Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wuppertal hat Potenzial für Geothermie

Die WSW wollen nun untersuche­n, ob Bohrungen in 2000 Meter Tiefe möglich sind.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

WUPPERTAL Wuppertal hat Potenzial für Geothermie. Das geht aus einer Machbarkei­tsstudie hervor, die die Wuppertale­r Stadtwerke (WSW) und die Fraunhofer-Einrichtun­g für Energieinf­rastruktur­en und Geothermie IEG durchgefüh­rt haben. „Wir haben im nördlichen Stadtgebie­t das Potenzial, in 2000 bis 2500 Metern Tiefe bohren zu können“, erklärt Dominik Pröpper, Leiter der Abteilung Erzeugung Strom und Fernwärme bei den WSW. Zumindest werde laut Simulation­smodell vermutet, dass in dieser Tiefe Gesteinssc­hichten mit dem für Geothermie nötigen warmen Wasser liegen.

Bei diesen Schichten handelt es sich um wasserführ­ende Riffkalke (sogenannte Massenkalk­e), die vor circa 500 Millionen Jahren entstanden sind. Da jedoch der tiefere geologisch­e Untergrund des Wuppertale­r Stadtgebie­ts weitgehend unerforsch­t ist, ist der genaue Verlauf dieser Kalke nicht bekannt. „Wir wissen, dass wir Kalk im Wuppertale­r Westen haben. Er ist an der Oberfläche ersichtlic­h, liegt aber nicht tief genug“, sagt Pröpper. Deshalb könne dort keine Wärme gewonnnen werden.

Von West nach Ost tauche diese Massenkalk­schicht immer weiter ab. Ob dort die Schichten tief genug liegen – so, wie das Simulation­smodell vermuten lässt –, müssen die WSW mit Erkundungs­bohrungen und seismische­n Untersuchu­ngen (durch Schallwell­en) prüfen. In 2000 Metern Tiefe herrsche dann eine Temperatur von 60 bis 70 Grad Celsius. „Je tiefer, desto heißer wird es“, weiß Pröpper.

Die WSW sind an die Geologie Wuppertals gebunden. „Ziel ist es, hier in unseren Bereichen die Kalkschich­t zu erreichen, die Wasser führt und auch Wasser speichert“, erklärt Pröpper. „Das Wasser soll an die Oberfläche gepumpt und – nachdem wir ihm die Wärme entzogen haben – wieder zurück in den Boden geführt werden.“

Diese Wärme könnte dann ins Fernwärmen­etz in Wuppertal eingespeis­t werden, ergänzt Jeannine Böhrer-Scholz, Leiterin des Bereichs Kommunikat­ion der WSW. Grundvorau­ssetzung dafür ist der Umbau des bisherigen Dampfnetze­s auf Wasser. Denn Geothermie lässt sich nicht in ein Dampfnetz integriere­n, da dieses mit wesentlich höheren Temperatur­en betrieben wird, rund 180 Grad Celsius. „Da sowieso geplant ist, das Barmer Fernwärmen­etz auf Wasser umzustelle­n, passt die Geothermie perfekt in die Planungen. Es müsste keine neue Infrastruk­tur aufgebaut werden“, heißt es von den WSW.

Bis es so weit ist, dass Wärme aus dem tiefen Boden gewonnen werden kann, können in Wuppertal noch Jahre vergehen, sind sich Pröpper und Böhrer-Scholz einig. Rund zehn Jahre dauere es, bis alle Genehmigun­gsverfahre­n abgeschlos­sen sind. Um Geothermie auf Wuppertale­r Stadtgebie­t nutzen zu können, wird eine sogenannte Aufsuchung­serlaubnis benötigt. Der Antrag dafür soll in den nächsten zwei bis drei Wochen bei der Bergbehörd­e eingereich­t werden. Nach der Genehmigun­g sollen die seismische­n Untersuchu­ngen starten.

Die Umsetzung des Projektes ist allerdings noch nicht beschlosse­n. Derzeit planen die WSW die nächsten Schritte, um dann im Herbst entscheide­n zu können, wie und ob das Projekt weitergefü­hrt wird. Dominik Pröpper spricht von einem Millionenp­rojekt. „Die Bohrung in 2000 Meter Tiefe ist der Hauptkoste­ntreiber, da reden wir über grob 20 Millionen Euro. Und die Tiefe birgt auch das Risiko, dass man kein Wasser findet.“

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FOTO: FABIAN STRAUCH/DPA Die WSW und die Frauenhofe­r LEG haben in Wuppertal Potenzial für Geothermie entdeckt.

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