Sooner And Later Lisa Mezzacappa
Der Markt ist klein, die Konkurrenz groß, und so entschloss sich Natalia Mateo, auf ihrem zweiten Album „ De Profundis“nicht nur Covers wie die rhythmisch vertrackte Adaption eines DollyParton- Songs, sondern auch Musik aus ihrer Heimat Polen und vor allem eigene Lieder aufzunehmen. Das Resultat klingt gestalterisch pointiert, auch wenn es der jungen Sängerin noch an Präsenz und Klarheit fehlt. Der Gesamteindruck liegt vor allem an dem Sextett um Musiker wie den Gitarristen Dany Ahmad, den Saxofonisten Sebastian Gille und Drummer Fabian Ristau, die akzentsicher ein mal flirrend modern jazziges, mal rockgetöntes Soundambiente schaffen. Sie können warten, bis ein Gedanke zum Höhepunkt gereift ist. Dann drehen sie ab, ändern Tempo, Ziel oder Richtung, bringen Neues ins Spiel, kosten es aus. Mit blindem Einverständnis lassen die Pianistin Julia Hülsmann, der Kontrabassist Marc Muellbauer und der Schlagzeuger Heinrich Köbberling Melodien aufwehen, untermalen sie, reichen die Führung untereinander weiter. Eine tiefe innere Ruhe zeichnet die neun Kompositionen aus der Band sowie die in Kirgisien gehörten Melodie „ Biz Joluktuk“und eine Coverversion der Radiohead- Nummer „ All I Need“aus. Die präzise, sanfte Aufnahmetechnik unterstützt die harmonische Atmosphäre perfekt. Die Bassistin Lisa Mezzacappa gehört zur JazzAvantgarde von San Francisco um Musiker wie Ben Goldberg und Carla Kihlstedt. Hierzulande weniger bekannt, ist sie eine vorzügliche, weil höchst uneigennützige Bandleaderin und KlangErzählerin. Auf ihrer neuen CD schließt sie an den Patchwork Jazz an, den John Zorn um 1990 pflegte, umspielt ihn aber mit Mitteln zeitgenössischer Sampling- Technik, um so das facettenreiche Bild einer amerikanischen Großstadt in den Vierzigern zu entwerfen. Dieser Klangfilm ist keine Jagd wie bei Zorn, sondern wirkt wie Long Cuts, deren lange Schatten ineinander fließen wie bei einem Spaziergang im Nebel.