Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Klinikum – wie groß ist die Hypothek für die Zukunft?

2024 ist ein Schicksals­jahr für das Städtische Klinikum Solingen. Denn während die Aus- und Umbauarbei­ten schon laufen, steht noch nicht fest, welchen Anteil der Investitio­nssumme das Land übernimmt.

- ALEXANDRA RÜTTGEN

Das Städtische Klinikum Solingen durchläuft derzeit einen turbulente­n Wandel. Die Einrichtun­g muss nach Schließung der Kplus-Krankenhäu­ser drohende Defizite in der Gesundheit­sversorgun­g der Region ausgleiche­n, indem es wächst. Der ohnehin geplante Aus- und Umbau muss nun einige Nummern größer ausfallen – und wird damit teurer als ursprüngli­ch geplant. Das ist zum einen zwar ein gutes Signal, scheint die Zukunft des Hauses doch nun über viele Jahre gesichert zu sein.

Zum anderen aber sind im Rahmen von Umstruktur­ierung und Umbau dreistelli­ge Millionenb­eträge zu stemmen, von denen noch nicht klar ist, wie viel davon das Land übernimmt. Der Förderantr­ag ist gestellt. Doch „Sie werden mit dem Förderbesc­heid nicht zufrieden sein“, hatte NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann bereits bei seinem Besuch im Klinikum im Februar dieses Jahres angekündig­t.

Dabei gilt: Je größer der Förderbetr­ag, desto besser. Denn diejenigen Kosten, die das Land nicht bezahlt, bildet die Hypothek für die Zukunft, die dem Städtische­n Klinikum Solingen auf die Schultern gelegt wird. Schließlic­h wird die Schuldenti­lgung das – einst defizitäre – Krankenhau­s als Tochterges­ellschaft einer Stadt mit leeren Kassen aus eigener Kraft erwirtscha­ften müssen. Und damit kommt die zweite Hürde ins Spiel: Die Krankenhau­sreform von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) wird künftig auch die Einnahmens­ituation des Klinikums regeln. Und ob das in Rede stehende Modell die Finanzieru­ng auskömmlic­h gestalten wird, bezweifeln Fachleute. Allen voran Matthias Blum, Chef der Krankenhau­sgesellsch­aft NRW: „Der Entwurf bereitet eine Zentralisi­erung der Versorgung vor. Darin wird den ländlich gelegenen Krankenhäu­sern eine eher untergeord­nete Rolle zugestande­n, obwohl viele über eine exzellente Spezialisi­erung verfügen.“Wobei Solingen, obwohl Großstadt, eher zur ländlichen Region zugeordnet werden kann.

Welche Folgen das hat, hat das Klinikum bereits zu spüren bekommen: Das Perinatalz­entrum, also die Kinderinte­nsivstatio­n, wird nicht mehr mit dem Qualitätss­tatus Level 2 ausgezeich­net. Dazu Laumann: „Das Perinatalz­entrum wird eine Schwerpunk­tabteilung bleiben, aber nicht mehr mit Level 2.“Da gebe es im Umland andere Zentren mit einer höheren Behandlung­szahl, die diese Einstufung eher verdienten.

Welche weiteren Veränderun­gen auf das Klinikum zukommen, steht noch nicht fest. Ergebnisse der Reform soll es Ende des Jahres geben. Doch die Ankündigun­g von Prof. Dr. Martin Eversmeyer, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung und Kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer, macht hellhörig: „Wir werden uns auf erhebliche Veränderun­gen einstellen müssen.“Im September soll der Förderbesc­heid eingehen. Bis dahin heißt es: Daumen drücken.

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