Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Hühner sind sehr gechillt und mögen Hektik und Stress nicht
REMSCHEID Das Huhn gilt als das häufigste Haustier des Menschen. Weltweit werden rund 20 Milliarden Tiere gehalten, damit kommen statistisch auf jeden Menschen 2,5 Hühner. Die Haltung von Hühnern wird auch in Europa beliebter. Britta Cronauge und ihr Mann Thomas von „Farmfreun.de“geben einige Tipps für „HühnerhalterAnfänger“.
„Der Begriff ‚Dummes Huhn‘ stimmt nicht“, sagt Britta. „Manche der Tiere können kleine Kunststücke lernen. Und Hühner sind so individuell wie Hunde. Sie eignen sich als Streicheltiere, andere sind fordernd, wieder andere gar aufdringlich. Hühner sind sehr gechillt und kommen mit Hektik und Stress schlecht zurecht.“
Als Anfänger sollte man den Platz, den die Tiere für eine artgerechte Haltung benötigen, unbedingt beachten. Man sagt, dass ein Huhn ein Minimum von zehn Quadratmetern als ausreichend empfindet. „Und da man Hühner nie alleine, sondern wenigstens drei miteinander halten sollte, sind das schon 30 Quadratmeter“, sagt Britta. Ein Hahn ist kein Muss zur Hühnerhaltung. „Die sorgen aber für Nachwuchs und für Ordnung.“
Man benötigt einen Stall und ein Freigelände. Bei Letzterem ist die Wahl des Zaunes wichtig. „Hühner haben Fressfeinde“, weiß Britta. „Und die kommen vom Boden und auch aus der Luft.“Sie nennt Habichte und Milane, aber auch Füchse, Dachse und Marder. „Der Zaun muss schon stabil sein, 40 bis 50 Zentimeter in die Erde reichen und kleinzellige Waben haben“, führt sie die Bedingungen zum Schutz der Hühner auf.
Auch zum Stall müssen sich Anfänger Gedanken machen. „Was will ich haben?“, erklärt Thomas die Basis. „Will ich eine elektrische Hühnerklappe oder die Hühner jedes Mal selbst hinein- oder herauslassen? Soll es ein fester oder ein mobiler Stall sein? Wenn fest, dann könnte eine Baugenehmigung anstehen. Wie viele Sitzbretter müssen für die Hühner im Stall sein? Alles das muss man vorher abklären.“Und noch mehr, wie Britta weiß. „Der neue Hühnerhalter sollte sich vorher informieren, wo der nächste Tierarzt ist, der Nutztiere behandelt. Die gibt es nämlich nicht so häufig. Hähne krähen, weshalb man zuvor die Reaktion der Nachbarschaft erfragen sollte. Man soll gar nicht glauben, wie viele Prozesse wegen krähenden Hähnen geführt werden. Ich muss jedes Tier bei der Tierseuchenkasse anmelden, desgleichen beim Veterinäramt. Regelmäßige Impfungen gegen die Vogelgrippe sind Pflicht.“
Dazu kommen, so Britta, grundsätzliche Fragen. „Woher bekomme ich meine ersten Hühner?“ist eine davon. „Welche Rasse will ich haben? Gibt es seriöse Züchter in der Gegend? Wo kaufe ich das Futter für die Tiere? Will ich mich von den Tieren ernähren (Eier, Fleisch)? Oder will ich sie als Hobby nur halten?“Und man sollte auch bedenken, was zu tun ist, wenn der Milan mal zugeschlagen hat. „Will und kann ich ein Huhn schlachten? Was ist zu tun, wenn es wirklich mal schnell gehen muss?“
Für die Anfänger sind ruhigere Rassen zu empfehlen. Etwa Orpington-Hühner oder Brahmas. „Die sind nicht anspruchsvoll“, weiß das Paar. „Die kann man gut beobachten. Man kann dabei total entschleunigen.“
„Hühner sind so individuell wie Hunde“Britta Cronauge