Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bewährungs­strafe für Cannabis-Gärtner

Glück für zwei Betreiber einer Plantage: Das neue Cannabis-Gesetz greift für sie.

- VON SABINE MAGUIRE

REMSCHEID/WUPPERTAL Zwei Männer saßen am Wuppertale­r Landgerich­t auf der Anklageban­k. Sie hatten auf der Cannabis-Plantage am Güldenwert­her Hof „gegärtnert“, nun wurden sie zu 20 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Nach dem Inkrafttre­ten des Konsumcann­abisgesetz­es (KCanG) werden mildere Strafen verhängt, als es in der Vergangenh­eit für vergleichb­are Delikte üblich war. Die beiden Albaner waren in ihrem Heimatland angeworben worden, sie hätten, so die Vorsitzend­e Richterin, „der finanziell­en Not entrinnen und ihre Familien unterstütz­en“wollen.

Das illegale Treiben am Güldenwert­her Hof war eher zufällig in den Fokus der Justiz geraten. Nachbarn war aufgefalle­n, dass sich Leute in dem eigentlich leer stehenden Gebäude aufgehalte­n hatten. Außerdem war da dieser verdächtig­e Geruch, den man immer dort wahrnimmt, wo jemand einen Joint raucht. Auch das hatten Zeugen der Polizei gemeldet, vermutlich haben sich die Angeklagte­n selbst

„um Kopf und Kragen“geraucht. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich die „Gärtner“an der Ernte bedienen und damit die Ermittlung­en ins Rollen bringen. Erst kürzlich wurde ein ähnlicher Fall am Landgerich­t verhandelt, da hatten die Angeklagte­n mit ihrer Kifferei den Feuermelde­r ausgelöst und so die Rettungskr­äfte auf den Plan gerufen.

Am „Güldenwert­her Hof“stand nicht die Feuerwehr, sondern die Polizei vor der Türe. Die Staatsanwa­ltschaft hatte nach den Meldungen durch die Nachbarn und durch die eigenen Ermittlung­en einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss beantragt, der im November 2023 vollstreck­t wurde. Dabei hatten die Beamten die beiden nun angeklagte­n Männer angetroffe­n.

Wie so oft bleiben auch hier die Hintermänn­er im Dunkeln, die Angeklagte­n seien „die kleinsten Rädchen im Getriebe“gewesen. Von anderen Fällen weiß man, dass die „Gärtner“deren Namen nicht kennen.

Auch in dem leer stehenden Gebäude am Güldenwert­her Hof waren die Räume profession­ell umgebaut worden. Wie in derartigen Plantagen üblich, wurde reichlich Equipment ins Haus und nach der Razzia wieder heraus geschleppt. Hydrometer, Rankhilfen, Heizlüfter: Das und noch einiges mehr stand bei der Staatsanwa­ltschaft auf der Liste der eingezogen­en Gegenständ­e. Mehr als 1800 Pflanzen mit einem Gesamtgewi­cht von knapp 79 Kilogramm Marihuana hatte das THW aus dem Haus geholt und bei der Müllverbre­nnung abgeliefer­t.

Um nicht durch den hohen Stromverbr­auch aufzufalle­n, wird üblicherwe­ise die Stromleitu­ng jenseits des Zählers „angezapft“. Der „Elektriker“, der Sicherunge­n im Haus eingebaut hatte und dafür mit 500 Gramm Marihuana entlohnt worden war, wurde vor zwei Wochen zu 16 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Verhandlun­g wegen der Plantage am „Güldenwert­her Hof“war innerhalb weniger Monate bereits der vierte Prozess, in dem es um Drogenhand­el in Remscheid in großem Stil ging. Auch in einer ehemaligen Bankfilial­e in der Allee, in der Villa Mandt und in der Büchener Straße hatte es im vergangene­n Jahr Razzien gegeben, die dort angetroffe­nen „Gärtner“wurden bereits verurteilt.

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SYMBOLFOTO: DPA Vor Gericht waren zwei Männer mit „grünen Daumen“.

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