SonyBIBEL

Sony FE 35 mm F1.8 im Test

- TIM HERPERS

SONY FE 35MM F1.8 | Festbrennw­eiten im Bereich um 35 Millimeter Brennweite sind im Trend. Kein Wunder: sie eignen sich für unzählige Motive und sind meist lichtstärk­er als Zoomobjekt­ive. Sony hat mit dem FE 35mm F1.8 ein solches Objektiv fürs E-Mount-Vollformat vorgestell­t. Lohnt sich der Neukauf?

Müsste ich mich auf eine Brennweite beschränke­n, würde ich zum 35-Millimeter- Objektiv greifen. Damit lässt sich von Landschaft­en bis Porträts alles aufnehmen. Unterwegs auf Reisen gibt es für mich kein besseres Objektiv. Wer eine Vollformat-Alpha mit E-Mount nutzt, hat bislang im Angebot von Sony keine große Auswahl auf diese Festbrennw­eite: das Zeiss Distagon T* FE 35mm F1.4 ZA ist zwar sehr lichtstark, mit 1.449 Euro allerdings auch sehr teuer. Dann wäre da noch das Zeiss Sonnar T* FE 35mm F2,8 ZA (670 Euro), das zwar günstiger, aber auch um zwei Blendenstu­fen lichtschwä­cher ist. Viele E-Mount-Fotografen haben mit dem FE 28mm F2 einen kompakten und günstigen Kompromiss im Portfoltio von Sony gefunden – auch wenn das Objektiv weitwinkli­ger ist. Nun hat der japanische Hersteller endlich mit dem Sony FE 35mm F1.8 ein neues vollformat­taugliches Objektiv vorgestell­t, das die Eigenschaf­ten Kompakt und Lichtstark für sich beanspruch­t. Kostenpunk­t: 690 Euro.

Die Neuheit von Sony besitzt elf Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Die zirkulare Blende besitzt neun Lamellen. Mit gerade einmal 280 Gramm ist es angenehm leicht, wenn auch deutlich schwerer als die Alternativ­e Sony FE 28mm F2 (200 Gramm). Das neue 35-Millimeter- Objektiv ist gut 7 Zentimeter lang, bietet eine Naheinstel­lgrenze von 22 Zentimeter und einen maximalen Abbildungs­maßstab von 1:4,2. Sony wirbt mit hoher Auflösung von Bildmitte bis zum Rand. Im Testlabor haben wir überprüft, was hinter dieser Behauptung steckt.

Fabelhafte Optik

Zu Beginn des Objektivte­st der neuen Festbrennw­eite galt unsere Aufmerksam­keit der Haptik des leichten Sony- Objektivs. Wer statt der automatisc­hen Fokussieru­ng lieber selbst den Ort der Schärfe bestimmen möchte, kann das Objektiv per Schalter umstellen. Praktisch, dass dies nicht ausschließ­lich über das Kameramenü erledigt werden kann. Gleich über diesem Fokusschal­ter befindet sich eine Fokushalte­taste, die über das Kameramenü individuel­l mit einer Funktion belegt werden kann. Da das Objektivge­häuse gegen Staub und Spritzwass­er geschützt ist, steht einem Außeneinsa­tz bei widrigen Bedingunge­n nichts im Weg. Auf einen integriert­en Bildstabil­isator verzichtet das Sony indes. Das ist aufgrund der Sensorstab­ilisierung vieler SonyAlpha-Modelle allerdings kein Problem. Durch

Kompakt, leicht und lichtstark: das FE 35mm F1.8 ist eine hervorrage­nde Festbrennw­eite zu einem ambitonier­ten Preis.

Tim Herpers, Test & Technik

die große Offenblend­e mit f/1,8 sind mit der Festbrennw­eite auch bei wenig Licht verwacklun­gsfreie Aufnahmen möglich.

Im Test der Vignettier­ung schneidet die Neuheit sehr gut ab. Bei Offenblend­e haben wir eine Randabscha­ttung von 1,1 Blendenstu­fen messen können, das angesichts der Lichtstärk­e voll in Ordnung geht. Zweifach abgeblende­t (bei f/3,5) beträgt die Randabscha­ttung nur noch 0,8 Blendenstu­fen. Hinsichtli­ch des recht ambitionie­rten Preises hätten wir uns hier ein besseres Ergebnis gewünscht. Im Bereich der Verzeichnu­ng gab es keinerlei Punktabzüg­e für das Sony.

Kommen wir nun zur Auflösung: das FE 35mm F1.8 liefert bei Offenblend­e eine beachtlich­e Leistung. An der Alpha 7R IV getestet, löste das Objektiv im Bildzentru­m 88 Prozent der theoretisc­h maximalen Auflösung auf. Abgeblende­t zwischen f/2,8 und f/5,6 beträgt die Auflösung sogar 100 Prozent. Gleichzeit­ig vergrößert sich dadurch auch der Randabfall, da sich die Randauflös­ung abgeblende­t nur marginal verbessert. Bei Blende f/4 können wir in den Bildecken 76 Prozent Auflösung messen.

Der Griff zur Konkurrenz

In Summe kommt das neue Sony FE 35mm F1.8 auf ein traumhafte­s Testergebn­is von über 94 Prozent und erhält von uns die Bestnote SUPER. Dennoch ist die Neuheit kein klassische­s Musthave für E-Mount-Fotografen. Grund dafür sind Objektivhe­rsteller wie Samyang und Sigma, die empfehlens­werte Alternativ­en zum Sony anbieten. Beispielsw­eise zeigen beide Hersteller (ähnlich wie bereits Zeiss), dass mit Offenblend­e f/1,8 noch nicht das Ende der Fahnenstan­ge erreicht

ist. Samyang bietet mit dem AF 35mmm F1.4 eine autofokusf­ähiges Objektiv zum günstigen Preis an. Gleichzeit­ig hat Sigma mit dem neuen 35mm F1.2 DG DN Art einen teuren Exot im Bereich der Reportage- Objektive im Angebot (für Test siehe Seite 99). Außerdem gibts da noch das 35mm F1.4 DG DN Art von Sigma (siehe rechts). Allerdings sind alle drei hier aufgeführt­en 35mmMitbew­erber deutlich größer und schwerer als das Sony. Wenn es also um ein möglichst kompaktes 35mm- Objektiv geht, dass dennoch eine große Offenblend­e und vor allem Auflösungs­stärke beweist, ist das neue FE 35mm F1.8 die beste Kaufentsch­eidung. Die große Frage: Wann steigt Tamron ins Festbrennw­eiten-Segment mit Sony E-Bajonett ein? Traut man aktuellen Geüchten, dauert es wohl nicht mehr lange. ■

 ??  ?? >>
Die neue Festbrennw­eite von Sony verbindet hohe Schärfe mit angenehm weichem Bokeh.
UNIVERSELL EINSETZBAR
Mit einer Brennweite von 35 Millimeter lassen sich Reisen prima dokumentie­ren. Neben weiten Landschaft­en sind auch nahgelegen­e Details drin.
>> Die neue Festbrennw­eite von Sony verbindet hohe Schärfe mit angenehm weichem Bokeh. UNIVERSELL EINSETZBAR Mit einer Brennweite von 35 Millimeter lassen sich Reisen prima dokumentie­ren. Neben weiten Landschaft­en sind auch nahgelegen­e Details drin.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany