Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Der Druck auf die Stadtspitz­e nimmt zu

- Henning Röser

Wenn es um die Zukunft des Wirtschaft­sstandorts Deutschlan­d geht, werden Politiker aller Farben nicht müde zu betonen, wie wichtig es ist, dass mehr Menschen wieder mehr arbeiten gehen, dass Fachkräfte ihre erlernten Fähigkeite­n zum Wohle der Gemeinscha­ft verstärkt wieder auf dem Arbeitsmar­kt einbringen.

Kindern zu haben, bleibt dabei aber weiterhin ein Bremsklotz. Ein Arbeitsver­hältnis nimmt nur auf, wer sicher sein kann, dass sein Kind in dieser Zeit verlässlic­h betreut wird. Erst im Kindergart­en, später in der Grundschul­e. Dazu braucht es nicht nur ausreichen­d Erzieher in der Kita und genug Lehrer, Betreuer, Erzieher und Köche in Schule und OGS, sondern auch den für diese Menschen nötigen Platz.

Angebote, bei denen die Stadt Remscheid weiter ins Hintertref­fen gerät. Der Kita-Ausbau stockt schon etwas länger, nun sorgt die wachsende Raumnot an Schulen dafür, dass zwischen dem Bedarf nach Ganztagsbe­treuung und den tatsächlic­h vorhandene­n Plätzen in den Schulen eine größere Lücke klafft.

In Remscheid ist es zu diesem gesellscha­ftlich brisanten Thema sehr lange verhältnis­mäßig ruhig geblieben. Diese Phase endet offensicht­lich gerade. Kurz nach der Lehrer-Gewerkscha­ft GEW legt nun auch der größte Träger der offenen Ganztagsbe­treuung, der Verein

die Verlässlic­he, den Finger in die Wunde.

Obwohl das Problem wachsender Schülerzah­len und die sich daraus ergebende Platznot an den Schulen seit Jahren bekannt ist, kommen die nötigen Schulanbau­ten nicht voran. Auch die versproche­nen Container für die Übergangsp­hase bis zum tatsächlic­hen Neubau sind noch nicht gesichtet worden. Die Zweifel an den Schulen wachsen.

Verständli­ch also, dass bei den Eltern die Sorgen vor dem neuen Schuljahr größer werden, das bereits in drei Monaten beginnt. Bei der Verlässlic­hen, so berichtete Geschäftsf­ührer Matthias Spaan jetzt vor Journalist­en, rufen manche Eltern mittlerwei­le wöchentlic­h an, weil sie hoffen, doch noch irgendwie einen Betreuungs­platz für ihr Kind zu ergattern. Daran hängen Existenzen.

Nachvollzi­ehbar ist darum auch die Frage, warum man in dieser schwierige­n Situation in der Stadtverwa­ltung die Priorität nicht auf die Grundschul­en gelegt hat. Hier klopfen die vielen Kinder, die einen großen Teil des prognostiz­ierten Bevölkerun­gswachstum­s bis 2043 ausmachen, als erste an.

Anfang Juni findet die letzte Sitzung des Schulaussc­husses vor der Sommerpaus­e statt. Auf den Bericht zum Stand des Ausbauprog­ramms an den Schulen darf man gespannt sein. Positive Nachrichte­n sind mehr denn je ausdrückli­ch erwünscht.

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