Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ermittler durchsuche­n Wirtschaft­sförderung

Im Zuge der Ermittlung­en gegen eine Schleuserb­ande ist die städtische Tochter in dem Verfahren Zeugin.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

SOLINGEN Der Skandal um die Machenscha­ften einer mutmaßlich­en Schleuserb­ande, die Ausländern illegal Aufenthalt­sgenehmigu­ngen besorgt haben, zieht immer weitere Kreise – auch in Solingen. Denn nachdem Beamte der Polizei sowie der Zentral- und Anlaufstel­le für die Verfolgung organisier­ter Straftaten (ZeOS) NRW in dieser Woche mehrere Objekte in der Klingensta­dt – darunter die städtische Ausländerb­ehörde – durchsucht haben, ist nun bekannt geworden, dass auch die Räumlichke­iten der städtische­n Wirtschaft­sförderung Solingen Schauplatz der groß angelegten Razzia gewesen sind.

„Im Rahmen der richterlic­h angeordnet­en Durchsuchu­ngsmaßnahm­en zur Sicherung von Vorgängen und Akten wurden am Mittwoch die notwendige­rweise an den ausländerr­echtlichen Vorgängen beteiligte­n Dienststel­len der Stadt Solingen durchsucht – neben der Ausländerb­ehörde gehört dazu auch die Wirtschaft­sförderung der Stadt Solingen“, sagte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage – wobei das Rathaus direkt hinterher schob, sowohl die Ausländerb­ehörde, als auch die Wirtschaft­sförderung arbeiteten eng mit den ermittelnd­en Behörden zusammen. „Sie wirken gemeinsam an der Aufklärung des Sachverhal­ts mit – in der Funktion als Zeugen, wie die Staatsanwa­ltschaft mehrfach öffentlich betont hat“, hieß es vonseiten der Verwaltung, die weiter unterstric­h, die Wirtschaft­sförderung sei „ebenso von den Ereignisse­n und Ermittlung­en überrascht worden wie die Stadt Solingen“.

Im Mittelpunk­t der bundesweit­en Ermittlung­en stehen unter anderem ein Unternehme­r aus Solingen sowie ein Rechtsanwa­lt aus dem Großraum Köln. Während nach dem Unternehme­r weiter gesucht wird, sitzt der Anwalt mittlerwei­le in Untersuchu­ngshaft. Den beiden sowie weiteren Beschuldig­ten wird zur Last gelegt, Ausländern aus China sowie aus dem arabischen Raum gegen Zahlung von teils sechsstell­igen Summen illegal Aufenthalt­sgenehmigu­ngen für die Bundesrepu­blik beschafft zu haben. Dazu sollen beispielsw­eise Scheinfirm­en gegründet, Wohnungen angemietet sowie Gehaltsabr­echnungen fingiert worden sein.

Dabei sind sowohl der Unternehme­r, als auch der Rechtsanwa­lt bei der Wirtschaft­sförderung und bei der Stadt Solingen keine Unbekannte­n. Denn bislang fungierten beide mit ihrer Firma beziehungs­weise mit ihrer Kanzlei als Partner des „Internatio­nal Business Center Solingen“(IBCS). Dieses ist wiederum ein Projekt der Wirtschaft­sförderung, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Wirtschaft­sstandort Solingen im Ausland bekannt zu machen und zu bewerben.

So fanden beispielsw­eise so genannte Visitation Days statt, mit denen die Vorteile des Standortes Solingen bei potenziell­en Investoren aus dem Ausland präsentier­t werden sollten. Und darüber hinaus wurde im Sommer 2018 ein Treffen auf deutsch-chinesisch­er Ebene in der Klingensta­dt organisier­t, bei dem unter anderem der jetzt beschuldig­te Rechtsanwa­lt eingebunde­n war.

Tatsächlic­h wurde noch in dieser Woche auf der Internetse­ite des IBCS auf die Verbindung mit der Kanzlei des Anwalts sowie mit der Firma des Solinger Unternehme­rs hingewiese­n – ehe dieser Hinweis am Donnerstag­nachmittag schließlic­h von der Homepage verschwand. Nach Angaben der Stadt sind bei der Wirtschaft­sförderung nun alle Kräfte darauf konzentrie­rt, den Ermittlern als Zeugen bei der Aufklärung der gegen die Beschuldig­ten im Raume stehenden Vorwürfe zu helfen. „Diese Arbeiten aufgrund richterlic­her Vorgaben genießen beim Einsatz der Kapazitäte­n im Moment absoluten Vorrang vor allen anderen Fragen“, sagte der Stadtsprec­her.

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FOTO. GATTUS (ARCHIV) Am Mittwoch und Donnerstag wurden unterschie­dliche Objekte in Solingen duchsucht.

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