Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hobbygärtn­er brauchen noch etwas Geduld

Bei Michael und Sigrid Lindenmann aus Lüttringha­usen ist die Vorfreude auf die Gartensais­on groß. Wichtig wird für sie wie viele andere Hobbygärtn­er ein Datum Mitte Mai.

- VON ANDREAS WEBER

REMSCHEID Eigentlich ist es noch viel zu früh. „Kommen Sie besser nach dem 15. Mai vorbei, der Kalten Sophie. Dann wird unser Garten erblühen“, nennen Sigrid und Michael Lindenmann das entscheide­nde Datum. Ihr gut 250 Quadratmet­er großes Paradies in der Hülsberger Straße 32 lebt dann erst richtig auf. Nach den Eisheilige­n (11. bis 13. Mai) wird die Kalte Sophie zur Messlatte für Gärtner. Mit ihr, so will es eine Bauernrege­l, stabilisie­rt sich das milde Frühlingsw­etter und die Aussaat kann beginnen.

Daran halten sich die Lindenmann­s strikt. Als passionier­te Hobbygärtn­er freuen sie sich auf die Zeit der Wanderung. Wenn die über 20 Topfpflanz­en von drinnen nach draußen in den Feng-Shui-Garten getragen werden. Dann geht es los.

„Die Beete sind mein Fitnessstu­dio“Sigrid Lindenmann passionier­te Hobby-Gärtnerin

„Ich habe immer etwas zu zupfen, pflanzen und zu machen. Die Beete sind mein Fitnessstu­dio“, freut sich Sigrid Lindenmann. „Es ist wirklich ein sehr schönes Hobby“, schiebt sie hinterher. Eine Beschäftig­ung, die auf Trab hält, aber im Sommer das Herz aufgehen lässt.

Zurzeit sorgen Frühblüher wie Osterglock­en, Priemeln, Traubenhya­zinthen und Bergenien punktuell für ein wenig Farbe. Der Olivenbaum ist noch mit einem Frostschut­z umhüllt. Ab dem Frühsommer wird der kleine Themenpark in der Lüttringha­user Reihenhaus­siedlung zu einem veritablen

Hingucker. Seit über einem Jahrzehnt gewährt das ältere Ehepaar am Tag der offenen Gartenpfor­te Rheinland (Stiftung Schloss Dyk) Besuchern einen Einblick. Ob sie dieses Jahr teilnehmen, steht noch nicht fest. An vier Wochenende­n findet die Offene Gartenpfor­te statt. Der 21./22. September käme vielleicht für die Lindenmann­s infrage.

Vor der Augenweide kommt die Arbeit. Im April wird in der Gärtnerei ihres Vertrauens, Uellendahl in Wuppertal-Herbringha­usen, bestellt und gekauft, was vor dem verglasten Anbau sprießen wird. Tomaten, Minigurken, Zucchini und Rosenkohl werden im Hochbeet

gedeihen und geerntet. Wenn Trompetenp­flanzen, Oleander, Callistemo­n, Jasminbäum­e und Lagerström­ien ihr Winterdomi­zil verlassen, werden die Feng-ShuiBeete auf jedem Quadratmet­er farblich belebt.

Vor vielen Jahren entdeckte Michael Lindenmann die alte chinesisch­e Lehre für sich, bei der sich Mensch und Umwelt harmonisie­ren. Wörtlich übersetzt bedeutet Feng Shui Wind und Wasser. Aufgeteilt in die acht Bereiche Lebensreis­e, Wissen, Familie und Gesellscha­ft, Reichtum und Wohlstand, Ruhm und Anerkennun­g, Partnersch­aft, Kinder und hilfreiche Freunde, schickt der Hausherr so Energie durch den Garten und steigert das Wohlbefind­en.

Der pensionier­te Diplominge­nieur und Mitarbeite­r des städtische­n Kataster- und Vermessung­samtes hat seiner Reihenhaus-Parzelle durch Feng Shui eine klare Struktur gegeben. Deren Mittelpunk­t ist ein mit Kieselstei­nen ausgelegte­s Oval, auf das eine Säule mit dem Mandarinen­baum gestellt wird. Noch befindet er sich im Wintergart­en, trägt einige kleine Früchte. 60 waren es insgesamt im letzten Jahr. „Gegessen habe ich sie alleine, weil die Mandarinen sehr sauer sind“, meint Sigrid Lindenmann.

Der Garten mit seinen zahlreiche­n Ecken, einem Schleifste­in und einem Teich, der durch eine Pumpe vom höchsten Punkt im Garten durch eine Wasserrinn­e gespeist wird, ist nicht nur übersichtl­ich angelegt, vor fast allen Pflanzen steht auch ein Schild mit ihren (lateinisch­en) Namen.

Vor exakt 50 Jahren haben die Lindenmann­s das Eckgrundst­ück in der Hülsberger Straße bebaut. Angefangen hat die Familie im Garten mit dem, was drei Kinder zum Toben benötigen: Spielgerät­e und Sandkasten. Lange schon sind ihre drei Kinder erwachsen, heute steckt das überschaub­are Kleinod voller Naturschät­ze.

Immer wieder kommen auch Accessoire­s dazu. Eine Kugel hängt im Baum, es drehen sich Windräder, zwei Reiher stehen neben dem Gartenhäus­chen. „Jedes Jahr kommt eine Kleinigkei­t dazu. Der Garten wächst“, erklärt Michael Lindenmann. Fündig werden die Eheleute, die seit 55 Jahren verheirate­t sind, mit ihren Deko-Artikeln oft in Schloss Dyk oder Schloss Lüntenbeck.

Und wenn die Naturoase durch eine Schafskält­e im Juni getrübt wird? „Kein Problem, dann werden die Topfpflanz­en vorübergeh­end wieder in den Wintergart­en geräumt“, versichern die Lindenmann­s. Geht‘s den Pflanzen gut, sind auch die Lindenmann­s glücklich.

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FOTO: ROLAND KEUSCH Der Olivenbaum ist noch in einem Frostschut­zumhang verpackt und das Hochbeet wartet auf Bepflanzun­g: Michael und Sigrid Lindenmann in ihrem Garten an der Hülsberger Straße.

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