Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Was Promis an Leverkusen lieben
Prominente verorten viele gern in den Metropolen des Landes: Berlin, München, Köln. Doch manch eine bekannte Persönlichkeit fühlt sich zu Leverkusen hingezogen. Eine Spurensuche.
LEVERKUSEN Ralf Schmitz tut’s noch immer. Der Schauspieler, Moderator, Comedian wohnt längst irgendwo in Köln. Aber wenn er Lust auf Nugathörnchen hat, geht Schmitz zum „besten Bäcker der Welt“–nach Opladen. Mit diesem Prädikat hat er im vergangenen Sommer die Bäckerei Nöres ausgezeichnet. Öffentlich im Fernsehen. Er war Gast der Kultreihe „Kurzstrecke mit Pierre M. Krause, taperte mit diesem erst zum Katzenstreukauf im Fachhandel in Opladen, dann zur Bäckerei. „Da geh ich schon seit meiner Kindheit hin“, gestand er. „Und ich muss noch für meine Mutter Kuchen mitbringen.“Riemchenapfel und Eissplittertorte. Er beißt ins Hörnchen und schwärmt: „Das ist der Geschmack meiner Kindheit.“Eine Kindheit in Leverkusen.
Und Schmitz ist nicht der einzige. Eine ziemlich lange Liste von Prominamen lässt sich im Internet finden, deren Träger mit Leverkusen verbandelt sind. Durch Geburt, durch Zeit vor Ort, durch ihren Lebensmittelpunkt in einer Stadt, die – die Prominenz der Stadt durch die vielversprechenden Bayer-04-Aussichten mal beiseite gelassen – immer ein bisschen droht neben der großen Domstadt nebenan ins BlässlichPastellfarbene abzugleiten.
Schauspieler David Rott zum Beispiel erinnert sich gerne an die Sonntagsspaziergänge mit Opa durch Opladen. Tausendsassa Henning Krautmacher, der nach dem Abschied von den Höhnern samt Rasur des Maga-Schnäuzers auf der Straße nun schwerer zu erkennen ist, kennt Schlebusch wie seine Westentasche, ist dort aufgewachsen, erinnert sich an viele Dinge aus der Kindheit, etwa an Opa Matthes und „Kning“zu Weihnachten, Stallhasen der Rasse „Blaue Wiener“, die zum Fest auf den Tisch kam. Beim letzten Auftritt als Höhner-Frontmann in Schlebusch ließ Krautmacher die Frau Mama, die in Leverkusen lebt, grüßen und betonte: „Hier hat alles angefangen... weil ich in der Grundschule Morsbroicher Straße meinen ersten Musikunterricht an Orfschen Instrumenten und Blockflöte bekommen, in der Dhünn schwimmen gelernt habe und am Dhünnberg unser erster Probenraum für die Schülerband war.“
Was Schlebusch für Krautmacher ist für Ex-Bayer-Konzernchef Werner Wenning Opladen. Er ist während der steilen Managerkarriere als Bayer-Chef nicht in noble Düsseldorfer Stadtviertel gezogen oder nach Köln oder Bonn. Wennings Sicherheitspersonal stand vor seinem Haus in Opladen. Von dort ist es im Prinzip auch zu Fuß gar nicht so weit bis zum Wurstmaxen auf dem Marktplatz, bei dem Wenning schon früher gerne einkehrte. Er spielte in Opladen Fußball, war
Messdiener, lernte an der Höhen Handelsschule in Opladen seine Frau kennen, war beruflich im Ausland, kehrte immer wieder in seine Heimat zurück. Sein Herz schlägt für Bayer 04, im Stadion ist er Stammgast. Auf Werner Wenning trifft ein Adjetkiv im Besonderen zu: Er ist bodenständig.
Ob Armin Halle Bayer-04-Fan war? Fakt ist:
Der frühere Redenschreiber und Sprecher von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt wohnte bis zu einem Tod im vergangenen
Jahr in Quettingen. „Heribert „N’Abend allerseits“Heribert Faßbender lebt mit seiner Familie in Lützenkirchen. Auch Heide Ecker-Rosendahl aus dem Oberbergischen fand ihre sportliche Heimat in Leverkusen. Die Liebe auch. Von den Trainingsanlagen des TSV Bayer 04 ging es für sie 1972 gleich zweimal aufs Siegertreppchen bei den Olympischen Spielen in München. Lebensmittelpunkt? Nach wie vor Leverkusen. Manch einer sucht heute noch das Grab von Golo Mann auf dem Friedhof in Bergisch Neukirchen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, er sei in Leverkusen bestattet worden. Fakt ist: Der Sohn des Literaturnobelpreisträger Thomas Mann ist nicht in Leverkusen begraben, sondern wurde in der Schweiz beigesetzt, er verbrachte aber seine letzten Lebensjahre in Leverkusen, weil er der Pflege seiner vor Ort lebenden Tochter bedurfte.
Zu Lesungen in seine Geburtsstadt kehrt ab und an Schauspieler Roland Jankowsky zurück – besser bekannt ist er als Overbeck aus der TV-Kultkrimiserie „Wilsberg“. Und wenn Harry Alfter von der kölschen Band Brings an Leverkusen denkt, denkt er unter anderem an seine Ausbildung: „Bei ,Ulis Musik‘ an der Wilhelmstraße habe ich die Lehre gemacht, da haben wir auch Platten aufgenommen.“Das weit verbreitete Image als graue Chemiestadt bestätigen die mit Leverkusen verbandelten Promis nicht. Schon gar nicht dieser Mann, der jahrelang den vielleicht jüngsten „Alten“in der Geschichte der gleichnamigen TV-Serie gab: JanGregor Kremp. Er habe nach 20 Jahren in der Fremde begriffen , dass Leverkusen sein Lebensmittelpunkt, seine Heimat, sein Zuhause sei, unterstrich er vor Jahren schon in einem Interview. Kremp wohnt mit seiner Familien in Schlebusch. Seine Liebe zur Stadt hat er unter anderem schon ein einem der Werbefilme für die Kampagne „Lust auf Leverkusen“besungen. Kostprobe: „Oh liebstes Lev, pardon, verzeih, das wird wohl nichts, das mit der Wahl zu Deutschlands schönstem Ort... Und komm ich heim, dann leuchtet mir mein Bayer-Kreuz. Das war schon so, als ich noch bartlos war.“Auch er wuchs in der Stadt auf – zwischen Fußballfieber und Messdienerdienst, zwischen Fallobstsammeln auf dem Obstweg für „Apfelkompöttchen“und völliger Talentfreiheit im Fach Mathematik. Eben erst nach 20 Jahren in der Ferne stellte Kremp fest, dass Leverkusen für ihn Heimat ist – ein Ort, an dem er sozialisiert, an dem sein Charakter geprägt worden sei.
Ein Ort, den Autor Wilhelm Westecker im Buch „Die Wiedergeburt der deutschen Städte“als „Kuriosum“und „Stadt ohne Vergangenheit“beschrieb. Aber offenbar einer, mit dem Prominente Gutes verbinden – von großer Liebe bis Nugathörnchen.