Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der 1. April international
Am 1. April sollten die Menschen nicht immer alles für bare Münze nehmen – europaweit.
REMSCHEID April, April! Das werden wieder viele Remscheiderinnen und Remscheider am kommenden Montag zu hören bekommen, wenn sie auf einen der Aprilscherze hereinfallen. Seit vielen Jahren schicken sich die Menschen durch erfundene, absichtlich verfälschte, fantastische Geschichten, Erzählungen oder Informationen in den April. Wie sieht das bei anderen Nationen aus? Welche Bräuche und Traditionen gibt es in Spanien, Frankreich, Portugal oder in der Ukraine?
Eine lustige Tradition haben die Franzosen und Italiener. Sie kleben sich zum 1. April gebastelte oder unechte Fische auf den Rücken. Poisson d‘Avril heißt der Tag in Frankreich passend. „Wer Pech hat, läuft dann den ganzen Tag damit herum und merkt es nicht“, weiß Otto Mähler, der zurzeit selbst in der Bretagne, Frankreich, weilt.
Und erklärt, dass die Franzosen sogar die Vorreiter des Brauches waren: Ab dem 9. August 1564 galt in Frankreich der gregorianische Kalender und das Jahr begann daraufhin immer am 1. Januar statt wie sonst am 1. März oder an Ostern. Doch die Franzosen ignorierten dies und ließen das Jahr weiterhin am 1. April beginnen. Dadurch wurden sie zu April-Narren und von anderen verspottet.
Dass sie sich gegenseitig Fische auf den Rücken kleben, liege wahrscheinlich an der Fastenzeit. Bis Ostern durfte kein Fleisch gegessen werden, wer das nicht einhielt, bekam am 1. April einen falschen Fisch geschenkt.
Auch in der Ukraine nehmen sich die Menschen am 1. April gerne mal aufs Korn. „Wir sagen immer, am 1. April vertraue ich niemandem, weil mir jeder einen Streich spielen kann“, sagt Marina Tkachuk. Die gebürtige Ukrainerin ist kurz nach dem Kriegsbeginn aus ihrem Heimatland geflohen und nach Remscheid gekommen. Seither engagiert sie sich im Ukraine-Zentrum in Lennep. Mittlerweile habe sich da eine Gemeinschaft aufgebaut, die sich gerne gegenseitig zum Lachen bringt. So auch am 1. April: „Ukrainer können mit ernstem Gesicht scherzen und alles wird so aussehen, als wäre es tatsächlich wahr.“
Die Portugiesen nehmen es am 1. April mit der Wahrheit ebenfalls nicht so genau. Laut Vitor Estradas, dem Vorsitzenden der portugiesischen Folkloregruppe Os Campinos, wird dann gescherzt. Eine traditionelle Art und Weise gebe es allerdings nicht. „Das wird immer wieder neu erfunden.“
Und wer sich am besagten Tag in Portugal aufhält, darf sich nicht über Einheimische wundern, die sich gegenseitig mit Mehl bewerfen, wie ein Kollege am eigenen Leib erfahren hat. Die Scherzkekse rufen ihrem Opfer dann ein fröhliches „Aprilscherz“zu.
Die Spanier sind am 1. April nicht zum Ulken aufgelegt. „Bei uns ist es der 28. Dezember“, erklärt Antonio Espinosa Segovia, Vorsitzender des Bundesverbandes der spanischen sozialen und kulturellen Vereine. Espinosa lebt seit 54 Jahren in Remscheid. Wenn in seiner Heimat ein Schabernack getrieben wird, dann am Dia de los Santos Inocentes, dem Tag „der unschuldigen Kinder“. Die Tradition hat einen religiösen Hintergrund, geht auf eine Episode in der Bibel mit König Herodes zurück. Über die Jahrhunderte entwickelte sich daraus ein Tag der Streiche.
Einer davon ist, einen weißen Papieraffen hinten an der Kleidung einer Person zu befestigen, ohne dass diese es merkt. Espinosa ist aus dem Alter raus, wo er sich an solchen Scherzen beteiligt. Im Übrigen, sagt er, sei das Leben in der ganzen Welt so hart und ernst geworden, dass solche Scherze keinen Platz mehr hätten.
Auch Oscar Martini, 2. Vorsitzender im Spanischen Elternverein in Remscheid, kennt die Späße am 28. Dezember aus Caracas in seiner Heimat Venezuela. Er kam vor acht Jahren über Madrid nach Remscheid, ist hier mittlerweile heimisch. Das südamerikanische Land ist eine alte spanische Kolonie und hat deshalb gewisse Traditionen mit übernommen.