten die Löwen vielversprechend angefangen. Rudeck fischte die ersten drei Bälle auf sein Tor, Stuttgart bekam im Positionsangriff große Probleme mit dem Abwehrblock. Und vorne übernahm Lukas Stutzke viel Verantwortung. Das 5:1 war der Lohn dafür. Die Führung ging dann nicht nur dahin, weil die Schwaben bessere Lösungen gefunden haben, sondern auch, weil der BHC mal wieder keine echten personellen Alternativen aufbieten konnte.
Mads Andersen stand insgesamt nur drei Minuten und 15 Sekunden auf dem Feld. In dieser Zeit leistete er sich einen Fehlwurf, spekulierte falsch in der Abwehr, spielte einen Pass auf Noah Beyer in Stuttgarter Hände und überwarf Djibril M‘Bengue beim Versuch eines KempaTricks locker um einen Meter. Später erzielte er noch ein Tor und verbesserte die desaströse Statistik damit marginal.
Tomas Babak lieferte in 13 Minuten immerhin einen seiner besseren Auftritte der vergangenen Wochen, kam aber freilich längst nicht an vergangene, glorreiche Tage heran. Ihm fehlten weiterhin Tempo und Tiefe, doch zumindest traf er zwei Mal aus dem Rückraum und lieferte zwei Vorlagen. Linus Arnesson, einst Entscheider im BHC-Angriff, war offensiv kein Faktor. Und die beiden Winter-Zugänge Antoni Doniecki und Grega Krecic sind offenbar so weit von Bundesliga-Level entfernt, dass Trainer Jamal Naji es kaum noch mit ihnen versucht. Beide standen zusammen gute drei Minuten auf dem Feld. Die Bilanz: ein Fehlwurf.
So lastete die gesamte Verantwortung nahezu durchgängig auf demselben Personal. Lukas Stutzke war erneut vorne und hinten Motor des Teams, Frederik Ladefoged ackerte 55 Minuten lang, und Djibril M‘Bengue versuchte es im rechten Rückraum nur unwesentlich kürzer. Kein Wunder also, dass Naji später zu Protokoll gab: „Die Spieler sind stehend k.o.“Eine Situation, die natürlich auch zu Fehlern beitrug.
Als Regisseur setzte der Coach in der entscheidenden Phase erneut auf Eloy Morante Maldonado. Ihm war es nicht abzusprechen, dass er die Lücken in der Abwehr suchte und dahin ging, wo es wehtat. Doch in den fünf Minuten, als die Stuttgarter mit drei Toren in Serie auf 26:22 davonzogen, agierte auch er glücklos. Zwei Fehlwürfe – einer aus der Ferne, einer aus der Nahdistanz – schmerzten den BHC in der Situation genauso wie ein vergebener Strafwurf durch den ansonsten starken Linksaußen Noah Beyer.
In den entscheidenden Momenten fehlte den Gästen ein Mal mehr der Killerinstinkt. In jeder schlechten Aktion der Schlussphase zeigte sich die Verunsicherung der Mannschaft. „Wir brauchen halt dieses eine Erfolgserlebnis“, meinte Rudeck. „Ich glaube, davon waren wir in Stuttgart gar nicht so weit entfernt. Über Energie, Kampf und Einsatz müssen wir nicht sprechen.“
So aber bleibt der BHC mit 13 Punkten Vorletzter der Bundesliga und hat drei Zähler Rückstand auf den ThSV Eisenach am rettenden Ufer. Das Heimspiel gegen die Thüringer, die sich emotional aktuell in Topform befinden, steigt am 7. April. Es herrscht Siegzwang. Der Druck in dem Schicksalsspiel ist riesig. Christopher Rudeck: „Wenn wir das nicht gewinnen, sind wir weg. So fühlt es sich jedenfalls an.“