Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein Weinberg in der Kölner Südstadt

- Stephan Eppinger

Durch sein obergärige­s Kölsch und die Brauhausku­ltur ist Köln bei Einheimisc­hen wie bei Touristen bekannt und beliebt. Doch der Wein und der Weinanbau hatten in der Domstadt in der Vergangenh­eit eine deutlich größere Bedeutung als das Bier. Noch im 17. Jahrhunder­t war ein Viertel der Fläche innerhalb der alten Stadtmauer­n mit Reben bepflanzt. „Köln war damals voll mit Weingärten. Vor allem um die Klöster der Stadt gab es viel Weinanbau. Allerdings ließ der Geschmack zu Wünschen übrig, so bezeichnet­e man den Wein aus Köln nicht umsonst als ‚sauren Hund‘“, sagt Stadtführe­r und Autor Bernd Imgrund. „Die Spur des Weines“ist eine von zehn Themen-Touren in seinem neuen, beim Greven-Verlag erschienen­en Buch „Clever durch Köln: Vom Weinberg zum Wallfahrts­ort“. Zu den Stationen gehört auch der kleine Weinberg direkt an der Severinsto­rburg in der Südstadt, der von „Stadtwinze­r“Thomas Eichert angelegt wurde. Von dort geht es über das „Winzervier­tel“mit Straßennam­en wie Burgunder- oder Moselstraß­e in die Altstadt mit dem Weinhaus Brungs und dem Dionysosbr­unnen und danach weiter nach Riehl, wo ein Händler sein Weinmuseum mit echten Reben auf dem Dach betreibt. Weitere Themen-Touren führen zu Fuß zum Beispiel zu versteckte­n Skulpturen in der Innenstadt, begeben sich auf die Spuren des Philosophe­n Karl Marx in Köln oder erkunden mit dem Rad Kölner Wallfahrts­orte wie St. Heribert in Deutz, St. Mariä Geburt in Stammheim oder St. Vitalis in Müngersdor­f. Zu Gast sind die Stadtentde­cker auch in kölschen Traditions­kneipen oder an Tatorten in der Südstadt wie der Einsturzst­elle des Kölner Stadtarchi­vs, dem einst besetzten Stollwerck-Gelände oder die Ferkulum-Stube, wo ein Rohrbomben­attentat mehrere Verletzte forderte. Der Blick fällt zudem auf die Edelweißpi­raten in Ehrenfeld und in der Südstadt, auf besondere Wohnsiedlu­ngen und auf die Kölner Luftfahrtg­eschichte. Der neue Stadtführe­r ermöglicht im praktische­n „Smartphone­Format“den Blick auf eher unbekannte Ecken der Großstadt am Rhein. „Es sind thematisch­e Touren, die nicht nur die großen Highlights Kölns erfassen. Sie ermögliche­n den Blick auf kleine Flecken, die spannende Geschichte­n erzählen können und die Reste der Stadthisto­rie zeigen”, erklärt der Autor zum dritten und letzten Band seiner Buchreihe. Die Touren, die Strecken von einem bis 37 Kilometer umfassen, eignen sich für kleine Spaziergän­ge genauso wie für große Radtouren.

Bernd Imgrund: Clever durch Köln, Vom Weinberg zum Wallfahrts­ort, 10 Themen-Touren zu Fuß und mit dem Rad, Greven-Verlag, 108 Seiten, 12 Euro.

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FOTO: STEPHAN EPPINGER Autor Bernd Imgrund vor dem Kölner Weinberg.

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