Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die zehnte Niederlage in Serie

Der Bergische HC zeigte sich beim TVB Stuttgart verunsiche­rt. Nach dem 26:27 erwartet die Löwen ein Schicksals­spiel.

- VON THOMAS RADEMACHER

STUTTGART / SOLINGEN Nach sieben Minuten führte der Bergische HC beim TVB Stuttgart mit 5:1 – 50 Minuten später lag der Tabellenvo­rletzte der Handball-Bundesliga mit 22:26 hinten. „Es ist schon bitter, diese Phase mit acht Toren zu verlieren“, haderte Christophe­r Rudeck, der seine Mannschaft mit starken Paraden insbesonde­re in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten hatte. „Leider kriegen wir nach der Pause keine richtig gute Abwehr mehr gestellt. Und ich hole auch noch zwei, drei Bälle zu wenig“, beschrieb der Torhüter den Weg zur zehnten Bundesliga-Niederlage in Folge.

Dabei hatten die Löwen vielverspr­echend angefangen. Rudeck fischte die ersten drei Bälle auf sein Tor, Stuttgart bekam im Positionsa­ngriff große Probleme mit dem Abwehrbloc­k. Und vorne übernahm Lukas Stutzke viel Verantwort­ung. Das 5:1 war der Lohn dafür. Die Führung ging dann nicht nur dahin, weil die Schwaben bessere Lösungen gefunden haben, sondern auch, weil der BHC mal wieder keine echten personelle­n Alternativ­en aufbieten konnte.

Mads Andersen stand insgesamt nur drei Minuten und 15 Sekunden auf dem Feld. In dieser Zeit leistete er sich einen Fehlwurf, spekuliert­e falsch in der Abwehr, spielte einen Pass auf Noah Beyer in Stuttgarte­r Hände und überwarf Djibril M‘Bengue beim Versuch eines KempaTrick­s locker um einen Meter. Später erzielte er noch ein Tor und verbessert­e die desaströse Statistik damit marginal.

Tomas Babak lieferte in 13 Minuten immerhin einen seiner besseren Auftritte der vergangene­n Wochen, kam aber freilich längst nicht an vergangene, glorreiche Tage heran. Ihm fehlten weiterhin Tempo und Tiefe, doch zumindest traf er zwei Mal aus dem Rückraum und lieferte zwei Vorlagen. Linus Arnesson, einst Entscheide­r im BHC-Angriff, war offensiv kein Faktor. Und die beiden Winter-Zugänge Antoni Doniecki und Grega Krecic sind offenbar so weit von Bundesliga-Level entfernt, dass Trainer Jamal Naji es kaum noch mit ihnen versucht. Beide standen zusammen gute drei Minuten auf dem Feld. Die Bilanz: ein Fehlwurf.

So lastete die gesamte Verantwort­ung nahezu durchgängi­g auf demselben Personal. Lukas Stutzke war erneut vorne und hinten Motor des Teams, Frederik Ladefoged ackerte 55 Minuten lang, und Djibril M‘Bengue versuchte es im rechten Rückraum nur unwesentli­ch kürzer. Kein Wunder also, dass Naji später zu Protokoll gab: „Die Spieler sind stehend k.o.“Eine Situation, die natürlich auch zu Fehlern beitrug.

Als Regisseur setzte der Coach in der entscheide­nden Phase erneut auf Eloy Morante Maldonado. Ihm war es nicht abzusprech­en, dass er die Lücken in der Abwehr suchte und dahin ging, wo es wehtat. Doch in den fünf Minuten, als die Stuttgarte­r mit drei Toren in Serie auf 26:22 davonzogen, agierte auch er glücklos. Zwei Fehlwürfe – einer aus der Ferne, einer aus der Nahdistanz – schmerzten den BHC in der Situation genauso wie ein vergebener Strafwurf durch den ansonsten starken Linksaußen Noah Beyer.

In den entscheide­nden Momenten fehlte den Gästen ein Mal mehr der Killerinst­inkt. In jeder schlechten Aktion der Schlusspha­se zeigte sich die Verunsiche­rung der Mannschaft. „Wir brauchen halt dieses eine Erfolgserl­ebnis“, meinte Rudeck. „Ich glaube, davon waren wir in Stuttgart gar nicht so weit entfernt. Über Energie, Kampf und Einsatz müssen wir nicht sprechen.“

So aber bleibt der BHC mit 13 Punkten Vorletzter der Bundesliga und hat drei Zähler Rückstand auf den ThSV Eisenach am rettenden Ufer. Das Heimspiel gegen die Thüringer, die sich emotional aktuell in Topform befinden, steigt am 7. April. Es herrscht Siegzwang. Der Druck in dem Schicksals­spiel ist riesig. Christophe­r Rudeck: „Wenn wir das nicht gewinnen, sind wir weg. So fühlt es sich jedenfalls an.“

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Noah Beyer traf in der ersten Halbzeit per Gegenstoß spektakulä­r. Trotz Foul brachte er den Ball mit einem ungewöhnli­chen Leger zum 6:3 im Tor unter.

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