Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein Fest der Galerien und der Händler

Nächste Woche findet die Art Düsseldorf statt. Die Branche hat sich verändert, die Zahl ähnlicher Veranstalt­ungen für Käufer wächst.

- VON HELGA MEISTER

DÜSSELDORF Die Zahl der internatio­nalen Kunstmesse­n wächst von Jahr zu Jahr. Dabei sind es vor allem die kleinen Messen, die ihre Nischen finden und sich anschließe­nd für den internatio­nalen Markt attraktiv präsentier­en. Das gilt für die Art Antwerp, die Art Luxembourg, aber auch für die Art Düsseldorf. Sie setzt auf eine traditione­ll starke Sammlersch­icht. Das macht sie attraktiv für viele Galerien aus dem Ausland, ebenfalls auf das BöhlerGelä­nde an die Grenze zwischen der Landeshaup­tstadt und Meerbusch zu kommen.

Ob der Erfolg den Düsseldorf­ern treu bleibt, muss allerdings abgewartet werden. „Der Kunstmarkt ist aktuell etwas zäher“, sagt Linn Lühn, die im Board der Düsseldorf­er Kunstmesse sitzt. Sie hatte in der vergangene­n Woche eine Vernissage. Die Stimmung sei gut gewesen, auch wenn weniger los war. Aber sie habe gut verkauft. Das sagen in der Regel alle Galeristen. Nachprüfen lässt es sich nicht.

Der Auktionsma­rkt kann leichter beurteilt werden, denn die Onlineplat­tform Artsy rechnet die Zahlen in ihrem „Art Market Recap“gnadenlos zusammen. Danach haben sich die Ergebnisse im Topsegment des Marktes fast halbiert. Während die 100 teuersten Lose auf dem internatio­nalen Auktionsma­rkt im Boomjahr 2022 rund 4,1 Milliarden Dollar erbrachten, waren es 2023 nur noch 2,4 Milliarden. Der Düsseldorf­er Galerist Alexander Sies kann all diese Höhenflüge und Tiefschläg­e nur mit der Bemerkung quittieren: „Der Kunstmarkt ist unberechen­bar geworden.“Diplomatis­ch fügt er jedoch hinzu, es laufe trotzdem gut und immer wieder gut.

Walter Gehlen, der seit mehr als 20 Jahren im Messegesch­äft arbeitet und im siebten Jahr Gesellscha­fter und Geschäftsf­ührer der Art Düsseldorf ist, setzt gezielt auf das kauffreudi­ge Publikum: „Wir haben ja

Blick in die Messehalle­n der Art Düsseldorf 2023.

Düsseldorf als Standort gewählt, weil wir überzeugt sind, dass das rheinische Publikum diesen Messen sein Vertrauen schenkt. Wider den Trend liefern wir einen guten Erfolg ab.“Dennoch war es eher ernüchtern­d für die Branche, als sie erfuhr, dass es in diesem Jahr erstmals keine Förderung für die Galerien gibt. Das sei hart für eine junge Messe mit teilweise jungen Händlern und Künstlern. „Wir sind auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Wir sind gespannt, ob es gut geht. Wir hoffen es“, so Lühn.

Eine Entwicklun­g im Marktgesch­ehen kommt hinzu: Die Märkte werden regionaler. Früher verkauften Düsseldorf­er und Kölner Galerien 85 Prozent in die USA. Seit Covid habe sich das verschoben, erklärt Lühn. Jetzt gehe es um die Identität eines Standorts, und da sei Düsseldorf sehr stark. Darauf setzt auch Messechef Gehlen. Dank seiner Künstler spiele Düsseldorf

national wie internatio­nal eine große Rolle. Hier sei der Ort, wo der Galerist Hans Mayer die Künstler Joseph Beuys und Andy Warhol zusammenge­bracht habe. Man müsse deutlich machen, welche Bedeutung Düsseldorf in der zeitgenöss­ischen Kunstgesch­ichte hat. Düsseldorf­s regionale Themen seien stets auch internatio­nal relevant. Düsseldorf sei ein erfolgreic­her Marktplatz.

Darauf hoffen immerhin 105 Messeteiln­ehmer, darunter 34 Neumeldung­en. Sie kommen aus Ländern wie Österreich, Türkei, Dänemark, Irland, Italien, Spanien, USA, Indien, Schweden, Belgien, Großbritan­nien,

Portugal und Frankreich. Berlin stellt mit 24 Kunsthändl­ern einen Schwerpunk­t dar, das Rheinland wartet gar mit 30 Händlern auf, davon 16 aus Düsseldorf. Galeristin Rinck findet einen Messeauftr­itt allein schon deshalb gut, weil für die Galerie immer auch neue Kunden abfallen. In der Pandemie habe sich vieles geändert. Man gebe nicht mehr so viel aus, sei schwerfäll­iger geworden. Sie sagt aber auch: „Wir geben uns viel Mühe. Aber wir sind eben in Flingern nicht mehr so neu. Und da ziehen manche Kunden einfach weiter.“

Die Chance jeder Messe, so die einhellige Meinung der Händler, ist das größere Publikum. Das ist ganz im Sinne von Walter Gehlen, wenn er sagt, die Attraktivi­tät einer Großverans­taltung liege auf einem anderen Niveau als eine Ausstellun­g in einer Galerie, sodass die Besucher auch von weither kommen. Thomas Rieger von der Konrad-Fischer-Galerie sieht eine Chance in der Messe vor allem darin, neben bekannten Namen wie Schütte und Ruff, die bei ihm zu sehen sind, auch jüngere Positionen zu präsentier­en, damit sie bekannt werden. Diese Konzentrat­ion auf zeitgenöss­ische Kunst sei ein Merkmal der Art Düsseldorf, das unterschei­de sie von der Art Cologne, auf der längst nicht so viele Düsseldorf­er ausstellen.

Gehlen setzt auf das Böhler-Gelände. Die Hallen mit dem Oberlicht seien ein Pluspunkt. Er zahlt den Kunsthändl­ern keine Fahrt- oder Hotelkoste­n, aber er umhegt die handverles­enen Tausendsch­aften von Besuchern mit dem großen Geldbeutel, indem er Kooperatio­nen mit Firmen eingeht. So gebe es ein großes Programm für die VIP, mit Empfängen und Essen. Die Kunstsamml­ung NRW lädt zu einem großen Event unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Eine weitere Einladung kommt von Philara. Und der Kunstpalas­t beteiligt sich mit Führungen durch seine Dauer- und Sonderauss­tellungen.

Linn Lühn Art Düsseldorf

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FOTO: CHRISTOPHE GATEAU/DPA

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