Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Lehrgänge für Kanufahrer auf der Wupper
Ohne einen Paddel-Führerschein geht es nicht. An acht Terminen im Jahr bietet die Biologische Station mit ihren Partnern Lehrgänge zum Naturschutz an. Aber mit der Theorie allein ist es nicht getan.
SOLINGEN Die Biologische Station Mittlere Wupper (BSMW) in Solingen startet erneut ihre Lehrgänge für künftige Bootsführer. Diese Schulungen gehören zu den unerlässlichen Voraussetzungen, um die Wupper überhaupt befahren zu dürfen. Den Grund erklärt der Leiter der Biologischen Station Mittlere Wupper, Dr. Jan Boomers: Die Ausweisung der Wupper als Naturschutzgebiet komme dem höchsten Schutzstatus gleich.
Das bedeute: „Tiere und Pflanzen haben hier Vorrang vor dem Menschen.“Will heißen: Wer ein Boot zu Wasser lassen möchte, muss dementsprechend viel beachten und sich gut auskennen. Deshalb ist das Befahren der Wupper bereits seit fast zehn Jahren im europäischen Schutzgebiet „Wupper von Leverkusen bis Solingen“nur noch mit Qualifikation erlaubt.
Mit einem offiziellen Führerschein für Bootssportler auf der Wupper können die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten bei den städtischen Behörden des Rheinisch-Bergischen Kreises nachgewiesen werden. Für den Erwerb bietet die Biologische Station in Kooperation mit dem Paddelclub Wasserwanderer Solingen und der Deutschen Sporthochschule Köln an acht Terminen pro Jahr naturschutzbezogene Qualifizierungslehrgänge an. Der Kostenpunkt: 30 Euro.
Ziel der jeweiligen Blockseminare, die im Auftrag der Städte Solingen, Remscheid, Wuppertal und Leichlingen angeboten werden: An einem Tag kann in einem Theorieteil und einem daran anschließenden Praxisteil auf der Wupper der Führerschein erworben werden.
„Es ist sowohl Fachwissen erforderlich, um die Natur nicht zu beschädigen, und man muss darüber hinaus auch in der Lage sein, das Boot zu führen“, erläutert Jan Boomers die vielfältigen ökologischen, motorischen und technischen Anforderungen der Schulung. Aber es lohne sich, den Schein zu erwerben, berichtet er aus eigener Erfahrung:
„Die Fahrt ist sehr attraktiv, weil es eine schöne lange Strecke ist. Sie dauert etwa drei Stunden.“Gemeint ist damit die Route vom Einstieg am Wanderparkplatz an der L 74, über die Kohlfurt, Müngsten und Leichlingen, bis nach Leverkusen.
Der Status als Naturschutzgebiet, aber auch Streckenabschnitte, die besondere Aufmerksamkeit erfordern, machen den Führerschein speziell auf dieser Strecke erforderlich. Beispielsweise dürfen die Wehre am Auerkotten und am Wipperkotten nicht überfahren werden. Bei Missachtung der Vorschriften drohen Bußgelder. Es gebe aber auch Nebenarme und Parallelstrecken, die aus ökologischer Sicht unbedenklicher seien und dem Landschaftsschutz weniger unterliegen. Auf diesen Strecken ist auch kein spezieller Schein notwendig, so Boomers. Diese Routen würden entsprechend gerne von Touranbietern gewählt. Und: In Gruppen, wie beispielsweise bei gebuchten Touren, reicht es, wenn eine Person oder ein begleitender Tour-Guide in Besitz einer Lizenz ist.
Dennoch würden sich viele für eine eigene Bescheinigung entscheiden. „Die Nachfrage ist ungebrochen“, freut sich Boomers über die Annahme des Angebotes in den letzten Jahren. Zunächst stehen dabei im theoretischen Teil die Bedeutung von Naturschutzgebieten sowie rechtliche Grundlagen und allgemeine Regeln auf dem Lehrplan. Diese seien kreisübergreifend einheitlich, um das Befahren zu erleichtern, beruhigt Boomers. Lediglich innerhalb des Stadtgebietes Leverkusen würden Sonderregeln gelten. Auf folgende unerlässliche Punkte weist Boomers besonders hin:
Es sind ausschließlich Boote bis zu vier Personen zugelassen.
Zu beachten ist der Mindestpegel der Wupper: Es gilt stets der 24-Stunden-Mittelwert des Vortags, um frühzeitig Planungssicherheit zu gewährleisten.
Einstiege, Ausstiege und Umstiege sind nur an den offiziell ausgewiesenen Stellen erlaubt.
Ein Befahren der Wupper ist sowohl im Sommer als auch im Winter ausschließlich zwischen 9 und 18 Uhr gestattet, um die Lärmbelastung in den Aktivitätsphasen der Tiere auf ein vertretbares Maß zu beschränken. Eine Gruppe darf aus maximal 40 Personen bestehen, die entsprechend auf die Boote aufgeteilt werden. Innerhalb einer solchen Gruppe sind maximal 15 Boote zulässig. Eine Gesamtobergrenze, wie viele Boote die Wupper pro Tag befahren dürfen, gibt es allerdings nicht.
Besonders für Schulklassen oder über Tourenanbieter gebuchte Fahrten gilt: Für zehn Boote ist je ein Guide erforderlich.
Zwischen einzelnen Gruppen ist ein zeitlicher Abstand von jeweils 15 Minuten zu beachten.
Staken mit dem Paddel oder einem Stecken ist ebenfalls nicht erlaubt, um das Sediment nicht zu beschädigen oder aufzuwühlen.
Außerdem ist stets die Fahrspur zu wählen, die ausreichend Wasser vorzuweisen hat.
Es gilt also viel zu beachten. Anschließend folgt noch eine Einweisung in die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Dann wird die Strecke zunächst einmal virtuell befahren, bevor es zum Abschluss in die Boote und auf die Wupper geht.
Termine Die nächste Schulung findet am 6. Juli von 10 bis 17 Uhr statt. https://www.bsmw.de/veranstaltungen/fortbildungen/