Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
See You zieht einen Schlussstrich
Die Solinger Kultband spielen bis noch bis zum Jahresende auf zahlreichen Bühnen, dann ist Feierabend. Das Aus kommt überraschend. Es gebe aber keinen Streit, betonen die Musiker.
SOLINGEN Die gute Nachricht zuerst: Alle Fans von See You können sich ab Mai auf viele Auftritte der längst zur Kultband gewordenen Gruppe freuen. „Dürpelfest, Wupper in Flammen, Feuerwehrfest Mangenberg, 650-Jahr-Feier auf dem Mühlenplatz“, zählt Jo Stüpp, Drummer und organisatorischer Kopf exemplarisch auf. „Wir werden auf vielen Bühnen stehen und haben da richtig Bock drauf.“
Das diesjährige Motto der Band – „Komm, wir gehen noch mal steil“– kündigt aber schon an, dass mit dieser Vorfreude eine schlechte Nachricht verbunden ist, für SeeYou-Fans die schlechteste überhaupt: „Wir hören auf“, sagt Stüpp. „Ende des Jahres ist Schluss. Im Dezember werden wir uns von unserem Publikum verabschieden.“
Wie aber passt das zusammen, die Freude auf die nächsten Konzerte und das nahende Aus? „Es gibt keinerlei Streit“, sagt Bassist Roman Zöls nachdrücklich. „Das zu betonen, ist uns ist ganz wichtig.“Das Gegenteil sei der Fall: „In all den Jahren sind wir die besten Freunde geworden. Das persönliche Band zwischen uns ist stark und wird auch weiter halten.“Was aber sind dann die Gründe für den lange gereiften Entschluss, mit der „Volljährigkeit“, wie Frontmann Michael „Mickes“Schnäbelin schmunzelnd die 18 Jahre See You nennt, das Ende zu verkünden?
„Es war eine tolle Zeit, aber inzwischen sind wir nicht nur Musiker, sondern leiten miteinander gefühlt eine Firma“, gibt Jo Stüpp Einblick in die Gedanken der Band. „An den Auftritten, die jedes Mal großen Spaß machen, hängt ein in den Jahren immer größer gewordener Organisationsund Verwaltungsapparat, der schleichend und zunächst kaum spürbar die Freude an der ganzen Sache schmälert.“
Dazu komme, dass der Anspruch, musikalisch nicht stillzustehen, sondern immer noch eins draufzusetzen, allmählich Druck mache, ergänzt Keyboarder Daniel Schnäbelin. „In all den Jahren sind wir im Niveau Schritt für Schritt nach oben gestiegen, haben immer wieder neue Ideen gehabt und spannende Projekte entwickelt. Das war bis hierher gut, aber wir alle spüren, dass uns die frische Unbefangenheit des Anfangs verloren gegangen ist.“
Rückblickend hat See You deutlich mehr Spuren in der Stadt hinterlassen als Erinnerungen an eine tolle Coverband. Immer wieder überraschten die sechs Musiker mit eigenen Liedern und passenden, aufwendig gedrehten Video-Clips dazu. „Einmal haben wir morgens um halb fünf auf einem Feld auf den Sonnenaufgang gewartet für einen besonderen Film-Moment“, erzählt Stüpp schmunzelnd.
Er erinnert auch an anderes, etwa an den Weihnachts-Song gemeinsam mit vielen Solinger KünstlerKollegen während der Pandemie und an die zahlreichen Open-Air-Auftritte auf Stadtfesten, mit denen die Fangemeinde stetig wuchs. Viele kleine, berührende Momente flankierten die großen Gefühle, zum Beispiel die Freude eines Fans im Grundschulalter über eine erfüllte Bitte, nämlich ein zusammengestelltes Album mit Liedern, Texten und Fotos. Toll sei auch gewesen, für Dreharbeiten an normalerweise nicht zugänglichen Orten zu sein. „Das Dach des Klinikums und des Theaters, die Müngstener Brücke“, zählt Stüpp auf.
Jedes Band-Mitglied hat rückblickend individuelle Lieblingsaugenblicke. „Der Draht zum Publikum bei unseren eigenen Konzerten“, schwärmt etwa Mickes Schnäbelin, der sich mit Marc Blümel den Gesang teilt. „Das war und ist immer ein Spiel mit verteilten Rollen: Marc hat die geniale Stimme und ich mache den Kasper“, sagt er. Sein
Grinsen dabei lässt erahnen, wie viel Spaß ihm genau das auch in der Rückschau noch macht. Wie geht es weiter, wenn die letzte Bühne geräumt ist? „Das liegt im Zukunftsnebel und ist noch nicht Thema“, sagt Jo Stüpp. „Unser Motto ‚Komm, wir gehen nochmal steil‘ soll in diesem Jahr erlebtes Programm sein. Wir stecken unsere Energie und Kreativität ein letztes Mal in unsere Performance und freuen uns auf unsere Fans, bei denen wir uns damit für die super Zeit bedanken wollen.“
Nächste Auftritte: Sonntag, 19. Mai Pfingstturnier des
TSV Solingen.
24. bis 26. Mai Dürpelfest in Ohligs. Samstag, 1. Juni Fest der Freiwilligen Feuerwehr am Mangenberg. Freitag, 16. August Hahneköpperfest in Gräfrath. Freitag, 23. August 650 Jahre Solingen auf dem Mühlenplatz.