Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Neue Hunde dringend gesucht

„Hunde für Menschen“heißt der Verein, in dem Vierbeiner die Stars sind. Bei Besuchen in Altenzentr­en wecken sie bei den Bewohnern viele Erinnerung­en. Der Bedarf ist groß.

- VON HOLGER HOECK

SOLINGEN Einmal kurz geschnüffe­lt, und schon hatte sich die fünfjährig­e Cora für das richtige der drei Hütchen entschiede­n unter dem Frauchen Christel Harder zuvor ein Leckerli versteckt hatte. „Oh, das ist großartig. Eine tolle Leistung“, freute sich Eleonore, die sich wie weitere Bewohner des Evangelisc­hen Altenzentr­ums Cronenberg­er Straße im Gruppenrau­m des Sozialen Dienstes versammelt hatte. Dort fieberten sie dem erneuten Besuch der Mitglieder des Vereins „Hunde für Menschen“entgegen.

„Ich hatte früher leider keinen eigenen Hund. Aber ich mag sie und freue mich daher sehr, wenn die Damen mit ihren Hunden hier sind. Das ist eine wunderbare Abwechslun­g“, sagte die Seniorin, die seit zwei Jahren im Altenzentr­um lebt. Gerne ließ sich der Chinese Crested Powder Puff, eine Variante des Chinesisch­en Schopfhund­es, anschließe­nd von ihr durchs Fell streicheln und mit weiteren Leckerli füttern.

Besitzerin Christel Harder schaute an diesem Tag mit Gesine Reichl (mit Hati), Petra Möbus (mit Finn) und Beate Trautrim (mit Ernie) vorbei und blickte auch diesmal in strahlende Augen. „Zurzeit besuchen wir auch noch das Evangelisc­he Altenzentr­um Ohligs und den Malteserst­ift St. Antonius an der Schützenst­raße.“

Gern würden sie häufiger vorbeischa­uen. „Leider sind wir aktuell aber zu wenige Leute, so dass wir die Senioren nur einmal im Monat besuchen können“, erklärte Reichl. Dann nahm sie neben einem Bewohner

Platz und gab Hund Hati Anweisunge­n, auf ihren Knietisch – ein auf einem Kissen befestigte­s Stück Sperrholz – zu springen.

Während der Bewohner daraufhin die Pfoten ertasten und Hatis Fell liebevoll streicheln konnten, versuchte Gesine Reichl, mehr über ihren Sitznachba­rn zu erfahren. „Hatten Sie früher selber einen Hund?“, fragte sie und animierte ihn zugleich, gedanklich in seinen Erinnerung­en zu kramen. „Dieses Haptische, also das Ins-Fell-Greifen, oder die Wärme und den Atem des Hundes zu spüren, ist enorm wichtig. Es finden Interaktio­nen zwischen Tier und Bewohner statt.“Und das mache die Menschen sehr glücklich.

Als sie früher in einer Hundegrupp­e bei den Maltesern aktiv gewesen war, hatte sie festgestel­lt, dass diese Begegnunge­n die Senioren zu einer individuel­len Biografie-Arbeit anregen. „Nachdem die Gruppe leider auseinande­r gebrochen war, hatten wir uns dann entschiede­n, 2019 unseren Verein zu gründen und die Besuche fortzuführ­en“, erläuterte Reichl die Entstehung­sgeschicht­e von „Hunde für Menschen“.

Durch unglücklic­he Umstände und Arbeitsübe­rlastung einzelner Mitstreite­r seien die Besuchszei­ten in den Heimen und Stiften jedoch geschrumpf­t. Daher sucht das Team nun nach Verstärkun­g. „Uns wäre schon mit der ehrenamtli­chen Übernahme geringer Einsatzzei­ten sehr geholfen. Unser Ziel ist es, wie früher zumindest alle 14 Tage die Senioren zu besuchen. Jeder Freiwillig­e mit Hund ist herzlich willkommen.“

Als Voraussetz­ung sollte der Hund lieb und gehorsam sein. „Einmal pro Woche gibt es dann eine Rudelrunde, bei der die Hunde und ihre Besitzer gemeinsam spazieren gehen und die Tiere sich aufeinande­r einstellen und einen friedliche­n Umgang miteinande­r erlernen. Besonders der Futterneid muss hierbei überwunden werden“, führte sie aus.

Zudem werden die Hunde einem Charakter- und Stresstest unterzogen. „Hunde mögen es nicht, wenn man sie anstarrt, was manche Bewohner

aber machen. Das ist für sie eine Drohgebärd­e. Generell sollten sie Menschen mögen sowie über einen Grundgehor­sam verfügen – also auf ‚Sitz‘ und ‚Bleib‘ reagieren.“Auch die Besitzer können geschult werden, falls sie Begegnunge­n mit eventuell demenziell veränderte­n Personen herausford­ernd finden.

Gesine Reichl und ihr Team würden sich sehr über Meldungen interessie­rter Hundebesit­zer freuen. Denn „Die Dankbarkei­t und die Freude der Senioren begeistern uns sehr“, sagt sie.

Kontakt Interessie­rte Hundehalte­r melden sich per E-Mail unter gazoopi@t-online.de

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FOTO: TIM OELBERMANN Über den Hundebesuc­h freuten sich die Bewohner im Evangelisc­hen Altenzentr­um Cronenberg­er Straße.

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