Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Der Druck auf die Stadtspitze nimmt zu
Wenn es um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland geht, werden Politiker aller Farben nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, dass mehr Menschen wieder mehr arbeiten gehen, dass Fachkräfte ihre erlernten Fähigkeiten zum Wohle der Gemeinschaft verstärkt wieder auf dem Arbeitsmarkt einbringen.
Kindern zu haben, bleibt dabei aber weiterhin ein Bremsklotz. Ein Arbeitsverhältnis nimmt nur auf, wer sicher sein kann, dass sein Kind in dieser Zeit verlässlich betreut wird. Erst im Kindergarten, später in der Grundschule. Dazu braucht es nicht nur ausreichend Erzieher in der Kita und genug Lehrer, Betreuer, Erzieher und Köche in Schule und OGS, sondern auch den für diese Menschen nötigen Platz.
Angebote, bei denen die Stadt Remscheid weiter ins Hintertreffen gerät. Der Kita-Ausbau stockt schon etwas länger, nun sorgt die wachsende Raumnot an Schulen dafür, dass zwischen dem Bedarf nach Ganztagsbetreuung und den tatsächlich vorhandenen Plätzen in den Schulen eine größere Lücke klafft.
In Remscheid ist es zu diesem gesellschaftlich brisanten Thema sehr lange verhältnismäßig ruhig geblieben. Diese Phase endet offensichtlich gerade. Kurz nach der Lehrer-Gewerkschaft GEW legt nun auch der größte Träger der offenen Ganztagsbetreuung, der Verein
die Verlässliche, den Finger in die Wunde.
Obwohl das Problem wachsender Schülerzahlen und die sich daraus ergebende Platznot an den Schulen seit Jahren bekannt ist, kommen die nötigen Schulanbauten nicht voran. Auch die versprochenen Container für die Übergangsphase bis zum tatsächlichen Neubau sind noch nicht gesichtet worden. Die Zweifel an den Schulen wachsen.
Verständlich also, dass bei den Eltern die Sorgen vor dem neuen Schuljahr größer werden, das bereits in drei Monaten beginnt. Bei der Verlässlichen, so berichtete Geschäftsführer Matthias Spaan jetzt vor Journalisten, rufen manche Eltern mittlerweile wöchentlich an, weil sie hoffen, doch noch irgendwie einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu ergattern. Daran hängen Existenzen.
Nachvollziehbar ist darum auch die Frage, warum man in dieser schwierigen Situation in der Stadtverwaltung die Priorität nicht auf die Grundschulen gelegt hat. Hier klopfen die vielen Kinder, die einen großen Teil des prognostizierten Bevölkerungswachstums bis 2043 ausmachen, als erste an.
Anfang Juni findet die letzte Sitzung des Schulausschusses vor der Sommerpause statt. Auf den Bericht zum Stand des Ausbauprogramms an den Schulen darf man gespannt sein. Positive Nachrichten sind mehr denn je ausdrücklich erwünscht.