MITTEN IM RAMPENLICHT
Ralph Larmann ist einer der bekanntesten Konzert- und EventFotografen – doch eine Reduktion seiner Arbeit auf diese Stichpunkte würde ihm nicht gerecht. Er begleitet nämlich nicht nur die Tourneen der größten Bands wie AC/DC und U2, sondern lichtet Oper-
Ralph Larmann ist mit seinen Kameras immer da, wo etwas los ist – von der Welttournee bis zur Operninszenierung.
Performance-Fotografie, das trifft es für Ralph Larmann am besten, will man einen Oberbegriff für den Bereich finden, in dem er sich bewegt. Seine Spezialisierung rührt aus seiner Liebe zur Musik. Bereits mit neun Jahren begann er, Schlagzeug zu spielen, studierte Popularmusik in Rotterdam und stand selbst gut 25 Jahre mit Bands auf Bühnen. Die parallel Ende der 80er- Jahre gestartete Laufbahn als Musikjournalist und Fotograf entwickelte sich derart gut, dass Larmann Mitte der 90er den Entschluss fasste, seinen beruflichen Fokus auf die Fotografie zu legen. Eine offensichtlich gute Entscheidung, blickt man auf seine Vita, in der sich beachtlich viele Namen des Musik- und Entertainmentgeschäfts sowie herausragende Veranstaltungen und Inszenierungen befinden.
Die Emotion des Augenblicks
Doch was treibt Ralph Larmann an, was reizt ihn an der Performance-Fotografie? „Da ist natürlich die Musik zum einen, aber die hört man natürlich nicht in meinen Bildern. Mein Ziel ist es, die ganze Emotion eines Augenblicks im Konzert, einer Oper, einer Inszenierung gleich welcher Art in Fotografien festzuhalten. Der Betrachter soll die Magie dieser Momente sehen und spüren. Genau das ist für mich bei jedem Auftrag die Herausforderung, denn jeder Auftrag ist gleich wichtig. Vor jedem Shooting habe ich so gesehen auch ein wenig Lampenfieber. Das ist wie damals vor den Auftritten mit meinen Bands. Und so wird jeder Auftrag mit der gleichen Akribie vorbereitet und durchdacht.“
„Die Wahl der Kameras, der Objektive und des Zubehörs ist dabei ebenso wichtig, wie sich zuvor mit der Location und der gesamten Produktion zu befassen. Dabei hilft es natürlich ungemein, einen Erfahrungsschatz mitzubringen. Die eigene Erfahrung ist ohnehin durch nichts zu ersetzen. Man kann sich heute viel anlesen oder durch Videos erfahren. Jedoch selbst vor Ort eine Fotodokumentation zu realisieren beziehungsweise eine Performance als Ganzes zu erfassen und dabei die eigene Bildsprache in den Fotografien zu entwickeln, das ist es, was mich derart antreibt, was den Beruf des Fotografen für mich so unendlich spannend macht. Dabei sind die Parallelen zu anderen Formen der Fotografie wie Landschaft, Produkt, Porträt, Sport etc. durchaus vorhanden. Ein Fotograf muss sich fortwährend mit dem optimalen Blickwinkel, mit Licht, Schatten, Bewegung, Ruhe, Charakteren und vielem mehr auseinandersetzen. Grundsätzlich gilt, dass ich als Fotograf mein Handwerk aus dem Effeff beherrschen muss, um intuitiv arbeiten zu können.“
„Überhaupt war und ist genau das mein höchstes Ziel: intuitives Arbeiten. Meine Werkzeuge derart kennen, dass ich keine Gedanken mehr an die Technik verliere, sondern Kameras und Objektive präzise auf den Punkt für
den magischen Moment einsetze. Heute fotografiere ich so selbstverständlich wie ich Schlagzeug spiele oder wie ich meine Muttersprache spreche. Und das fühlt sich verdammt gut an!“
Kamera-Ausrüstung
Ralph Larmann ist nach 28 Jahren mit Canon, zwei Jahren ergänzend mit Nikon und einigen Projekten mit der Leica S2 seit April 2015 nach und nach ins Lager von Sony gewechselt. Der Auftakt war eine Balletinszenierung an der Königlichen Oper Kopenhagen. Diese Schwanensee-Inszenierung konnte Larmann ausschließlich mit einer lautlosen Kamera ablichten, da ein Fotoshooting nur in einer regulären, mit Publikum besetzten Vorstellung möglich war.
„Sämtliche Canon-, Nikon- und alle weiteren Spiegelreflexkameras kamen nicht in Frage. Die einzige Vollformatkamera, die damals lautlos arbeiten konnte, war die Sony Alpha 7S, die ich mir umgehend anschaffte. Schließlich fotografierte ich zwei komplette Inszenierungen, ohne die Zuschauer zu belästigen. Beim zweiten Shooting erlaubte man mir gar als erstem Fotografen überhaupt, die Performance aus dem Orchestergraben abzulichten. Ein unglaubliches Privileg.“
Aktuell nutzt Ralph Larmann vier Sony Alpha 9, eine Alpha 7S II und vier Alpha 7R III. Vor der Markteinführung der Alpha 7R III nutzte er seit Mitte 2015 vier Alpha 7R II- Gehäuse.
„Welche Kameras bei einer Fotodokumentation zum Einsatz kommen, hängt von der Aufgabe und den Motiven ab. Als ich eine erste Alpha 9 Anfang Mai 2017 bei einem Konzert von Ed Sheeran in London in mein Set-up involvierte, wollte ich, da es ein Testmodell war und ich bei einem Auftrag grundsätzlich keine übermäßigen Experimente wage, die Alpha 9 lediglich bei einem Song zum Einsatz bringen. Allerdings ging die Arbeit mit der Kamera derart leicht von der Hand, dass ich sie schließlich fortwährend für das Konzert benutzte. Und die Ergebnisse waren am Ende durchweg ausgezeichnet. Die Alpha 9 ist für mich persönlich das ultimative Werkzeug, um intuitiv zu fotografieren. Noch nie hat mich eine Kamera derart bei der Arbeit unterstützt.“
„Und bei der neuen Alpha 7R III ist es ähnlich. Allerdings gefällt mir bei der Alpha 9, dass ich sowohl den Autofokusmodus als auch die Serienbildgeschwindigkeit mittels des linken Einstellrades einstellen kann. Das vermisste ich bei der Alpha 7R III beim Shooting des MetallicaKonzerts in der Londoner O2-Arena am 22. Oktober 2017. Aber dank individueller Funktionstastenbelegung konnte ich mich bislang mit diesem kleinen Defizit recht gut arrangieren.“Fotografiert Larmann ein Konzert, bei dem er ständig seinen Standort für unterschiedlichste Perspektiven wechselt, besteht sein Handkamera-Set-up aus vier Bodys (Alpha 9 und/oder Alpha 7R III) mit vier unterschiedlichen Brennweiten. Aktuell sind das: Canon Fisheye Zoom 8-15mm 1:4 mit Sigma MC-11 Adapter, Sony G 12-14mm 1:4, Sony GM 24-70mm 1:2.8 oder Sony G 24-105mm 1:4, Sony GM 70-200mm 1:2.8 oder Sony GM 100- 400mm 1:4. „Dieses aus vier Kameras und vier Brennweiten bestehende Set-up ermöglicht mir, immer genau die Brennweite zur Hand zu haben, die ich aus dem Bauchgefühl heraus für den jeweiligen Moment benötige. Diese Kombination macht mich zum einen sehr schnell und flexibel und zum anderen verliere ich keine Zeit durch Objektivwechsel. Jede Performance ist zeitlich limitiert, und viele Performances – wie zum Beispiel ein Eurovision-Song- ContestFinale, die Eröffnung der Olympischen Spiele oder ein Feuerwerk – passieren in ihrer Form gar nur ein einziges Mal. Somit habe ich als Fotograf eine sehr hohe Verantwortung, die Inszenierung als Ganzes möglichst umfangreich zu erfassen und dabei zugleich eine gewisse Vielfalt an Perspektiven abzulichten. Aber ganz ehrlich, ein Hochzeitsfotograf hat diese sehr hohe Verantwortung ebenso!“■
Überhaupt war und ist genau das mein höchstes Ziel: intuitives Arbeiten.