Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Hobbygärtner brauchen noch etwas Geduld
Bei Michael und Sigrid Lindenmann aus Lüttringhausen ist die Vorfreude auf die Gartensaison groß. Wichtig wird für sie wie viele andere Hobbygärtner ein Datum Mitte Mai.
REMSCHEID Eigentlich ist es noch viel zu früh. „Kommen Sie besser nach dem 15. Mai vorbei, der Kalten Sophie. Dann wird unser Garten erblühen“, nennen Sigrid und Michael Lindenmann das entscheidende Datum. Ihr gut 250 Quadratmeter großes Paradies in der Hülsberger Straße 32 lebt dann erst richtig auf. Nach den Eisheiligen (11. bis 13. Mai) wird die Kalte Sophie zur Messlatte für Gärtner. Mit ihr, so will es eine Bauernregel, stabilisiert sich das milde Frühlingswetter und die Aussaat kann beginnen.
Daran halten sich die Lindenmanns strikt. Als passionierte Hobbygärtner freuen sie sich auf die Zeit der Wanderung. Wenn die über 20 Topfpflanzen von drinnen nach draußen in den Feng-Shui-Garten getragen werden. Dann geht es los.
„Die Beete sind mein Fitnessstudio“Sigrid Lindenmann passionierte Hobby-Gärtnerin
„Ich habe immer etwas zu zupfen, pflanzen und zu machen. Die Beete sind mein Fitnessstudio“, freut sich Sigrid Lindenmann. „Es ist wirklich ein sehr schönes Hobby“, schiebt sie hinterher. Eine Beschäftigung, die auf Trab hält, aber im Sommer das Herz aufgehen lässt.
Zurzeit sorgen Frühblüher wie Osterglocken, Priemeln, Traubenhyazinthen und Bergenien punktuell für ein wenig Farbe. Der Olivenbaum ist noch mit einem Frostschutz umhüllt. Ab dem Frühsommer wird der kleine Themenpark in der Lüttringhauser Reihenhaussiedlung zu einem veritablen
Hingucker. Seit über einem Jahrzehnt gewährt das ältere Ehepaar am Tag der offenen Gartenpforte Rheinland (Stiftung Schloss Dyk) Besuchern einen Einblick. Ob sie dieses Jahr teilnehmen, steht noch nicht fest. An vier Wochenenden findet die Offene Gartenpforte statt. Der 21./22. September käme vielleicht für die Lindenmanns infrage.
Vor der Augenweide kommt die Arbeit. Im April wird in der Gärtnerei ihres Vertrauens, Uellendahl in Wuppertal-Herbringhausen, bestellt und gekauft, was vor dem verglasten Anbau sprießen wird. Tomaten, Minigurken, Zucchini und Rosenkohl werden im Hochbeet
gedeihen und geerntet. Wenn Trompetenpflanzen, Oleander, Callistemon, Jasminbäume und Lagerströmien ihr Winterdomizil verlassen, werden die Feng-ShuiBeete auf jedem Quadratmeter farblich belebt.
Vor vielen Jahren entdeckte Michael Lindenmann die alte chinesische Lehre für sich, bei der sich Mensch und Umwelt harmonisieren. Wörtlich übersetzt bedeutet Feng Shui Wind und Wasser. Aufgeteilt in die acht Bereiche Lebensreise, Wissen, Familie und Gesellschaft, Reichtum und Wohlstand, Ruhm und Anerkennung, Partnerschaft, Kinder und hilfreiche Freunde, schickt der Hausherr so Energie durch den Garten und steigert das Wohlbefinden.
Der pensionierte Diplomingenieur und Mitarbeiter des städtischen Kataster- und Vermessungsamtes hat seiner Reihenhaus-Parzelle durch Feng Shui eine klare Struktur gegeben. Deren Mittelpunkt ist ein mit Kieselsteinen ausgelegtes Oval, auf das eine Säule mit dem Mandarinenbaum gestellt wird. Noch befindet er sich im Wintergarten, trägt einige kleine Früchte. 60 waren es insgesamt im letzten Jahr. „Gegessen habe ich sie alleine, weil die Mandarinen sehr sauer sind“, meint Sigrid Lindenmann.
Der Garten mit seinen zahlreichen Ecken, einem Schleifstein und einem Teich, der durch eine Pumpe vom höchsten Punkt im Garten durch eine Wasserrinne gespeist wird, ist nicht nur übersichtlich angelegt, vor fast allen Pflanzen steht auch ein Schild mit ihren (lateinischen) Namen.
Vor exakt 50 Jahren haben die Lindenmanns das Eckgrundstück in der Hülsberger Straße bebaut. Angefangen hat die Familie im Garten mit dem, was drei Kinder zum Toben benötigen: Spielgeräte und Sandkasten. Lange schon sind ihre drei Kinder erwachsen, heute steckt das überschaubare Kleinod voller Naturschätze.
Immer wieder kommen auch Accessoires dazu. Eine Kugel hängt im Baum, es drehen sich Windräder, zwei Reiher stehen neben dem Gartenhäuschen. „Jedes Jahr kommt eine Kleinigkeit dazu. Der Garten wächst“, erklärt Michael Lindenmann. Fündig werden die Eheleute, die seit 55 Jahren verheiratet sind, mit ihren Deko-Artikeln oft in Schloss Dyk oder Schloss Lüntenbeck.
Und wenn die Naturoase durch eine Schafskälte im Juni getrübt wird? „Kein Problem, dann werden die Topfpflanzen vorübergehend wieder in den Wintergarten geräumt“, versichern die Lindenmanns. Geht‘s den Pflanzen gut, sind auch die Lindenmanns glücklich.