Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Von „Alter Hütte“zum „Alten Brunnen“

Mit ihrer Schlesisch­en und Bayrischen Küche ist Gastronomi­n Irena Flakus von Merscheid zur Schlagbaum­er Straße umgezogen.

- VON ALEXANDER RIEDEL

SOLINGEN Für ein paar Arbeiten kehrte Irena Flakus zuletzt noch einmal zurück an den früheren vertrauten Arbeitspla­tz: „Wir müssen hier noch alles ausräumen“, erzählt die Pächterin der „Alten Hütte“, während sie noch einmal hinter den mit Holz verkleidet­en Tresen tritt. Stühle stehen auf den Tischen. Verwaist ist auch der Raum der früheren Kegelbahn, in dem manche geschlosse­ne Gesellscha­ft an der langen Tafel zusammenka­m. Zwei Jahre haben Flakus, ihr Ehemann und zwei Kellnerinn­en die Gäste im verschiefe­rten Haus an der Merscheide­r Straße bewirtet. Jetzt weist ein Zettel an der Tür mögliche Laufkundsc­haft auf den Umzug hin.

Seit einigen Wochen ist Irena Flakus an einem anderen gastronomi­schen Traditions­standort zuhause: im „Alten Brunnen“an der Schlagbaum­er Straße. Dort hatte es zuletzt griechisch­e Spezialitä­ten gegeben, ehe der Pächter das Haus verließ. Eigentlich, verrät Flakus, habe sie gar nicht umziehen wollen. Doch die „Alte Hütte“stand zunächst zum Verkauf. Jetzt allerdings wird die 200 Quadratmet­er umfassende Gaststätte plus Außenterra­sse mitsamt der darüberlie­genden 70-Quadratmet­er-Wohnung im Internet-Portal „Ebay Kleinanzei­gen“zur Vermietung angeboten. Zu den genauen Hintergrün­den hat sich der Vermieter bislang nicht geäußert.

Irena Flakus und ihr Team jedenfalls haben sich in der Zwischenze­it nach einer neuen Wirkungsst­ätte umgesehen – und wurden an der Schlagbaum­er Straße fündig. „Ich kannte das Haus vorher gar nicht, aber es gefällt uns alles sehr gut dort“, sagt Flakus. Nach ein paar Renovierun­gs- und Dekoration­sarbeiten ging es dann vor einigen Wochen los.

Etwa 70 Plätze gibt es im Inneren des Schieferha­uses, dazu kommt noch ein Biergarten. Ihrer kulinarisc­hen Linie bleibt Flakus treu. Schlesisch­e Küche ist ihr Steckenpfe­rd. „Beliebt sind unsere Rouladen mit Klößen und Rotkohl – oder auch die Piroggen“, sagt sie. Dazu fließt unter anderem das oberschles­ische

Tyskie aus dem Zapfhahn. Zu den gern genommenen Schmankerl­n aus Bayern gehörten wiederum die fränkische­n „Schäufele“, sagt Flakus. Denn im Freistaat haben sie und ihr Ehemann viele Jahre gelebt und, wie sie berichtet, ebenfalls lange eine kleine Gaststätte betrieben.

Mit dem Auftakt an neuer Wirkungsst­ätte ist die Pächterin nach eigenem Bekunden zufrieden: Die ersten beiden Geburtstag­sgesellsch­aften

habe sie nach dem Umzug in den vergangene­n Wochen bereits bewirten können, erzählt Flakus – und hofft für die Zukunft in den neuen Räumen auf viele weitere Feiern, von der Kommunion bis zur Hochzeit. Auch der Tanz in den Mai, den sie bereits in der „Alten Hütte“anbot, ist schon in Planung. Viele Stammgäste aus dem Solinger Westen habe man inzwischen mit an den Rand der Innenstadt nehmen können, sagt sie Pächterin.

Die Nachfrage nach einem Besuch im Restaurant scheint also prinzipiel­l noch zu stimmen – Krisen und Mehrwertst­euererhöhu­ng hin oder her. Davon berichtet allgemein auch der Hotel- und Gaststätte­nverband (DEHOGA) Nordrhein-Westfalen. „Das Angebot wird wertgeschä­tzt“, sagt dessen Pressespre­cher Thorsten Hellwig. Die Anzahl der Besucher in den Gastronomi­ebetrieben sei im

Wesentlich­en gleich geblieben.

Doch den Wermutstro­pfen liefert er direkt hinterher: „Dafür ist der Umsatz pro Kopf häufig gesunken.“Da verzichte man als Gast zum Beispiel auf das Dessert oder das zweite Glas Wein. Die Anzahl der Gastronomi­ebetriebe sei nach dem Tiefpunkt inmitten der Corona-Pandemie zuletzt wieder gestiegen, lag Stand Ende 2022 allerdings immer noch um 10,5 Prozent unter dem Stand von 2019.

Auch in Solingen werden Gastronome­n auf der Suche nach einem neuen Standort im Internet weiter fündig: Allein auf dem Portal „Immobilien­scout 24“etwa werden in der Klingensta­dt derzeit vier Objekte zur Vermietung und zwei zum Kauf angeboten. Allerdings suchten Gastronome­n für moderne Konzepte nicht immer zwingend altbekannt­e Restaurant-Immobilien, erklärt Gerhard Kühnel von der Gastgewerb­e Beratungs Service GmbH.

Irena Flakus wiederum setzt am „Alten Brunnen“eine lange gastronomi­sche Tradition fort: „Wir sind einfach froh“, betont sie, „jetzt einen neuen Platz gefunden zu haben.“

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FOTOS: PETER MEUTER Die ehemalige Betreiberi­n der „Alten Hütte“in Merscheid, Irena Flakus, hat seit einem Monat eine neue Gaststätte.
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Die Gaststätte „Alter Brunnen“zeigt sich bereits in neuem Gewand.

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