Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Von „Alter Hütte“zum „Alten Brunnen“
Mit ihrer Schlesischen und Bayrischen Küche ist Gastronomin Irena Flakus von Merscheid zur Schlagbaumer Straße umgezogen.
SOLINGEN Für ein paar Arbeiten kehrte Irena Flakus zuletzt noch einmal zurück an den früheren vertrauten Arbeitsplatz: „Wir müssen hier noch alles ausräumen“, erzählt die Pächterin der „Alten Hütte“, während sie noch einmal hinter den mit Holz verkleideten Tresen tritt. Stühle stehen auf den Tischen. Verwaist ist auch der Raum der früheren Kegelbahn, in dem manche geschlossene Gesellschaft an der langen Tafel zusammenkam. Zwei Jahre haben Flakus, ihr Ehemann und zwei Kellnerinnen die Gäste im verschieferten Haus an der Merscheider Straße bewirtet. Jetzt weist ein Zettel an der Tür mögliche Laufkundschaft auf den Umzug hin.
Seit einigen Wochen ist Irena Flakus an einem anderen gastronomischen Traditionsstandort zuhause: im „Alten Brunnen“an der Schlagbaumer Straße. Dort hatte es zuletzt griechische Spezialitäten gegeben, ehe der Pächter das Haus verließ. Eigentlich, verrät Flakus, habe sie gar nicht umziehen wollen. Doch die „Alte Hütte“stand zunächst zum Verkauf. Jetzt allerdings wird die 200 Quadratmeter umfassende Gaststätte plus Außenterrasse mitsamt der darüberliegenden 70-Quadratmeter-Wohnung im Internet-Portal „Ebay Kleinanzeigen“zur Vermietung angeboten. Zu den genauen Hintergründen hat sich der Vermieter bislang nicht geäußert.
Irena Flakus und ihr Team jedenfalls haben sich in der Zwischenzeit nach einer neuen Wirkungsstätte umgesehen – und wurden an der Schlagbaumer Straße fündig. „Ich kannte das Haus vorher gar nicht, aber es gefällt uns alles sehr gut dort“, sagt Flakus. Nach ein paar Renovierungs- und Dekorationsarbeiten ging es dann vor einigen Wochen los.
Etwa 70 Plätze gibt es im Inneren des Schieferhauses, dazu kommt noch ein Biergarten. Ihrer kulinarischen Linie bleibt Flakus treu. Schlesische Küche ist ihr Steckenpferd. „Beliebt sind unsere Rouladen mit Klößen und Rotkohl – oder auch die Piroggen“, sagt sie. Dazu fließt unter anderem das oberschlesische
Tyskie aus dem Zapfhahn. Zu den gern genommenen Schmankerln aus Bayern gehörten wiederum die fränkischen „Schäufele“, sagt Flakus. Denn im Freistaat haben sie und ihr Ehemann viele Jahre gelebt und, wie sie berichtet, ebenfalls lange eine kleine Gaststätte betrieben.
Mit dem Auftakt an neuer Wirkungsstätte ist die Pächterin nach eigenem Bekunden zufrieden: Die ersten beiden Geburtstagsgesellschaften
habe sie nach dem Umzug in den vergangenen Wochen bereits bewirten können, erzählt Flakus – und hofft für die Zukunft in den neuen Räumen auf viele weitere Feiern, von der Kommunion bis zur Hochzeit. Auch der Tanz in den Mai, den sie bereits in der „Alten Hütte“anbot, ist schon in Planung. Viele Stammgäste aus dem Solinger Westen habe man inzwischen mit an den Rand der Innenstadt nehmen können, sagt sie Pächterin.
Die Nachfrage nach einem Besuch im Restaurant scheint also prinzipiell noch zu stimmen – Krisen und Mehrwertsteuererhöhung hin oder her. Davon berichtet allgemein auch der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Nordrhein-Westfalen. „Das Angebot wird wertgeschätzt“, sagt dessen Pressesprecher Thorsten Hellwig. Die Anzahl der Besucher in den Gastronomiebetrieben sei im
Wesentlichen gleich geblieben.
Doch den Wermutstropfen liefert er direkt hinterher: „Dafür ist der Umsatz pro Kopf häufig gesunken.“Da verzichte man als Gast zum Beispiel auf das Dessert oder das zweite Glas Wein. Die Anzahl der Gastronomiebetriebe sei nach dem Tiefpunkt inmitten der Corona-Pandemie zuletzt wieder gestiegen, lag Stand Ende 2022 allerdings immer noch um 10,5 Prozent unter dem Stand von 2019.
Auch in Solingen werden Gastronomen auf der Suche nach einem neuen Standort im Internet weiter fündig: Allein auf dem Portal „Immobilienscout 24“etwa werden in der Klingenstadt derzeit vier Objekte zur Vermietung und zwei zum Kauf angeboten. Allerdings suchten Gastronomen für moderne Konzepte nicht immer zwingend altbekannte Restaurant-Immobilien, erklärt Gerhard Kühnel von der Gastgewerbe Beratungs Service GmbH.
Irena Flakus wiederum setzt am „Alten Brunnen“eine lange gastronomische Tradition fort: „Wir sind einfach froh“, betont sie, „jetzt einen neuen Platz gefunden zu haben.“