Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Wuppertal hat Potenzial für Geothermie
Die WSW wollen nun untersuchen, ob Bohrungen in 2000 Meter Tiefe möglich sind.
WUPPERTAL Wuppertal hat Potenzial für Geothermie. Das geht aus einer Machbarkeitsstudie hervor, die die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) und die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG durchgeführt haben. „Wir haben im nördlichen Stadtgebiet das Potenzial, in 2000 bis 2500 Metern Tiefe bohren zu können“, erklärt Dominik Pröpper, Leiter der Abteilung Erzeugung Strom und Fernwärme bei den WSW. Zumindest werde laut Simulationsmodell vermutet, dass in dieser Tiefe Gesteinsschichten mit dem für Geothermie nötigen warmen Wasser liegen.
Bei diesen Schichten handelt es sich um wasserführende Riffkalke (sogenannte Massenkalke), die vor circa 500 Millionen Jahren entstanden sind. Da jedoch der tiefere geologische Untergrund des Wuppertaler Stadtgebiets weitgehend unerforscht ist, ist der genaue Verlauf dieser Kalke nicht bekannt. „Wir wissen, dass wir Kalk im Wuppertaler Westen haben. Er ist an der Oberfläche ersichtlich, liegt aber nicht tief genug“, sagt Pröpper. Deshalb könne dort keine Wärme gewonnnen werden.
Von West nach Ost tauche diese Massenkalkschicht immer weiter ab. Ob dort die Schichten tief genug liegen – so, wie das Simulationsmodell vermuten lässt –, müssen die WSW mit Erkundungsbohrungen und seismischen Untersuchungen (durch Schallwellen) prüfen. In 2000 Metern Tiefe herrsche dann eine Temperatur von 60 bis 70 Grad Celsius. „Je tiefer, desto heißer wird es“, weiß Pröpper.
Die WSW sind an die Geologie Wuppertals gebunden. „Ziel ist es, hier in unseren Bereichen die Kalkschicht zu erreichen, die Wasser führt und auch Wasser speichert“, erklärt Pröpper. „Das Wasser soll an die Oberfläche gepumpt und – nachdem wir ihm die Wärme entzogen haben – wieder zurück in den Boden geführt werden.“
Diese Wärme könnte dann ins Fernwärmenetz in Wuppertal eingespeist werden, ergänzt Jeannine Böhrer-Scholz, Leiterin des Bereichs Kommunikation der WSW. Grundvoraussetzung dafür ist der Umbau des bisherigen Dampfnetzes auf Wasser. Denn Geothermie lässt sich nicht in ein Dampfnetz integrieren, da dieses mit wesentlich höheren Temperaturen betrieben wird, rund 180 Grad Celsius. „Da sowieso geplant ist, das Barmer Fernwärmenetz auf Wasser umzustellen, passt die Geothermie perfekt in die Planungen. Es müsste keine neue Infrastruktur aufgebaut werden“, heißt es von den WSW.
Bis es so weit ist, dass Wärme aus dem tiefen Boden gewonnen werden kann, können in Wuppertal noch Jahre vergehen, sind sich Pröpper und Böhrer-Scholz einig. Rund zehn Jahre dauere es, bis alle Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind. Um Geothermie auf Wuppertaler Stadtgebiet nutzen zu können, wird eine sogenannte Aufsuchungserlaubnis benötigt. Der Antrag dafür soll in den nächsten zwei bis drei Wochen bei der Bergbehörde eingereicht werden. Nach der Genehmigung sollen die seismischen Untersuchungen starten.
Die Umsetzung des Projektes ist allerdings noch nicht beschlossen. Derzeit planen die WSW die nächsten Schritte, um dann im Herbst entscheiden zu können, wie und ob das Projekt weitergeführt wird. Dominik Pröpper spricht von einem Millionenprojekt. „Die Bohrung in 2000 Meter Tiefe ist der Hauptkostentreiber, da reden wir über grob 20 Millionen Euro. Und die Tiefe birgt auch das Risiko, dass man kein Wasser findet.“