Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Das Bürgerhaus-Süd soll wieder glänzen

Timo Trossin hat das Erbe seiner Mutter Sabine angetreten. Der 22-Jährige ist neuer Vorsitzend­er des Betreiberv­ereins. Der kann nur überleben, wenn er das Bürgerhaus-Süd an der Auguststra­ße gut auslastet. Und er hat Ideen.

- VON MELISSA WIENZEK

REMSCHEID Als er das erste Mal nach dem Tod seiner Mama wieder durch die Glastür ging, stieg dieses beklemmend­e Gefühl in ihm auf. Und hielt auch noch etwas an. „Das war anfangs sehr komisch.“Denn in diesem Haus hatte seine Mama gelebt. Obwohl sie hier nicht wirklich gewohnt hatte.

Denn das Bürgerhaus-Süd war das „Baby“von Sabine Trossin. Den Großteil ihres Lebens hatte sie in dem Eckhaus an der Auguststra­ße verbracht, tröstete weinende Kinder in den Spielgrupp­en, förderte sie mit Malen, Basteln und Bewegung, organisier­te Lotten und Sommerfest­e und pflegte die guten Beziehunge­n zu den Vereinen, die hier ihre Heimat haben. Sabine Trossin war die gute Seele des Bürgerhaus­es-Süd. Als sie starb, war es lange Zeit erst einmal ganz ruhig im Haus. Alle waren geschockt.

Doch nun führt Sabine Trossins Sohn Timo ihr Erbe fort. „Was sie aufgebaut hat, darf einfach nicht verschwind­en“, sagt er. Der 22-Jährige übernimmt in einer Zeit, in der viele junge Menschen keine Verantwort­ung mehr übernehmen wollen, den Vorsitz des Betreiberv­ereins, der das Gemeinscha­ftshaus zusammenhä­lt. Ein ganzes Team stärkt ihm dabei den Rücken. Denn viele, die im neu gewählten Vorstand mitwirken, gehen auch schon lange hier ein und aus: Melina Schwiertz, Eckhard Knispel, Bettina Buk, Holger Fischer, Maleen Müller. So wie auch Timo Trossin selbst. Natürlich nahm ihn seine Mutter mit vom Struck in „ihr Haus“, wenn sie hier war, Timo lief schon als kleines Kind zwischen den Gästen auf dem Sommerfest herum, die Mädels vom Ehringhaus­er Frauenchor, die hier ihre Vereinsstä­tte haben, kennen ihn schon lange. Später zog er mit seinen Freunden nachmittag­s zur Auguststra­ße, um bei der „Offenen

Tür“zu zocken, zu quatschen, aber auch, um den Hof zu fegen. „Die besten Partys waren aber der Kinderkarn­eval“, sagt er lachend.

Als Vereinsvor­sitzender will er aber nicht nur das Haus am Leben halten, Bingo-Abende organisier­en, Kontakte pflegen. Er will sich auch selbst einbringen: Nach seiner Ausbildung zum Sozialassi­stenten will er nun Sonderpäda­gogik oder Soziale Arbeit studieren – um danach wieder die „Offene Tür“für die Jugendlich­en im Bürgerhaus anbieten zu können. Also das, was ihn selbst hier so geprägt hat. Und was es jetzt seit einiger Zeit nicht mehr gibt. „Ich denke, das ist gerade jetzt nach Corona ganz wichtig – die Jugendlich­en wieder aus der Wohnung und den digitalen Medien herauszuho­len.“Dazu ist man bereits mit der Stadt in Gesprächen. Denn für die „Offene Tür“braucht es einen Verantwort­lichen mit einer speziellen berufliche­n Qualifikat­ion. Man fand bislang keine pädagogisc­he Fachkraft.

Der Verein will nun neu durchstart­en – und dem Bürgerhaus-Süd zu neuem Glanz verhelfen. „Denn viele fahren hier einfach nur vorbei und wissen gar nicht, dass es hier einen Treffpunkt gibt“, sagt Timo Trossin und betont: „Das Bürgerhaus-Süd ist nicht nur ein Haus für die Menschen im Südbezirk, sondern für alle Remscheide­rinnen und Remscheide­r.“

Die können die Räume nicht nur für ihre Feiern, Kurse und Angebote mieten, sondern dürfen auch alle gern zu den Festen kommen. Denn nur damit kann das Bürgerhaus aufrechter­halten werden. Beliebte Formate wie Bingo, Sommerfest und Bürgerhaus-Café will man fortführen, zudem soll es demnächst auch wieder einen Partyabend mit Tanz, Musik, Getränken und Snacks geben, vielleicht auch mehr. Den Veranstalt­ungskalend­er plant das Team gerade, künftig will man auch mehr dafür werben. „Es wäre schön, wenn wir alle Remscheide­r hier hinbekämen. Denn hier ist Leben drin.“

Nicht nur das Leben seiner Mama Sabine. Sondern auch das der Vereine. Neben den Rot-Blauen Funken 1951 und dem Frauenchor Ehringhaus­en haben auch der Briefmarke­n-Sammler-Verein Remscheid 1935 und eine Malgruppe hier ihr Zuhause. Die Spielgrupp­e für kleine Kinder tobt zudem weiter durchs Untergesch­oss. Sie alle sorgen ebenfalls dafür, dass das Bürgerhaus-Süd am Leben bleibt.

 ?? FOTO: TINA SCHWIERTZ ?? Melina Schwiertz, Eckhard Knispel, Bettina Buk, Timo Trossin, Holger Fischer und Maleen Müller (v. l.) sind der neue Vereinsvor­stand, der das Bürgerhaus-Süd wieder zu neuem Glanz verhelfen will.
FOTO: TINA SCHWIERTZ Melina Schwiertz, Eckhard Knispel, Bettina Buk, Timo Trossin, Holger Fischer und Maleen Müller (v. l.) sind der neue Vereinsvor­stand, der das Bürgerhaus-Süd wieder zu neuem Glanz verhelfen will.

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