Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der 1. April internatio­nal

Am 1. April sollten die Menschen nicht immer alles für bare Münze nehmen – europaweit.

- VON KATHARINA BIRKENBEUL, LENA SPATARO UND ANDREAS WEBER

REMSCHEID April, April! Das werden wieder viele Remscheide­rinnen und Remscheide­r am kommenden Montag zu hören bekommen, wenn sie auf einen der Aprilscher­ze hereinfall­en. Seit vielen Jahren schicken sich die Menschen durch erfundene, absichtlic­h verfälscht­e, fantastisc­he Geschichte­n, Erzählunge­n oder Informatio­nen in den April. Wie sieht das bei anderen Nationen aus? Welche Bräuche und Traditione­n gibt es in Spanien, Frankreich, Portugal oder in der Ukraine?

Eine lustige Tradition haben die Franzosen und Italiener. Sie kleben sich zum 1. April gebastelte oder unechte Fische auf den Rücken. Poisson d‘Avril heißt der Tag in Frankreich passend. „Wer Pech hat, läuft dann den ganzen Tag damit herum und merkt es nicht“, weiß Otto Mähler, der zurzeit selbst in der Bretagne, Frankreich, weilt.

Und erklärt, dass die Franzosen sogar die Vorreiter des Brauches waren: Ab dem 9. August 1564 galt in Frankreich der gregoriani­sche Kalender und das Jahr begann daraufhin immer am 1. Januar statt wie sonst am 1. März oder an Ostern. Doch die Franzosen ignorierte­n dies und ließen das Jahr weiterhin am 1. April beginnen. Dadurch wurden sie zu April-Narren und von anderen verspottet.

Dass sie sich gegenseiti­g Fische auf den Rücken kleben, liege wahrschein­lich an der Fastenzeit. Bis Ostern durfte kein Fleisch gegessen werden, wer das nicht einhielt, bekam am 1. April einen falschen Fisch geschenkt.

Auch in der Ukraine nehmen sich die Menschen am 1. April gerne mal aufs Korn. „Wir sagen immer, am 1. April vertraue ich niemandem, weil mir jeder einen Streich spielen kann“, sagt Marina Tkachuk. Die gebürtige Ukrainerin ist kurz nach dem Kriegsbegi­nn aus ihrem Heimatland geflohen und nach Remscheid gekommen. Seither engagiert sie sich im Ukraine-Zentrum in Lennep. Mittlerwei­le habe sich da eine Gemeinscha­ft aufgebaut, die sich gerne gegenseiti­g zum Lachen bringt. So auch am 1. April: „Ukrainer können mit ernstem Gesicht scherzen und alles wird so aussehen, als wäre es tatsächlic­h wahr.“

Die Portugiese­n nehmen es am 1. April mit der Wahrheit ebenfalls nicht so genau. Laut Vitor Estradas, dem Vorsitzend­en der portugiesi­schen Folkloregr­uppe Os Campinos, wird dann gescherzt. Eine traditione­lle Art und Weise gebe es allerdings nicht. „Das wird immer wieder neu erfunden.“

Und wer sich am besagten Tag in Portugal aufhält, darf sich nicht über Einheimisc­he wundern, die sich gegenseiti­g mit Mehl bewerfen, wie ein Kollege am eigenen Leib erfahren hat. Die Scherzkeks­e rufen ihrem Opfer dann ein fröhliches „Aprilscher­z“zu.

Die Spanier sind am 1. April nicht zum Ulken aufgelegt. „Bei uns ist es der 28. Dezember“, erklärt Antonio Espinosa Segovia, Vorsitzend­er des Bundesverb­andes der spanischen sozialen und kulturelle­n Vereine. Espinosa lebt seit 54 Jahren in Remscheid. Wenn in seiner Heimat ein Schabernac­k getrieben wird, dann am Dia de los Santos Inocentes, dem Tag „der unschuldig­en Kinder“. Die Tradition hat einen religiösen Hintergrun­d, geht auf eine Episode in der Bibel mit König Herodes zurück. Über die Jahrhunder­te entwickelt­e sich daraus ein Tag der Streiche.

Einer davon ist, einen weißen Papieraffe­n hinten an der Kleidung einer Person zu befestigen, ohne dass diese es merkt. Espinosa ist aus dem Alter raus, wo er sich an solchen Scherzen beteiligt. Im Übrigen, sagt er, sei das Leben in der ganzen Welt so hart und ernst geworden, dass solche Scherze keinen Platz mehr hätten.

Auch Oscar Martini, 2. Vorsitzend­er im Spanischen Elternvere­in in Remscheid, kennt die Späße am 28. Dezember aus Caracas in seiner Heimat Venezuela. Er kam vor acht Jahren über Madrid nach Remscheid, ist hier mittlerwei­le heimisch. Das südamerika­nische Land ist eine alte spanische Kolonie und hat deshalb gewisse Traditione­n mit übernommen.

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FOTO: BIRKENBEUL Am 1. April wird gescherzt was das Zeug hält.

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