Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Klinikum – wie groß ist die Hypothek für die Zukunft?
2024 ist ein Schicksalsjahr für das Städtische Klinikum Solingen. Denn während die Aus- und Umbauarbeiten schon laufen, steht noch nicht fest, welchen Anteil der Investitionssumme das Land übernimmt.
Das Städtische Klinikum Solingen durchläuft derzeit einen turbulenten Wandel. Die Einrichtung muss nach Schließung der Kplus-Krankenhäuser drohende Defizite in der Gesundheitsversorgung der Region ausgleichen, indem es wächst. Der ohnehin geplante Aus- und Umbau muss nun einige Nummern größer ausfallen – und wird damit teurer als ursprünglich geplant. Das ist zum einen zwar ein gutes Signal, scheint die Zukunft des Hauses doch nun über viele Jahre gesichert zu sein.
Zum anderen aber sind im Rahmen von Umstrukturierung und Umbau dreistellige Millionenbeträge zu stemmen, von denen noch nicht klar ist, wie viel davon das Land übernimmt. Der Förderantrag ist gestellt. Doch „Sie werden mit dem Förderbescheid nicht zufrieden sein“, hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bereits bei seinem Besuch im Klinikum im Februar dieses Jahres angekündigt.
Dabei gilt: Je größer der Förderbetrag, desto besser. Denn diejenigen Kosten, die das Land nicht bezahlt, bildet die Hypothek für die Zukunft, die dem Städtischen Klinikum Solingen auf die Schultern gelegt wird. Schließlich wird die Schuldentilgung das – einst defizitäre – Krankenhaus als Tochtergesellschaft einer Stadt mit leeren Kassen aus eigener Kraft erwirtschaften müssen. Und damit kommt die zweite Hürde ins Spiel: Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird künftig auch die Einnahmensituation des Klinikums regeln. Und ob das in Rede stehende Modell die Finanzierung auskömmlich gestalten wird, bezweifeln Fachleute. Allen voran Matthias Blum, Chef der Krankenhausgesellschaft NRW: „Der Entwurf bereitet eine Zentralisierung der Versorgung vor. Darin wird den ländlich gelegenen Krankenhäusern eine eher untergeordnete Rolle zugestanden, obwohl viele über eine exzellente Spezialisierung verfügen.“Wobei Solingen, obwohl Großstadt, eher zur ländlichen Region zugeordnet werden kann.
Welche Folgen das hat, hat das Klinikum bereits zu spüren bekommen: Das Perinatalzentrum, also die Kinderintensivstation, wird nicht mehr mit dem Qualitätsstatus Level 2 ausgezeichnet. Dazu Laumann: „Das Perinatalzentrum wird eine Schwerpunktabteilung bleiben, aber nicht mehr mit Level 2.“Da gebe es im Umland andere Zentren mit einer höheren Behandlungszahl, die diese Einstufung eher verdienten.
Welche weiteren Veränderungen auf das Klinikum zukommen, steht noch nicht fest. Ergebnisse der Reform soll es Ende des Jahres geben. Doch die Ankündigung von Prof. Dr. Martin Eversmeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung und Kaufmännischer Geschäftsführer, macht hellhörig: „Wir werden uns auf erhebliche Veränderungen einstellen müssen.“Im September soll der Förderbescheid eingehen. Bis dahin heißt es: Daumen drücken.