Report: Quo vadis, Sony Alpha?
Die Zukunft der spiegellosen Fotografie
REPORT | Vor gerade einmal sechs Jahren rüttelte Sony mit der Einführung der ersten A7 an den Grundfesten der Fotowelt. Viel ist seitdem passiert, und der Elektronikgigant hat es geschafft, in rasanten Entwicklungsschritten immer neue Kameras und Objektive auf den Markt zu bringen – und dabei mit Innovationen zu glänzen.
Die Taktung der neuen Modelle aus dem Hause Sony ist fast schon schwindelerregend schnell. Und da die „alten“Modelle nicht durch „neue“ersetzt werden, sondern strategisch ergänzt, haben wir es erfreulicherweise auch nicht mit der sonst so oft üblichen „Heute top, morgen Flop“-Mentalität zu tun. Das System wird schrittweise ergänzt, und wer ein Schnäppchen machen will und nicht zwangsläufig technologisch up to date sein muss, der kann sicher sein, im breiten Angebot des Herstellers tolle Kameras zu günstigen Kursen zu bekommen. Doch unabhängig davon macht Sony mit der entsprechenden Strategie klar: Man sieht sich als Innovator und Wegbereiter. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass eine Kamera in der Größe einer Alpha 7 eine derart überragende Bildqualität abliefern kann? Ohne die früher typischen Autofokus-Mängel – ganz im
Gegenteil: Ob kontinuierlicher Autofokus beim Filmen, großflächige Verteilung der Autofokuspunkte auf dem Sensor anstatt nur in der Mitte, oder der aktuelle Augen-Autofokus, der selbst Tiere identifizieren und zuverlässig scharf stellen kann. Hier ist Sony stark und profitiert als Konzern von seiner Erfahrung im Bereich Sensorherstellung, Mikroprozessortechnik und so weiter.
Die übrigen großen Hesteller wie Canon, Nikon und Co. schauten derweil eher untätig zu – zumindest konnte man diesen Eindruck gewinnen. Zwischenzeitlich hat sich dies geändert, und sowohl Canon als auch Nikon sowie Panasonic im Verbund mit Leica und Sigma versuchen seit gut einem Jahr, Sony das Leben ein bisschen schwerer zu machen. Noch hat Sony, allein was die umfassende Range an Zubehör (und insbesondere hinsichtlich des Objektivangebots) angeht, aber deut
lich die Nase vorn. Ob das so bleiben wird, wird die nahe Zukunft zeigen. Bei dem bisher gezeigten Innovationspotenzial sind wir aber eher skeptisch, ob die anderen„großen“Hersteller hier auf Dauer aufholen und mithalten können.
Blick auf die Marktentwicklung
Die Kamerabranche hat in den letzten Jahren Federn lassen müssen. Das wird auch anhand der oben gezeigten Grafik deutlich: Seit 2014 ist der Gesamtmarkt für Wechselobjektivkameras um fast 40 Prozent eingebrochen. Betrachten wir aber die spiegellosen CSCs, konnten diese in den letzten Jahren zulegen. Im Februar 2019 wurden von spiegellosen Kameras beispielsweise fast doppelt so viele verkauft wie von DSLRs. Ein Trend, der bisher ungebrochen ist. Sony hat also offenbar auf das richtige Pferd gesetzt. Mit Blick auf die Marktzahlen ist noch ein weiteres Detail interessant: Spiegellose Vollformatkameras haben mittlerweile einen Marktanteil von über 45 Prozent, während MFT und APS- C kontinuierlich Anteile verlieren. Auch dies nicht zuletzt maßgeblich beeinflusst durch die starke A7-Reihe von Sony.
In Zukunft nur noch Vollformat?
Zugegeben, das ist eine etwas überspitzte Frage und zudem spekulativ. Leitet man aber einige Erkenntnisse aus den aktuellen Zahlen ab und schaut sich zudem die Preisentwicklung der Kameras mit Vollformat-Sensoren an, kann man sich durchaus die Frage stellen: Wozu sollte ich noch eine APS- C- oder MFT-Kamera kaufen? Ein bisschen kompakter, etwas mehr effektive Reichweite – doch preislich gibt es kaum mehr Hinderungsgründe für den Umstieg aufs Vollformat. Aus rein bildqualitativen Überlegungen ohnehin schon nicht, haben die größeren Sensoren hier in der Regel doch die Nase vorn. Und gegen diese Entwicklung scheint am anderen Ende des Größenspektrums auch den Mittelformatboliden das passende Rezept zu fehlen: Zu überzeugend sind mittlerweile Dynamikumfang und Auflösung der Vollformat- Chips