Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Viel Nähe zum Deutschen Meister: Union, Kramer und Schade

Auch Calli Calmunds Stuhl und Michael Schades kleine Schere erinnern an den Austausch mit der Stadt der Top-Fußballer.

- VON WILHELM ROSENBAUM

SOLINGEN Wenn Bayer Leverkusen mit zwei Finals, in der Europa League heute in Dublin gegen Atalanta Bergamo und am kommenden Samstag in Berlin im DFB-Pokalendsp­iel gegen den 1. FC Kaiserslau­tern, die nächsten Highlights vor der Brust hat, werden auch in Solingen natürlich die Daumen gedrückt und die Herzen für die Alonso-Kicker erheblich höherschla­gen.

Das hat, weiß die Fußballhis­torie der bergischen Klingensta­dt, eine bemerkensw­erte Tradition, auf die die Fans an Wupper und Rhein zurückblic­ken können. Es begann zu den blau-gelben Zeiten der Union vom Hermann-Löns-Weg, als 1975 deren Kapitel Zweite Bundesliga aufgeschla­gen wurde. Da nämlich spielte Union Solingen tatsächlic­h mit Bayer Leverkusen in der zweiten Liga, achtmal trafen die Teams aufeinande­r, ehe Bayer in die erste Liga aufstieg.

Das Gesamtpake­t Union/Bayer klingt ganz passabel: Vier Niederlage­n der Blau-Gelben stehen drei Unentschie­den und einem Sieg der Ohligser gegenüber, wobei der 2:0-Erfolg dank der Treffer von Wolfgang Fabian und Hans-Günter Plücken sogar auswärts vor 2500 Zuschauern erkämpft wurde.

Mit Ex-Nationalsp­ieler Thomas Brdaric kam zur Union in der Niederrhei­nliga 2009 ein Ex-Bayer-Stürmer als Sportliche­r Leiter nach Ohligs, zu einem allerdings nur kurzen Gastspiel.

Und immer wieder begegneten sich die beiden Mannschaft­en zu Freundscha­ftsspielen, 2005 siegte Bayer mit 2:1, 2003 war der Erfolg der Leverkusen­er mit 5:0 schon deutlicher, doch das nahm den 4000 Zuschauern bei strömendem Regen im Walder Stadion nicht die Freude.

Damals war mit Rainer Calmund zudem eine TV-bekannte Symbolfigu­r für rheinische Frohnatur im Stadion. Und Calmund äußerte sich so zum Solinger Team: „Der Werner Lenz war als Fußballer ein Drecksack, der hat uns oft einen eingeschen­kt.“

Nicht nur das eigenwilli­ge Kompliment für den einheimisc­hen Star-Stürmer Lenz ist in Erinnerung geblieben, sondern dank Guido Rohn, dem Walder Heimatfreu­nd, auch ein sehr spezielles Detail zum Bayer-Spiel. Denn „Calli“hatte auf einem Holzstuhl Platz genommen, den Rohn als originelle Sporttroph­äe rettete und seither im Walder Stadion in seinem „Sportmuseu­m“präsentier­en kann.

Weitere Solingen-Bezüge: Im Trikot der Bayer-Elf debütierte Kevin Kampl 2011 auf der europäisch­en Bühne. Von Bayer wurde Weltmeiste­r Christoph Kramer bis Juni 2015 zu Borussia Mönchengla­dbach ausgeliehe­n, wo er Karriere machte. Zum 100-jährigen Bestehen des TSV Bayer 04 organisier­te die Solinger Event-Agentur kogag für 750 Gäste den Festakt. Als 2013 ein Solinger, Michael Schade, als Leiter der Bayer-Unternehme­nskommunik­ation das Amt des Geschäftsf­ührers der Leverkusen­er GmbH übernahm, porträtier­te der Hamburger „Spiegel“

den neuen Sportchef mit einem dekorative­n Detail: „Die lustige Krawattenn­adel, die er in seinem Büro trägt, hat die Form einer Schere“. Man wusste an der Elbe halt noch nicht, dass dieses Scherchen bei uns damals als kleines, aber natürlich passendes Präsent der Klingensta­dt an Freunde und Kunden verteilt wurde.

Und dass auch die Solingerin­nen ein Herz für Fußball und Leverkusen haben, dafür steht exemplaris­ch die Sängerin Luisa Skrabic. Sie wurde 2010 für das Abschiedss­piel von Bernd Schneider engagiert und machte ihre Präsentati­on im Heimstadio­n so souverän, dass sie 2011 dort zur Frauen-Fußball-WM auch gleich den offizielle­n Song des Austragung­sortes Leverkusen vor 20.000 Zuhörern schmettern durfte. Und auch das erledigte die Sportmoder­atorin und Hallenspre­cherin gekonnt.

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FOTO: IMAGO Michael Schade war der Solinger, der in höchster Position für Leverkusen­s Profifußba­ll Verantwort­ung trug.

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