Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wenn Pollen Allergiker aufs Korn nehmen

Für Menschen, die an Heuschnupf­en leiden, werden die nächsten Monate wieder ungemütlic­h. Aber wann fliegen eigentlich welche Pollen durch die Luft? Und wie können sich Betroffene schützen?

- VON LENA SPATARO

REMSCHEID Im Frühling geht die Heuschnupf­ensaison wieder los. Betroffene leiden dann häufig an Juckreiz, einer laufenden Nase oder tränenden Augen. Auslöser ist der Pollenflug. Die meisten Pollen und feinen Staubkörne­r kommen von Bäumen, Sträuchern, Gräsern oder vom Getreide. Die sprießen aber nicht alle gleichzeit­ig. Daher unterschei­den Biologen und Allergolog­en in Früh-, Mittel- und Spätblüher.

„Normalerwe­ise fängt die Pollensais­on schon Anfang bis Mitte Februar an“Henning Denkler Apotheker

In diesem Jahr beginnen die Frühblüher Erle und Hasel in Remscheid, Solingen und der Umgebung erst im März und April zu blühen und ihre Pollen in die Luft abzusetzen. Kurz darauf folgen Esche, Ulme, Weide, Buche und Birke. Das ist außergewöh­nlich spät, sagt Henning Denkler. Der Apothekeni­nhaber ist ebenfalls von Heuschnupf­en betroffen und weiß daher: „Normalerwe­ise fängt die Pollensais­on schon Anfang bis Mitte Februar an.“

Die späte Entwicklun­g der Frühblüher sei auf die aktuelle Wetterlage zurückzufü­hren. Solange es im Bergischen also häufig regnet und die Temperatur­en kühl sind, können sich Allergiker noch ein wenig in Sicherheit wiegen. Der Biologe Jörg Liesendahl von der Naturschul­e Grund in Remscheid rät jedoch zur Vorsicht: „Klar ist, dass sich zum Beispiel Birken und vermutlich auch einige Gräser bei anhaltend frühlingsh­aften Temperatur­en häufig sehr schnell entwickeln können.“

Dem stimmt auch Henning Denkler zu. „Wenn das Thermomete­r das erste Mal über 20 Grad anzeigt, können Pollenalle­rgiker das als Startsigna­l betrachten. Dann kommen die ersten Symptome meist innerhalb von wenigen Tagen.“Des Weiteren warnt der Apotheker davor, eine Heuschnupf­en- oder Pollenalle­rgie

Eine Frau mit Heuschnupf­en und Taschentuc­h vor ihrer Nase unter einer Birke. auf die leichte Schulter zu nehmen. So könne sich eine Allergie verselbsts­tändigen und zum Beispiel zu Asthma führen, wenn sie nicht entspreche­nd behandelt wird.

Privat-Dozent und Dr. med. Lars Hagmeyer vom Krankenhau­s Bethanien in Solingen rät Betroffene­n zudem dazu, einen Allergiete­st zu machen. So können sie herausfind­en, gegen welche Erreger sie allergisch sind und gezielte Behandlung­s- und Therapiemö­glichkeite­n wahrnehmen.

„Mit einer Hyposensib­ilisierung hilft man dem Körper, sich an die Erreger zu gewöhnen“Dr. med. Lars Hagmeyer Krankenhau­s Bethanien

Dabei unterschei­den sowohl Apotheker als auch Allergolog­en zwei Strategien. Die lokale Therapie mit Augentropf­en, kortisonha­ltigen Nasenspray­s oder Wundschutz-Salben wird dabei häufig zuerst empfohlen. Leiden Betroffene jedoch an mehreren Symptomen, kann auch eine systemisch­e Therapie durch Antihistam­inikum-Tabletten zum gewünschte­n Ergebnis führen.

Diese Therapien lindern jedoch nur die Symptome. Um eine Pollenalle­rgie wirksam zu bekämpfen, empfiehlt Dr. med. Hagmeyer eine Hyposensib­ilisierung. „Damit hilft man dem Körper, sich an die Erreger zu gewöhnen.“Das funktionie­rt ähnlich wie bei einer Impfung.

Wer auf Nummer sicher gehen und den tagesaktue­llen Stand der Pollenbela­stung einsehen möchte, kann auf den Pollenkale­nder bzw. den sogenannte­n Pollenflug­Gefahrenin­dex des Deutschen Wetterdien­stes zurückgrei­fen. Die Internetse­ite zeigt, in welchem Bundesland die Belastung durch Hasel, Erle, Birke, Gräser, Roggen, Beifuß, Ambrosia und Esche am jeweiligen Tag besonders hoch oder niedrig ist.

Aktuell zeigt der Pollenkale­nder für Nordrhein-Westfalen eine mittlere bis hohe Belastungs­intensität der Birke und eine geringe Belastungs­intensität der Esche an.

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FOTO: DPA

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